Foodfachzeitung im Internet
Dienstag, 1. Juli 2025
News, Tipps, …
Druckansicht25.05.2022
NEWS: Anteil an tierfreundlichem Labelfleisch geht zurück

Der Anteil an tierfreundlich erzeugtem Labelfleisch im Fleischmarkt ist rückläufig – obwohl der Fleischkonsum in der Schweiz wieder zunimmt. Das belegt die jüngste Labelstatistik des Schweizer Tierschutz STS. Gründe für diese «Tierwohlkrise» sind aus Sicht des STS mangelndes Interesse und falsche Preisanreize der Anbieter in Detailhandel und Gastronomie sowie die sinkende Kaufpriorität bei Konsumentinnen und Konsumenten von tierfreundlich erzeugten Produkten. Der STS fordert die konsequente Aufwertung von Tierwohlprodukten und mehr Engagement von Detailhandel sowie Gastronomie.

Die Labelstatistik 2022 des Schweizer Tierschutz STS zeigt: In der Schweiz wurden im letzten Jahr in den Hauptkategorien der Nutztierhaltung (Rind, Kalb, Poulet, Lamm) mit 86.5 Millionen Tiere deutlich mehr Tiere geschlachtet als 2020 (83.1 Mio.). Der Anteil von Labeltieren aus tierfreundlicher Haltung ist allerdings von 12.2 auf 12.0 Prozent zurückgegangen. «Die negative Entwicklung beim Labelfleisch ist für den STS alarmierend», sagt Dr. Stefan Flückiger, Geschäftsführer Agrarpolitik beim Schweizer Tierschutz STS, «zumal der Pro-Kopf-Verbrauch von Fleisch insgesamt um knapp zwei Prozent gestiegen ist».

Die veränderte Konsumsituation im vergangenen Pandemie-Jahr erzeugte für den nachhaltigen Konsum zwar verschiedene Wachstumsimpulse. Trends wie bio, regional, fair und nachhaltig wurden beflügelt. Die grosse Ausnahme waren jedoch Tierwohlprodukte, also Labelfleisch inklusive Bio-Qualität, die Teil des nachhaltigen Konsums sind. Offensichtlich hinterlässt die sich öffnende Preisschere im Detailhandel zwischen konventionellen und Label-/Bioprodukten – deren Preise bis zu doppelt so hoch sind – beim Absatz von Tierwohlprodukten ihre Wirkung. Das wirkt sich negativ auf die Tierhalter und die Tiere aus.

Problematische Mastpouletproduktion

Ein spezielles Sorgenkind bleibt der Pouletbereich. Die tierfreundliche Mastpouletproduktion liegt deutlich unter 10 Prozent und ging im letzten Jahr auf 8.1 Prozent zurück. Die Haltung von über 73 Millionen Tieren in konventionellen Ställen beurteilt der STS als nicht tiergerecht. Die tierfreundliche Mastpouletproduktion mit Auslauf und Weidehaltung ist dringend zu fördern.

Der Absatz von Labelmilch inklusive Bio-Qualität hat sich 2021 erfreulicherweise fast verdoppelt. Der Anteil der Milchkühe, die unter diesen Labels mit deutlichem Tierwohl-Mehrwert gehalten werden, ist zwar immer noch relativ tief, stieg aber im letzten Jahr mit insgesamt 107 000 Tiere auf 21 Prozent an. Anhaltend gross ist die Nachfrage nach Bio- und Freilandeiern. Mittlerweile ist der Anteil auf 85.5 Prozent angestiegen, davon 19.1 Prozent in Bio-Qualität. Über 85 Prozent der Legehennen in der Schweiz haben täglich Zugang zu einer Weide.

Das gute Funktionieren der Labelmärkte wird vom STS in vielen Segmenten infrage gestellt. Zur Lösung der «Tierwohlkrise» haben sich die Fleischabnehmer im Detailhandel und die Gastronomie mehr zu engagieren und ihre Versprechen gegenüber den Konsumentinnen und Konsumenten für mehr Tierwohl konsequenter anzugehen. In der Kommunikations- und Preispolitik muss eine klare Aufwertung der Tierwohlprodukte stattfinden.

Eine Agroscope-Studie hat ergeben, dass bei einem Abbau der sich immer weiter öffnenden Preisschere zwischen konventionellen und Label-/Bioprodukten enorme Wachstumspotenziale bestehen. Nachhaltigkeit ist nur zukunftsweisend, wenn sie auch tierwohlorientiert ist. «Vom Ziel einer nachhaltigen und tiergerechten Konsumlandschaft ist die Schweiz aus Sicht des STS weit entfernt», sagt Dr. Stefan Flückiger vom STS. Mehr Informationen zur Labelstatistik: www.tierschutz.com/nutztiere/labelstatistik-2022 (STS)
(gb)

News, Tipps, … – die neuesten Beiträge
29.06.2025
d TIPPS: Tofu, Gemüse und Pilze richtig grillieren
27.06.2025
dSAISON: Melone als durstlöschendes, süsses Gemüse
24.06.2025
dFORSCHUNG: Wie Fruchtzucker Entzündungsrisiko steigert
20.06.2025
dTIPPS: Grillideen für Feierabend – kreativ und schnell
19.06.2025
dNEWS: Waadtländer Bäcker gewinnt «Bäckerkrone 2025»
18.06.2025dKOMMENTAR: Nahrungsergänzungsmittel nicht ohne Informiertheit
16.06.2025dTIPP: FOOD ZURICH! 12.-22. Juni 2025 in Zürich
13.06.2025dTREND: Geflügel legt weiter zu, Schweinefleisch verliert
12.06.2025dKOMMENTAR: Umstrittene Hybridprodukte mit Zucker und Süssstoffen
10.06.2025dWISSEN: wird Broccoli durch schneiden gesünder?
08.06.2025dNEWS: DNA-Herkunfts-Check von Proviande hat Ziele erreicht
05.06.2025dWISSEN: Darum sind Kartoffeln gesund
04.06.2025dNEWS: Schweizer Fleisch erfüllt neue Deklarationsregeln bereits
02.06.2025dTIPP: Spitzengemüse Spitzkohl: zart und mild-süsslich
01.06.2025dWISSEN: Hirse – Nischenprodukt aber grosse Vielfalt
30.05.2025dTIPP: Exotischer Basilikum schmeckt anders
28.05.2025dNEWS: Neue Deklarationspflichten für tierische Lebensmittel
23.05.2025dFORSCHUNG: Künstliche Süssstoffe regen Hunger an
22.05.2025dTIPP: Kräuterpesto als Ultrafrischprodukt
20.05.2025dTIPP: Street Food Festival Zürich 11.6.- 6.7. 2025
19.05.2025dFORSCHUNG: Wenn Hunger die Wahrnehmung steuert
16.05.2025dKOMMENTAR: Ganzheitliches Konzept für gesunde, nachhaltige Ernährung
15.05.2025dNEWS: Bund soll Zulassung von Laborfleisch vereinfachen
13.05.2025dFORSCHUNG: Platterbse – wiederentdeckte proteinreiche Hülsenfrucht
12.05.2025dTREND: BioSuisse will Bio-Marktanteil auf 15% steigern
11.05.2025dNEWS: Neue Basiskampagne für «Schweizer Fleisch»
08.05.2025dTIPPS: Grilladen aus aller Welt
07.05.2025dSAISON: Schweizer Erdbeeren-Ernte startet
04.05.2025dNEWS: Luzerner Metzgerei Künzli wird Cervelas-König
03.05.2025dNEWS: Bundesgericht verbietet Deklaration «veganes Poulet»
©opyrights ...by ask, ralph kradolfer, switzerland