Foodfachzeitung im Internet
Samstag, 14. Dezember 2024
News, Tipps, …
Druckansicht17.07.2022
FORSCHUNG: Palmöl-Ersatz aus Maisabfällen

FORSCHUNG: Palmöl-Ersatz aus Maisabfällen Ist eine nachhaltige, heimische Alternative zu Palmöl möglich? Das Forschungskonsortium NextVegOil aus Aachen, Bochum, Düsseldorf und Münster will ein grosstechnisches Verfahren entwickeln, um in Zukunft aus landwirtschaftlichen Abfällen ein dem Palmöl ähnliches mikrobielles Öl zu erzeugen. Die Arbeit erledigt ein speziell veränderter einzelliger Pilz. In dem vom Bioeconomy Science Center (BioSC) geförderten Projekt, an dem zwei Forschungsgruppen der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) beteiligt sind, soll dann zusammen mit einem Berlin-Bonner Startup-Unternehmen ein auf dem Palmölersatz basierender veganer Käse hergestellt werden.

Palmöl ist eines der meistverwendeten pflanzlichen Öle. Das günstige Produkt wird in vielen Bereichen der Lebensmittelindustrie eingesetzt, es kann aber auch zur Produktion von Biokraftstoffen verwendet werden. Doch die Palmölherstellung hat weitreichende ökologische Folgen: Um Anbauflächen zu schaffen, werden grossflächig tropische Regenwälder abgeholzt und dort Palmen-Monokulturen angepflanzt. Wertvolle Ökosysteme gehen dadurch verloren, die Artenvielfalt leidet stark. Darüber hinaus muss das in den Tropen erzeugte Palmöl über sehr weite Strecken zu den Nutzern in Europa und den USA transportiert werden, mit entsprechenden Klimafolgen. Wird Palmöl für Biokraftstoffe eingesetzt, steht dies in direkter Konkurrenz zur Nahrungsmittelerzeugung.

Erheblich nachhaltiger, ressourcen- und umweltschonender wäre es, ein dem Palmöl ähnliches Produkt regional in der Nähe des Verbrauchers herzustellen – aus pflanzlichen Reststoffen, die weder als Nahrungsmittel noch anderweitig als chemischer Rohstoff für die Industrie kosteneffizient genutzt werden können. Genau dieses Ziel verfolgt das nordrhein-westfälische Forschungskonsortium NextVegOil.

Die Forschenden haben eine Möglichkeit gefunden, mittels des Pilzes Ustilago maydis ein mikrobielles Öl zu erzeugen, das dem pflanzlichen Palmöl sehr ähnlich ist – also eine ähnliche Zusammensetzung der enthaltenen Fettsäuren hat, was dessen Eigenschaften bedingt – und sich somit wahrscheinlich als Lebensmittel eignet. Im Laufe des Projekts soll die Fermentation von Maisstroh – das weder gegessen noch verfüttert werden kann – im grossen Massstab etabliert werden.

Die Forschenden haben herausgefunden, dass Ustilago maydis statt der Tenside auch Öl herstellen kann, wenn der Syntheseweg des Pilzes auf genetischer Ebene gezielt unterbrochen wird. Dies konnte bereits im kleinen Massstab gezeigt werden. Das Fettsäureprofil dieses Öls ist demjenigen des Palmöls sehr ähnlich und somit sehr vielversprechend als Ersatzprodukt. In den kommenden Jahren wollen die Düsseldorfer Forschenden nun den Pilz so optimieren, dass das von ihm erzeugte Öl noch besser die Eigenschaften des Palmöls abbildet. Darüber hinaus arbeiten sie an biotechnologischen Verfahren, um den Rohstoff Maisstroh optimal im Fermenter umsetzen zu können.

„Allen am Projekt Beteiligten ist es wichtig, dass wir dem herkömmlichen Palmöl ein nachhaltiges Produkt entgegensetzen können: regional, aus nachwachsenden Rohstoffen, mit einer guten Klimabilanz. Und darüber hinaus eines, das nicht mit der Lebensmittelproduktion konkurriert, da die Ausgangsstoffe als Reststoffe sowieso anfallen“, betonen Prof. Feldbrügge und Prof. Pauly. Schliesslich will das Biotech-Startup-Unternehmen Formo aus Berlin und Bonn mit dem Palmölersatz veganen Käse erzeugen. (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf)
(gb)

News, Tipps, … – die neuesten Beiträge
13.12.2024
dFORSCHUNG: Proteinbasierte Süssstoffe als Zuckerersatz
11.12.2024
dTIPP: Top 5 Weihnachtsgewürze für Backwaren
09.12.2024
dKOMMENTAR: Zeitenwende durch künstliche Intelligenz
05.12.2024
dNEWS: Café crème-Gastropreis wieder gestiegen
04.12.2024
dFORSCHUNG: Veganer Eiweissschaum-Ersatz aus Erbsen
02.12.2024dTIPP: Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen aber noch geniessbar
01.12.2024dNEWS: Alkoholfreies Bier weiterhin im Trend
29.11.2024dWISSEN: Bei Marzipan und Krokant auf Nachhaltigkeit achten
27.11.2024dTIPP: Hype um Dubai-Schokolade - selber machen statt Schlange stehen
26.11.2024dFORSCHUNG: Futterprägung durch Zuckerkonsum beim Kleinkind
23.11.2024dSAISON: Zwiebel in einer Produktionskrise
22.11.2024dNEWS: Preisschwankungen nicht wegen Nahrungsmittel-Spekulation
21.11.2024dNEWS: Promarca prämiert innovativste Lebensmittel
15.11.2024dWISSEN: Vielseitige Reissorten
14.11.2024dNEWS: Beat Eggs als «Metzger des Jahres 2024» ausgezeichnet
12.11.2024dNEWS: Revision der NOVA-Verarbeitungsgrad-Klassifikation
11.11.2024d FORSCHUNG: Fermentierte Apfelblüten als Functional Food
07.11.2024dNEWS: Hohe Gesundheitsgefahr durch Coffeinpulver-Überdosierung
05.11.2024dNEWS: Veganes darf Wurst oder Schnitzel heissen gemäss EuGH
04.11.2024dSAISON: Herbstrübe nicht nur für Räbeliechtli
03.11.2024dNEWS: Offiziell beste Bäcker-Konditor-Confiseur-Produkte prämiert
31.10.2024dNEWS: Bundesrat verabschiedet Anti-Foodwaste-Massnahmen
30.10.2024dNEWS: Migros senkt Obst/Gemüse-Preise und fördert Eigenmarken
24.10.2024dTREND: Teigwaren aus Schweizer Dinkel legen zu
23.10.2024dWISSEN: Maniok und Yamswurzel richtig verarbeiten
20.10.2024dTIPP: Gastromesse Goûts & Terroirs 2024
17.10.2024dTIPP: Swiss Bakery Trophy 30.10.-3.11.2024
16.10.2024dKOMMENTAR: Gesundheitskosten senken mit Zuckersteuer
14.10.2024dSAISON: Vitamin- und proteinreicher Rosenkohl
13.10.2024dKOMMENTAR: Politik und Wirtschaft beeinflussen Ernährungsempfehlungen
©opyrights ...by ask, ralph kradolfer, switzerland