Foodfachzeitung im Internet
Admin aufrufen
Donnerstag, 3. Oktober 2024
News, Tipps, …
Druckansicht 14.03.2024
KOMMENTAR: Kuh und Klima – Nahrungskonkurrenz vermeiden

Eine pflanzenbasierte Ernährung ist die richtige Strategie für ein klimaschonenderes Landwirtschafts- und Ernährungssystem. In vielen Köpfen hat sich allerdings inzwischen die Faustformel „Die Rinder sind an allem Schuld“ festgesetzt. Und ja: die Produktion tierischer Lebensmittel belastet das Klima deutlich stärker als die Erzeugung pflanzlicher Nahrung. Warum sich aber ein etwas genauerer Blick lohnt und die Kuh nur teilweise das Problem ist, legte Professor Dr. Wilhelm Windisch von der TU München auf dem Biofach-Kongress 2024 in Nürnberg dar.

Windisch erklärte: „Die Erzeugung pflanzlicher Lebensmittel ist mit der Produktion enormer Mengen nicht essbarer Biomasse verknüpft. Das beginnt mit Koppelprodukten der Ackernutzung wie etwa Kleegras und endet bei Nebenprodukten der Verarbeitung von Erntegütern in der Müllerei, Brauerei, Ölmühle oder Zuckerfabrik. Hinzu kommt Grünland, das in vielen Fällen nicht einfach in Acker umgewandelt werden kann.“ Immerhin 30 Prozent des Grünlands hierzulande ist für Ackerbau nicht nutzbar. Das heisst, es kann nicht zum Weizen- oder Gurkenfeld werden. Das Gras ist ausschliesslich Lieferant für Biomasse, die Menschen nicht essen können.

Laut Windisch bedeutet ein Kilogramm pflanzliches Lebensmittel mindestens vier Kilogramm nicht essbare Biomasse. Die muss wieder zurück in den landwirtschaftlichen Stoffkreislauf – sei es durch Verrotten auf dem Feld, über den Weg der Vergärung in Biogasanlagen oder durch Verfüttern an Nutztiere. Aber nur die letzte Möglichkeit macht daraus zusätzliche Nahrung für den Menschen und zwar völlig ohne Nahrungskonkurrenz.

Warum das wichtig ist? Wenn die vier Kilogramm für Menschen nicht essbare Biomasse von Tieren gefressen werden, dann erhöht das die Anzahl an Menschen, die man mit derselben landwirtschaftlichen Nutzfläche ernähren kann. Und das können vor allem Wiederkäuer, Schweine und Geflügel können das kaum.

Windisch hob die Bedeutung der Futtereffizienz hervor. Seiner Meinung nach muss das Leistungsniveau der Tiere, also ihre Fähigkeit Milch zu geben oder Fleisch anzusetzen, so sein, dass sie es weitgehend mit der nicht essbaren Biomasse erreichen können. Sobald sie dafür viel extra angebautes Futter brauchen, gibt es eine Nahrungskonkurrenz auf der Fläche. Das heisst in der Konsequenz: der Debatte „Teller oder Trog“ wäre hiermit einiger Wind aus den Segeln genommen, denn es würde ja so wenig wie möglich extra angebautes Getreide, Raps oder Soja verfüttert.

Aber auch das erfordert ein Umdenken in den ökonomischen Strategien der Landwirtschaft. Im Vorteil sind alle Betriebe, die das Grünland so bewirtschaften, dass CO2 gebunden und die Artenvielfalt gefördert wird. Das sind vor allem Bio-Betriebe, aber auch konventionelle Landwirte arbeiten zum Teil so. Dann wird Nahrungskonkurrenz weitgehend vermieden und das würde die Debatte um die klimaschädliche Kuh auf sachlichere Füsse stellen. (BZfE)

Weiterlesen: Wiesenmilch ist gesünder und umweltschonender
(gb)

News, Tipps, … – die neuesten Beiträge
03.10.2024
dWISSEN: Chicorée richtig verarbeiten roh oder gekocht
02.10.2024
dFORSCHUNG: Dauerhaft zuviel Lactose kann Gehirn schädigen
29.09.2024
dKOMMENTAR: Kuhmilchprodukte vs pflanzliche Alternativen
26.09.2024
dTIPP: Richtig einfrieren und auftauen – was (nicht) frosten
24.09.2024
dKOMMENTAR: Vertical Farming für künftige Proteinversorgung
23.09.2024 dKOMMENTAR: Reaktionen auf neue Ernährungsempfehlungen
22.09.2024 dNEWS: Mehrheit der Schweizer lehnt Zuckersteuer ab
18.09.2024 dKOMMENTAR: Proviande kritisiert neue Ernährungsempfehlungen
17.09.2024 dTIPP: Gurken richtig verarbeiten
16.09.2024 dFORSCHUNG: Laborfleisch neu mit schmerzfreier Stammzellen-Entnahme
15.09.2024 dTIPPS: Die richtige Kürbissorte für diverse Gerichte
12.09.2024 d NEWS: Planted brilliert an Swiss Vegan Awards 2024
11.09.2024 dNEWS: Bund aktualisiert Ernährungsempfehlungen
10.09.2024 d KOMMENTAR: warum die Schweiz eine Hochpreisinsel ist
09.09.2024 dFORSCHUNG: Schon Kleinkinder essen zu süss und ungesund
06.09.2024 dWISSEN: Die beliebtesten Äpfel der Schweiz
05.09.2024 dTREND: Zubereitungen mit der Heissluftfritteuse
30.08.2024 dNEWS: St. Gallen findet hohe PFAS-Schadstoffmengen im Fleisch
29.08.2024 dNEWS: ALDI vergrössert Frisch-, Regional- und Bio-Sortiment
26.08.2024 dWISSEN: edle Baumnüsse und eingelegte Schwarznüsse
25.08.2024 dTIPPS: Gewürze richtig behandeln und anwenden
22.08.2024 d NEWS: Ernteprognose von Äpfeln und Birnen neu mit KI
20.08.2024 dWISSEN: japanische Nudelküche
19.08.2024 dTIPP: Käsefeste 2024 in der ganzen Schweiz
18.08.2024 dFORSCHUNG: Nicht alles Bittere ist potenziell schädlich
15.08.2024 dTREND: Akzeptanz alkoholfreier Getränke steigt
13.08.2024 dTIPP: Artischocke als Schweizer Nischen-Powerfood
12.08.2024 dWISSEN: Wie ungesund ist Mikro- und Nanoplastik?
11.08.2024 dFORSCHUNG: Bier mit Hanf statt Hopfen
05.08.2024 dTREND: «Swicy» kommt - süss-scharf statt süss-sauer
Ecke für Profis
01.10.2024
.METZGEREI: SwissSkills Championships der Fleischfachleute 2024

Schweizer Meisterschaften der Fleischfachleute im Rückblick: Die besten Talente ausgezeichnet.
©opyrights ...by ask, ralph kradolfer, switzerland