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NEWS: innovative Selenanreicherung im Apfelanbau

Einst wurden Nahrungsergänzungsmittel von der Werbung als Obstalternative gepriesen. Mit einem besonderen Apfel will die Hochschule Osnabrück den Spiess nun wieder rumdrehen: Er enthält mehr als zehnmal so viel Selen wie ein herkömmlicher Apfel und kann somit rund ein Drittel des Selen-Tagesbedarfs eines Erwachsenen decken. Möglich macht das ein Algendünger, der auf die Blätter der Apfelbäume aufgebracht wird und so den Selengehalt der reifen Äpfel erhöht.

Attraktiv erscheint solch eine natürliche Selenquelle in Frischobstform allemal. Denn der Selenbedarf des Menschen wird durch die alltägliche Ernährung oft nicht ausreichend gedeckt. Vor allem Menschen, die sich vegan oder vegetarisch und am liebsten mit heimischer Pflanzenkost ernähren möchten, haben es schwer ihren Bedarf zu decken. Wird über längere Zeit zu wenig Selen aufgenommen, leidet das Immunsystem. Mangelerscheinungen können das Risiko erhöhen, an Darm- oder Leberkrebs zu erkranken.

Der Grund für die schwierige Versorgungslage: In Europa sind die Böden vergleichsweise arm an Selen. Und steckt natürlicherweise wenig Selen im Boden, können auch die Pflanzen nur wenig Selen aufnehmen. Wer mehr Selen im Produkt haben will, muss also nachhelfen. Und das funktioniert am besten über eine Blattdüngung, wie die Osnabrücker Wissenschaftler in ihrem Forschungsprojekt herausfanden.

Diese Idee ist dabei keineswegs eine Neuheit. Im Obstbau ist das Verfahren beispielsweise gängig, um den Calciumgehalt der Früchte zu verbessern. Blattgemüse wie Kopfsalat lässt sich über eine Blattdüngung mit Jod anreichern. Für den Selen-Apfel wurde ein Spezial-Dünger auf Algenbasis entwickelt, der den Selengehalt der Apfelsorte Elstar signifikant erhöht.

Dabei ist es kein Zufall, dass die Wahl der Wissenschaftler auf die Apfelsorte Elstar fiel. Ziel war es, mit einer Sorte zu experimentieren, die gerne gegessen und auch in Deutschland angebaut wird. Auch aus Marketing-Sicht erscheint die Sortenwahl günstig. Sie vereint sich gut nachvollziehbar mit dem Schlagwort Selen zu dem Markennamen „Selstar“, unter dem die Apfel-Neuheit nun zunächst in rund 80 Supermärkten im nördlichen Teil Deutschlands angeboten wird.

Wer sich nun sorgt, dass die Extra-Portion Selen im Apfel geschmackliche Einbussen mit sich bringt, kann ganz beruhigt sein. Die selenreichere Elstar-Variante weist das gewohnt feste Fruchtfleisch und den typischen süss-säuerlichen Geschmack der Sorte Elstar auf. Optisch sticht seine intensive Rotfärbung hervor, die auf einen besonders hohen Polyphenolgehalt zurückzuführen ist. Und noch ein Extra hat die Apfel-Neuheit zu bieten: Sie ist ersten Beobachtungen zufolge allergenärmer als viele herkömmliche Apfelsorten. Woran das genau liegt und ob sich diese Eigenschaft noch verbessern lässt, wollen die Osnabrücker Wissenschaftler nun in einem Folgeprojekt in Kooperation mit der Universität Hamburg erforschen. (BZfE)
(gb)

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