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FORSCHUNG: Platterbse – wiederentdeckte proteinreiche Hülsenfrucht



Die „Vergessene“ Platterbse bietet grosses Potenzial für nachhaltige Agrar- und Ernährungssysteme in Europa.


Die Platterbse, eine Hülsenfrucht, ist eine der ältesten kultivierten Pflanzen. Heutzutage wird sie jedoch kaum noch angebaut und hauptsächlich als Futtermittel verwendet. Dabei bietet die Platterbse zahlreiche Vorteile für Landwirtschaft und Ernährungssicherheit: Sie kann sich an unterschiedliche klimatische Bedingungen anpassen und besitzt eine bemerkenswerte Toleranz sowohl gegenüber Trockenheit als auch gegenüber übermässigen Niederschlägen. Dies macht sie zu einer widerstandsfähigen Kandidatin für Regionen mit unvorhersehbaren Witterungsmustern. Sie bindet Stickstoff und kann so den Bedarf an Düngemitteln verringern.

Zudem bereichert sie Fruchtfolgen, was insbesondere für den ökologischen Landbau von Vorteil ist: Als stickstoffbindende Leguminose verbessert sie auf natürliche Weise die Bodenfruchtbarkeit, verringert die Abhängigkeit von synthetischen Düngemitteln und fördert umweltfreundliche landwirtschaftliche Praktiken.

Durch geeignete Züchtungsstrategien und Verarbeitungsmethoden lassen sich zudem die vorteilhaften ernährungsphysiologischen Eigenschaften wie der hohe Proteingehalt und das Nährstoffprofil verbessern. Roh sollten die Samen der Platterbse nicht gegessen werden, da sie Inhaltsstoffe enthalten, die bei regelmässigem Verzehr Nervenschäden verursachen können. Deshalb ist es wichtig, die Samen richtig zu verarbeiten: Methoden wie Einweichen, Fermentieren, Kochen, Rösten oder Keimen verbessern die Verträglichkeit und den Nährwert.

Die Platterbse eignet sich gut für die Entwicklung innovativer Produkte, die Trends in der modernen Küche entsprechen. Im Rahmen des Projekts BioValue wurden bereits zwei kulinarische Verwendungsmöglichkeiten für die Platterbse entwickelt: ein Eintopf aus Buchweizen, Platterbsen und Aubergine sowie Kräcker aus Platterbsensamen- und Kichererbsenmehl.

Richtig verarbeitet kann sich die Platterbse zudem einen Platz in der innovativen, gesunden Küche erobern. Ein Forschungsteam der Justus-Liebig-Universität Giessen (JLU) hat im Rahmen des EU-Projekts BioValue das beträchtliche Potenzial der derzeit kaum genutzten Platterbse (Lathyrus sativus) untersucht. Die Fallstudie, die sie gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Serbien, Spanien, Frankreich durchgeführt haben, ist in der Fachzeitschrift Sustainability erschienen.

Moderne Agrar-Lebensmittelsysteme erfordern Pflanzen, die gegen Klimaveränderungen resistent sind, eine nachhaltige Landwirtschaft sowie die Ernährungsvielfalt fördern und bei den Verbrauchern ankommen. „Um das Potenzial dieser ‚vergessenen‘ Pflanze zu nutzen, sind angepasste Anbaumethoden und die Zusammenarbeit der Akteure in der gesamten Wertschöpfungskette erforderlich – vom Anbau bis zum fertigen Lebensmittel“, so die Erstautorin der Studie, Dr. Irina Solovieva, die an der JLU im Zentrum für Umwelt und Entwicklung (ZEU) forscht. „Zudem erweisen sich die kostengünstige Preisgestaltung von Produkten aus Platterbsen und die Kommunikation ihrer ernährungsphysiologischen, ökologischen und sozialen Vorteile als entscheidend.“ (Text und Bild: Justus-Liebig-Universität Giessen www.uni-giessen.de/de)
(gb)

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