Foodfachzeitung im Internet
Sonntag, 10. Dezember 2023
Tipp
21.11.2023
Messetipp:
Int. Süsswarenmesse ISM 2024


ISM - weltweit grösste Messe für Süsswaren und Snacks, 28. – 31.1. 2024 in Köln Mit mehr Ausstellern, mehr Vielfalt und neuen Highlights.
News, Tipps, …
Druckansicht31.05.2022
KOMMENTAR: Werbeverbot ist sinnvoll bei Tabak aber nicht bei Fleisch

Immer mehr Staaten greifen bei der Gesundheitsförderung zu Regulierungen in Form von Verboten und Steuern und schränken im Namen der gesunden Lebensweise individuelle Freiheiten ein. Auch in der Schweiz steigt der Druck auf die Produzenten von Lebens- und Genussmitteln.

Nach dem Ja zum Tabakwerbeverbot wollen die Jungen Grünen einen Schritt weiter gehen. Die Jungpartei will nicht nur Werbung für Weisswein, Schweinefleisch und Raclette verbieten, sondern ein «allgemeines Werbeverbot für Konsumgüter» erreichen. Werbung würde künstliche Bedürfnisse schaffen, so die Jungen Grünen. Dies sei schädlich, denn «ein immer grösserer Konsum ist auf einem Planeten mit endlichen Ressourcen schlicht nicht möglich.» Die SVP dagegen warnt vor einem «Nanny-State».

Grundsatzfragen drängen sich auf: was darf Werbung? Welche Regelungen verbessern die Volksgesundheit wie stark und welche sind zumutbar? Bereits restriktiv geregelt oder verboten sind Verkauf und Konsum von Drogen, Tabak und Alkohol. Auffallend ist, dass bei den meisten fraglichen Konsumgütern ein Suchtpotenzial besteht.

Mehrere Regulierungsinstrumente stehen zur Verfügung:
Verbote (Konsum oder Werbung, allgemein oder nur Jugendliche betreffend),
Warnhinweise (bei Tabak, Coffein),
Konsum-Obergrenzen (bei Alkohol),
Verteuerung durch Steuern (bei Alkohol, Tabak)
Gehaltdeklaration (bei Alkohol, Coffein).

Bezüglich Gesundheit in der Kritik stehen nebst Tabak, Alkohol und Coffein auch stark gezuckerte Produkte, gesalzene (sogar Brot), fettreiche (besonders gesättigte und Transfette) und Fleisch (vor allem gepökeltes und rotes). Cholesterin und tierische Fette dagegen sind rehabilitiert, was zegt, dass neue Erkenntnisse Expertenmeinungen beeinflussen können.

Welche Instrumente bei welchem Produkt zur Anwendung kommen, hängt von Art und Schwere der Risiken ab. Bei Jugendlichen muss berücksichtigt werden, dass sie noch zuwenig aufgeklärt sowie verantwortungsbewusst sind und sich von der Werbung stärker verführen lassen. Und im Wachstum befindliche Kinder benötigen mehr Schutz.

Bei sofort eintretenden grossen Risiken sind Verbote angebracht. Bei verzögerten Risiken müsste für restriktive Regelungen eine kausale Beziehung zum fraglichen Lebensmittel nachgewiesen werden. Einigen Experten reicht allerdings schon eine rein statistische Korrelation. Eine solche ist der Wissensstand beim Thema Fleisch – Kausalitäten wurden nicht nachgewiesen. Bei Zucker und Salz sind langfristige gesundheitliche Schäden zwar kausal erhärtet aber sie sind multifaktoriell: d.h. weitere Einflussfaktoren spielen eine grosse Rolle. Wer sich zB ausgewogen ernährt und viel bewegt, darf beim Zucker mehr sündigen ohne negative Konsequenzen.

Ob bei Zucker und Salz die heutigen freiwilligen Bemühungen der Industrie ausreichen (Stichworte Action santé, Nutri-Score) oder ob es staatliche Regulierung braucht ist eine Frage des Ermessens bzw der politischen Gesinnung. Eine prominente Meinung stammt vom Avenir Suisse. Der Think Tank hält private unternehmerische Ansätze für deutlich wirksamer als neue Regulierungen. Er empfiehlt drei Stossrichtungen:

1.Eine aktivere Rolle für die Privatwirtschaft in Public-Health-Fragen: Im Unterschied zum Staat kann die Lebensmittelindustrie durch ihre Flexibilität und Kenntnisse der Konsumentenpräferenzen effizient und schnell handeln. Wirksam seien Labels, öffentliche Selbstverpflichtungen, und Branchenvereinbarungen mit klar kommunizierten, messbaren Zielen.

2.Der Verzicht auf Lebensmittelsteuern: Solche Steuern hätten regressiven Charakter und belasten Haushalte mit tiefen Einkommen stärker. Ausserdem seien sie ineffizient, weil sie alle Menschen betreffen, auch jene mit einem zurückhaltenden Konsum. Zudem ist ihre Einführung mit viel Bürokratie verbunden, sowohl bei der Definition der betroffenen Produkte wie bei der Regulierungsumsetzung.

3.Die Inkohärenz der staatlichen Wirtschafts- und Gesundheitspolitik solle beseitigt werden: Der Bund finanziert Präventionskampagnen und subventioniert gleichzeitig die Produktion und den Vertrieb von ungesunden Produkten wie Zucker, Salz, Öl, Alkohol oder Tabak.

Und schon Paracelsus nannte eine Erkenntnis, aus der man gute Handlungskonzepte ableiten kann: nur die Dosis macht das Gift. Wer verantwortungsbewusst ist, braucht also keine Regelungen sondern nur Wissen und Disziplin. Er kann und soll seine individuellen Prioritäten setzen – mit Akzent eher bei Prävention oder eher bei Genuss.

Jeder muss seine eigene Gesundheits-Genuss-Balance definieren und kann sie auch situativ anpassen. Ein Guru sagte einmal, man könne hundert Jahre alt werden, wenn man auf Tabak, Wein, Kaffee, Schokolade, Eier, Butter, Speck und Salznüssli verzichtet. Genussmenschen werden sich allerdings fragen: wozu dann hundert Jahre alt werden? (GB)
(gb)

News, Tipps, … – die neuesten Beiträge
10.12.2023
dFORSCHUNG: Pflanzlich, ökologisch, regional ist Ernährung der Zukunft
06.12.2023
dNEWS: Kaffeetassenpreis steigt stark in der Schweiz
04.12.2023
dTIPP: Granatapfel richtig verarbeiten
03.12.2023
dKOMMENTAR: Kaviar von Wildstören meistens illegal oder gefälscht
30.11.2023
dSAISON: Loblied auf gesunden Rosenkohl
28.11.2023d FORSCHUNG: Zuckersteuer könnte bis 16 Mia Euro einsparen
27.11.2023dWISSEN: Süssmandeln, Bittermandeln und deren Produkte
25.11.2023dFORSCHUNG: Hochverarbeitete Lebensmittel erhöhen Krankheitsrisiko
23.11.2023dNEWS: Sven Lauber von Bigler AG ist Fleischfach-Schweizermeister 2023
20.11.2023dNEWS: Immer weniger Zwiebeln für den Zibelemärit
19.11.2023dTIPP: Vollkornprodukte – welche und warum
16.11.2023dSAISON: aromatische Pekannuss für Kuchen, Pesto und Parmesanersatz
14.11.2023dKOMMENTAR: Food-Upcycling - innovative Lebensmittel aus Nebenprodukten
13.11.2023dFORSCHUNG: Mikroalgen sind der bessere Vegan-Fischersatz
12.11.2023dTIPP: Gastromesse Igeho und Verarbeitermesse Lefa 2023
09.11.2023dNEWS: Innovativste und beliebeste Markenartikel prämiert
06.11.2023dKOMMENTAR: Taugen Light-Getränke als gesündere Alternative?
05.11.2023dSAISON: Jetzt Haselnüsse verarbeiten
02.11.2023dNEWS: Bundesrat will behutsame Öffnung für Gentech
31.10.2023dFORSCHUNG: Geschmacksvorlieben durch Genetik und «Futterprägung»
30.10.2023dSAISON: zarte, würzige Schwarzwurzeln
29.10.2023dFORSCHUNG: Obst- / Gemüse-Bakterien fördern Darmgesundheit
26.10.2023dKOMMENTAR: Ernährungsexpertin warnt vor Multivitaminpräparaten
24.10.2023dTIPP: Comeback der gesunden Topinamburknolle
23.10.2023dSAISON: Federkohl – Trendzutat und Superfood
19.10.2023dNEWS: Neue Schweizer Käsemesse «Cheese Affair» lanciert
17.10.2023dKOMMENTAR: Künstliche Intelligenz in der Gastronomie hat Potenzial
16.10.2023dTIPPS: Die süssesten Rüebli ohne Bitterkeit
15.10.2023dFORSCHUNG: Gewürze helfen Fett und Salz zu reduzieren
12.10.2023dSAISON: Holunder richtig verarbeiten und nicht roh essen
Ecke für Profis
08.12.2023
.LANDWIRTSCHAFT: Schweizer Weinjahr 2023

Während der Markt für Schweizer Weine stabil bleibt, sieht sich die Branche mit Herausforderungen wie hohen Preisen, stagnierendem Marktanteil für Biowein und Fachkräftemangel konfrontiert.




Navigations-Tipp:
Für die Smartphone-Ansicht klicken Sie auf Druckansicht.



©opyrights ...by ask, ralph kradolfer, switzerland