Foodfachzeitung im Internet
Freitag, 9. Mai 2025
News, Tipps, …
Druckansicht15.11.2022
FORSCHUNG: zuckerarme Vegi-Kost senkt Darm-Entzündungsrisiko

Früher sprach man von der „Darmflora“, heute von der Darmmikrobiota. Sie bezeichnet die Gesamtheit aller Mikroorganismen (Bakterien, Pilze, Viren und Co.). Das Darmmikrobiom umfasst die Mikrobiota und zum Beispiel auch ihre Gene, Stoffwechselprodukte und Umweltbedingungen. Die beiden Begriffe werden oft synonym verwendet. Immer mehr Studien weisen einen Zusammenhang zwischen der Ernährung, Veränderungen des Darmmikrobioms und entzündlichen Erkrankungen des Darms wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa nach.

Die Mikrobiota, ihre Veränderung durch verschiedene Ernährungsweisen und Einflüsse auf das Entzündungsgeschehen im Körper waren Thema eines Seminars der Deutschen Gesellschaft für Mukosale Immunologie und Mikrobiom (DGMIM). Die Vorträge verdeutlichten, dass bei der Erforschung des Darmmikrobioms sehr viel in Bewegung und manches noch unklar ist.

Laura Bolte (University Medical Center Groningen, Niederlande) stellte eine Studie vor, die den Zusammenhang zwischen der Ernährung und dem Darmmikrobiom bei Patientinnen und Patienten mit Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, dem Reizdarmsyndrom und unterschiedlichen Krebserkrankungen in den Fokus stellte. An 1.425 Personen wurden dabei 173 Ernährungsfaktoren und ihre Auswirkungen auf das Mikrobiom untersucht. Es kristallisierten sich dabei deutliche Zusammenhänge zwischen bestimmten Ernährungsmustern (z. B. mediterrane Ernährung, Fastfood) und Mikrobiom heraus.

Das Wichtigste in Kürze:

Eine hohe Aufnahme von tierischen Lebensmitteln, verarbeiteten Lebensmitteln, Zucker und Alkohol geht mit einer „ungünstigen“ Darmmikrobiota einher, die Entzündungen fördert. Pflanzenbasierte Lebensmittel gehen mit einem geringeren Anteil krankmachender Bakterien und deren Stoffwechselprodukten im Darm einher.

Wer seinen Darm vor entzündlichen Erkrankungen schützen möchte, sollte eine pflanzenbasierte Ernährung wählen, die reich an Hülsenfrüchten, Gemüse, Obst und Nüssen ist und regelmässig fettarme fermentierte Milchprodukte und Fisch essen. Eine mediterrane Ernährung würde dem beispielsweise entsprechen.

Pflanzliche und fermentierte Lebensmittel fördern eine grössere Vielfalt an günstigen Mikroorganismen, die schützende kurzkettige Fettsäuren produzieren und für ihre entzündungshemmenden Wirkungen und den Schutz der Darmschleimhaut bekannt sind. Alkoholische Getränke, verarbeitetes fettreiches Fleisch, Fastfood und Softdrinks sollten dagegen vermieden werden.

Professor Christian Sina, Direktor des Instituts für Ernährungsmedizin, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck, hob die positive Bedeutung fermentierter Lebensmittel für das Darmmikrobiom hervor – diese werden seiner Einschätzung nach in den nächsten Jahren vermutlich eine Renaissance erleben.

Zusatzstoffe in der Lebensmittelproduktion wie Emulgatoren oder auch nicht-kalorische Süssstoffe hingegen geraten zunehmend in den Verdacht, sich negativ auf das Darmmikrobiom auszuwirken. Emulgatoren, so eine Vermutung, verändern die Mukosa (Schleimhaut) so, dass mehr Bakterien in die tiefen Schichten gelangen und dort Entzündungen auslösen können. Die zu den Süssstoffen gehörenden Saccharin und Sucralose sind nach Humanstudien mit Dysbiosen, also einem Missverhältnis von nützlichen und schädlichen Bakterien im Darm assoziiert.

Insgesamt spielt das Mikrobiom eine grosse Rolle bei der Entstehung oder Verhinderung entzündlicher Darmerkrankungen und weiterer Erkrankungen, die man bisher nicht mit dem Darm in Verbindung gebracht hat (z. B. Lungen- und psychische Erkrankungen). Immer mehr Studien zeigen, dass ballaststoffreiche und fermentierte Lebensmittel helfen, Entzündungen vorzubeugen und einzudämmen. Hier gibt es individuelle Unterschiede, die noch weiter erforscht werden müssen. Das könnte für die Zukunft neue Ansätze für eine personalisierte Ernährungstherapie bringen. (BZfE)
(gb)

News, Tipps, … – die neuesten Beiträge
08.05.2025
dTIPPS: Grilladen aus aller Welt
07.05.2025
dSAISON: Schweizer Erdbeeren-Ernte startet
04.05.2025
dNEWS: Luzerner Metzgerei Künzli wird Cervelas-König
03.05.2025
dNEWS: Bundesgericht verbietet Deklaration «veganes Poulet»
02.05.2025
dFORSCHUNG: Milchprotein-Allergie reduzieren mit Apfeltrester
30.04.2025dNEWS: Starker Weinkonsum-Rückgang in der Schweiz
27.04.2025dFORSCHUNG: tierschützende Alternativen zur CO2-Betäubung von Schlachtschweinen
25.04.2025dFORSCHUNG: Foie Gras ohne Qualmast dank Gänselipase
24.04.2025dTIPP: Eier-Reste gekonnt verwenden
21.04.2025d TRENDS: Ernährung und Konsum im Fokus der Anuga 2025
20.04.2025dTIPP: Burger mit Vollkorn und Gemüse - do it yourself
19.04.2025dNEWS: Bund legt Ernährungsstrategie 2025-2032 fest
17.04.2025dFORSCHUNG: Hafer als nachhaltige vegane Proteinalternative
16.04.2025dNEWS: Grössere Löcher im Emmentaler dank Heublumenpulver
15.04.2025dTIPP: Brunnenkresse – pfeffriges, gesundes Wildkraut
11.04.2025dNEWS: 65 Mio CHF Investition für Tobleronefabrik in Bern
09.04.2025dNEWS: Schweizer Bonbon- und Guetzlihersteller exportieren weniger
08.04.2025dWISSEN: Rhabarber – Gemüse oder Frucht?
07.04.2025dKOMMENTAR: Cannabidiol im Trend – nutzlos, riskant, illegal
01.04.2025dTIPPS: Die besten Delikatessen zum 1.April
31.03.2025dWISSEN: Mild-aromatischer Senfkohl «Pak-Choi»
28.03.2025dTIPP: Pudding do it yourself
27.03.2025dKOMMENTAR: Viel Misstrauen gegenüber Biolebensmittel
25.03.2025dNEWS: Migros mit erfolgreichem Geschäftsjahr 2024
24.03.2025dFORSCHUNG: neuartige Elektrokatalytische Sterilisierung
23.03.2025dWISSEN: gesunder Chicorée aus der Dunkelkammer
20.03.2025dNEWS: Fleischangebot im 2024 gestiegen aber Inlandanteil gesunken
19.03.2025dTIPP: Knoblauch schneiden oder pressen ist Geschmacksfrage
16.03.2025dWISSEN: gesunder südamerikanischer Mate-Tee
14.03.2025dSAISON: Spinat – vielseitig, gesund aber wirklich eisenreich?
©opyrights ...by ask, ralph kradolfer, switzerland