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KOMMENTAR: Veganer Fleischersatz verdrängt Gemüse

«Statt frische Lebensmittel wie Früchte und Gemüse verzehren Schweizer vermehrt vegane Ersatzprodukte, die nur vermeintlich gesund sind», hat die NZZ berichtet. Dies gemäss der Umfrage «Monitor Ernährung und Bewegung 2022» vom Institut GfS. Die Zeitung zitiert Präventivmediziner David Fäh: «vegane Ersatzprodukte sind stark verarbeitet und wer zu viel ultra-prozessierte Lebensmittel isst, kämpft eher mit Übergewicht und Herz-Kreislauf-Problemen».

Das Problem, dass Konsumenten anfällig sind für vermeintlich gesunde Produkte, ist nicht neu. Früher weckten vor allem vitaminierte Zuckerwaren oder zuckerreiche Frühstückscerealien mit Vitamin-Auslobung solche Illusionen. Oder zucker/fett-reiche Milchschnitten mit Betonung des Inhaltsstoffs der Milch in der Werbung. Aber dies sind Genussprodukte, die nicht in Konkurrenz zu Früchten und Gemüse standen. Heute unterliegen die Konsumenten einer fataleren Illusion und halten vegane Produkte für so gesund, dass diese nicht nur Fleisch, Eier und Milchprodukte vom Teller verdrängen sondern auch die gesundheitlich besonders wichtigen Früchte und Gemüse.

Die Vegan-Hersteller bewerben ihre Produkte zwar nicht als Gemüse-Ersatz aber sie nennen sie «pflanzenbasiert», was Konsumenten zur Annahme verleiten kann, sie würden Gemüse enthalten. Wenn sie zB in der Zutatenliste «Erbsenprotein» sehen, denken sie, das Veganschnitzel enthalte Erbsen. Immerhin setzen einige Hersteller ihren Produkten Nahrungsfasern, Vit.B12 und Eisen zu.

Der psychologische Mechanismus, Gemüse zu boykottieren, ist vermutlich folgender: «wenn ich ungesundes Tierisches durch gesundes Veganes, aus Gemüse hergestelltes ersetze, kann ich mir das Gemüse schenken». Wer logisch denkt, ersetzt allenfalls tierische durch pflanzliche Proteine. Aber gleichzeitig Gemüse wegzulassen ist unlogisch bzw eben rein psychologisch.

Ein ähnliches Vorurteil ist die volkstümliche Vermutung, Vegetarier seien gesünder weil sie kein Fleisch essen. Es trifft zwar zu, dass Vegetarier tendenziell gesünder sind aber dies liegt nicht am Fleischverzicht sondern am hohen Früchte/Gemüse-Konsum. Und an der generell gesünderen Lebensweise der Vegetarier durch mehr Bewegung und Tabak-Verzicht.

Nun kann man von Vegan-Herstellern nicht erwarten, dass sie ihre Kunden informieren, zusammen mit veganen Produkten auch genug Gemüse zu essen. Wenn die Konsumenten sich Illusionen hingeben mit gravierenden Folgen für die Volksgesundheit, müssten andere Instanzen Aufklärungsarbeit machen wie das BLV, die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung SGE, die Presse, Verbände der Gemüse-/Früchte-Produzenten etc. Vor 20 Jahren lancierten das BLV und die SGE die Gesundheitskampagne «5 am Tag Früchte und Gemüse». Diese sollte mit aktuellen Argumenten aufgefrischt werden. (GB)
(gb)

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