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Corona fördert Regionalitäts-Bewusstsein

Seit Jahren gewinnt Nachhaltigkeit in unserer Gesellschaft an Bedeutung. Die Corona-Pandemie hat die globalen und vielschichtigen Auswirkungen des menschlichen Handelns verstärkt sichtbar gemacht. Göttinger Wissenschaftler haben nun 422 deutsche Verbraucher seit Beginn der Pandemie drei Mal online zu ihrem Einkaufs- und Ernährungsverhalten befragt.

Beim Lebensmitteleinkauf haben verschiedene Aspekte an Bedeutung gewonnen: Im Vergleich von Juni zu November 2020 verzeichnen die „Arbeitsbedingungen bei der Herstellung“ (plus 19,4 %) den höchsten Zuwachs, gefolgt von „Natur- und Artenschutz“ (plus 16,8%), „Regionalität“ (plus 16,4 %) und „Klima- und Umweltschutz“ (plus 15,6 %). Auch „lange Haltbarkeit“ und „Herkunftsland der Lebensmittel“ sind wichtiger geworden, während „niedrige Preise“ leicht an Bedeutung verloren haben.

Demnach standen im November 2020 die Aspekte „Regionalität“ (60,6 %) und „gesunde Lebensmittel“ (55,7 %) beim Einkauf an erster Stelle, gefolgt von „wenig Plastikverpackung“ (50,9 %). Auch „Natur- und Artenschutz“ (48,8 %), „Tierschutz“ (47,8 %), die „Arbeitsbedingungen“ (45,9 %) und „Klima und Umweltschutz“ (45,3 %) spielten eine wichtige Rolle, während „Bio-Lebensmittel“ (33,6 %) den vorletzten Platz im Ranking einnahmen.

„Die Ergebnisse untermauern, dass Nachhaltigkeitsthemen auch in Krisenzeiten einen hohen Stellenwert einnehmen und dass sie für Teile der Bevölkerung sogar noch wichtiger werden“, erklärt Professor Dr. Achim Spiller von der Universität Göttingen. Es bleibt abzuwarten, ob das erhöhte Nachhaltigkeitsbewusstsein langfristig Bestand hat.

Die Präferenz für regionale Lebensmittel bestätigt auch die aktuelle Untersuchung, die im Rahmen eines durch die Internationale Bodenseehochschule geförderten Forschungsprojektes zur Regionalen Identität im Bodenseeraum durch die Hochschule Albstadt-Sigmaringen und die Ostschweizer Fachhochschule durchgeführt wurde. Mehr als 1.400 Personen aus der Bodenseeregion in Süddeutschland und der Schweiz nahmen daran teil.

„Regionalität“ war für 71 Prozent wichtig oder sehr wichtig, wenn es um die Ernährung geht. Beim Bio-Logo waren es nur 42 Prozent. Offenbar hat Bio ein weniger positives Image als Regional. Es wird sehr viel häufiger mit preisintensiv assoziiert und gilt seltener als verständlich, während die Verbraucher „regional“ mit einer persönlichen Beziehung, kleinen Betrieben und Transparenz verbinden. Die Befragung hat aber auch gezeigt, dass sich mehr als die Hälfte nur mittelmässig oder schlecht über regionale Produkte informiert fühlt.

Voraussetzung für den Absatz regionaler Produkte ist demnach eine transparente und vertrauenswürdige Kommunikation: „Es kann für Lebensmittelproduzenten also sinnvoll sein, sich entschieden von Bio abzugrenzen und – wenn möglich – eher auf den Aspekt der Regionalität und auch Saisonalität zu setzen“, sagt Dr. Andrea Maier-Nöth, Professorin für Sensorik und Konsumentenforschung, Hochschule Albstadt-Sigmaringen und Leiterin der Studie. „Regional schlägt Bio“ heisse im Übrigen nicht, dass der Herstellungsprozess eines Lebensmittels für Verbraucher keine Rolle spielt. „Schonender Anbau und eine entsprechende Verarbeitung werden hier in aller Regel erwartet und schlichtweg vorausgesetzt“, so Maier-Nöth.

Auch die Göttinger Wissenschaftler sehen einen Bedarf an einer klaren Kommunikation: So bedeutet eine heimische Erzeugung zum Teil auch gesteigerte Lebensmittelpreise – vor allem, wenn heimische Arbeitskräfte eingesetzt werden. Wer sich für saisonale Lebensmittel aus der Region entscheidet, unterstützt lokale Produzenten und leistet einen Beitrag für den Klima- und Umweltschutz. Die Wertschöpfung verbleibt in der Region, lange Transportwege entfallen und die Lebensmittel sind frisch und schmackhaft. (BZfE)
(gb)

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