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KOMMENTAR: Werbeverbot ist sinnvoll bei Tabak aber nicht bei Fleisch

Immer mehr Staaten greifen bei der Gesundheitsförderung zu Regulierungen in Form von Verboten und Steuern und schränken im Namen der gesunden Lebensweise individuelle Freiheiten ein. Auch in der Schweiz steigt der Druck auf die Produzenten von Lebens- und Genussmitteln.

Nach dem Ja zum Tabakwerbeverbot wollen die Jungen Grünen einen Schritt weiter gehen. Die Jungpartei will nicht nur Werbung für Weisswein, Schweinefleisch und Raclette verbieten, sondern ein «allgemeines Werbeverbot für Konsumgüter» erreichen. Werbung würde künstliche Bedürfnisse schaffen, so die Jungen Grünen. Dies sei schädlich, denn «ein immer grösserer Konsum ist auf einem Planeten mit endlichen Ressourcen schlicht nicht möglich.» Die SVP dagegen warnt vor einem «Nanny-State».

Grundsatzfragen drängen sich auf: was darf Werbung? Welche Regelungen verbessern die Volksgesundheit wie stark und welche sind zumutbar? Bereits restriktiv geregelt oder verboten sind Verkauf und Konsum von Drogen, Tabak und Alkohol. Auffallend ist, dass bei den meisten fraglichen Konsumgütern ein Suchtpotenzial besteht.

Mehrere Regulierungsinstrumente stehen zur Verfügung:
Verbote (Konsum oder Werbung, allgemein oder nur Jugendliche betreffend),
Warnhinweise (bei Tabak, Coffein),
Konsum-Obergrenzen (bei Alkohol),
Verteuerung durch Steuern (bei Alkohol, Tabak)
Gehaltdeklaration (bei Alkohol, Coffein).

Bezüglich Gesundheit in der Kritik stehen nebst Tabak, Alkohol und Coffein auch stark gezuckerte Produkte, gesalzene (sogar Brot), fettreiche (besonders gesättigte und Transfette) und Fleisch (vor allem gepökeltes und rotes). Cholesterin und tierische Fette dagegen sind rehabilitiert, was zegt, dass neue Erkenntnisse Expertenmeinungen beeinflussen können.

Welche Instrumente bei welchem Produkt zur Anwendung kommen, hängt von Art und Schwere der Risiken ab. Bei Jugendlichen muss berücksichtigt werden, dass sie noch zuwenig aufgeklärt sowie verantwortungsbewusst sind und sich von der Werbung stärker verführen lassen. Und im Wachstum befindliche Kinder benötigen mehr Schutz.

Bei sofort eintretenden grossen Risiken sind Verbote angebracht. Bei verzögerten Risiken müsste für restriktive Regelungen eine kausale Beziehung zum fraglichen Lebensmittel nachgewiesen werden. Einigen Experten reicht allerdings schon eine rein statistische Korrelation. Eine solche ist der Wissensstand beim Thema Fleisch – Kausalitäten wurden nicht nachgewiesen. Bei Zucker und Salz sind langfristige gesundheitliche Schäden zwar kausal erhärtet aber sie sind multifaktoriell: d.h. weitere Einflussfaktoren spielen eine grosse Rolle. Wer sich zB ausgewogen ernährt und viel bewegt, darf beim Zucker mehr sündigen ohne negative Konsequenzen.

Ob bei Zucker und Salz die heutigen freiwilligen Bemühungen der Industrie ausreichen (Stichworte Action santé, Nutri-Score) oder ob es staatliche Regulierung braucht ist eine Frage des Ermessens bzw der politischen Gesinnung. Eine prominente Meinung stammt vom Avenir Suisse. Der Think Tank hält private unternehmerische Ansätze für deutlich wirksamer als neue Regulierungen. Er empfiehlt drei Stossrichtungen:

1.Eine aktivere Rolle für die Privatwirtschaft in Public-Health-Fragen: Im Unterschied zum Staat kann die Lebensmittelindustrie durch ihre Flexibilität und Kenntnisse der Konsumentenpräferenzen effizient und schnell handeln. Wirksam seien Labels, öffentliche Selbstverpflichtungen, und Branchenvereinbarungen mit klar kommunizierten, messbaren Zielen.

2.Der Verzicht auf Lebensmittelsteuern: Solche Steuern hätten regressiven Charakter und belasten Haushalte mit tiefen Einkommen stärker. Ausserdem seien sie ineffizient, weil sie alle Menschen betreffen, auch jene mit einem zurückhaltenden Konsum. Zudem ist ihre Einführung mit viel Bürokratie verbunden, sowohl bei der Definition der betroffenen Produkte wie bei der Regulierungsumsetzung.

3.Die Inkohärenz der staatlichen Wirtschafts- und Gesundheitspolitik solle beseitigt werden: Der Bund finanziert Präventionskampagnen und subventioniert gleichzeitig die Produktion und den Vertrieb von ungesunden Produkten wie Zucker, Salz, Öl, Alkohol oder Tabak.

Und schon Paracelsus nannte eine Erkenntnis, aus der man gute Handlungskonzepte ableiten kann: nur die Dosis macht das Gift. Wer verantwortungsbewusst ist, braucht also keine Regelungen sondern nur Wissen und Disziplin. Er kann und soll seine individuellen Prioritäten setzen – mit Akzent eher bei Prävention oder eher bei Genuss.

Jeder muss seine eigene Gesundheits-Genuss-Balance definieren und kann sie auch situativ anpassen. Ein Guru sagte einmal, man könne hundert Jahre alt werden, wenn man auf Tabak, Wein, Kaffee, Schokolade, Eier, Butter, Speck und Salznüssli verzichtet. Genussmenschen werden sich allerdings fragen: wozu dann hundert Jahre alt werden? (GB)
(gb)

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