Foodfachzeitung im Internet
Donnerstag, 10. Oktober 2024
Ecke für Profis
Druckansicht21.01.2023
.METZGEREI: Mehr Zeit zum schlachten - mehr Weidetötungen?
Die laufende Vernehmlassung über die Schlachthygiene beinhaltet eine Verlängerung der Zeit zwischen Tötung des Tieres und Ausweiden des Schlachtkörpers, was besonders für Hof- und Weidetötungen wichtig wäre.


Weideschlachtung auf dem Hof «Zur chalte Hose» von Nils Müller und Claudia Wanger. (Bild: Johanna Probst/FiBL)


Soll bei Hof- und Weidetötungen zukünftig mehr Zeit zwischen der Tötung des Tieres und dem Ausweiden des Schlachtkörpers verstreichen dürfen als bis anhin? Diese Frage wird aktuell in der Verordnung des Eidgenössischen Departements des Innern über die Hygiene beim Schlachten behandelt. In Zukunft soll die Zeitspanne anstatt wie bisher 45 Minuten neu 90 Minuten betragen. Studien des Forschungsinstituts für biologischen Landbau FiBL unterstreichen nun einerseits die Unbedenklichkeit einer solchen Verlängerung und belegen andererseits, dass Tiere, die auf dem Hof getötet wurden, viel niedrigere Cortisolwerte also Stresshormone im Blut aufweisen als Tiere, die in einem Schlachthof getötet wurden.

Mehr Zeit und weniger Stress

Bisher würden alle wissenschaftlichen Erkenntnisse bestätigen, dass die Tötung auf dem Betrieb eine deutliche Verminderung der Stressreaktionen bei den Tieren bewirke. Und die französische Forschungsarbeit «Auswirkungen einer verzögerten Ausweidung im Schlachthof auf die Eigenschaften von Rinderschlachtkörpern» belege, dass eine Verlängerung der Zeit zwischen Töten und Ausweiden auf 90 Minuten keinerlei mikrobiellen Gefahren für den Schlachtkörper berge.

«Aus diesen Gründen begrüsst es das FiBL sehr, dass in der aktuellen Vernehmlassung eine Verlängerung der Zeitspanne von der Betäubung und der Entblutung bis zum Ausweiden von bisher 45 Minuten auf 90 Minuten vorgeschlagen wird», wird Knut Schmidtke, Vorsitzender der Geschäftsleitung FiBL Schweiz sowie Direktor für Forschung, Extension und Innovation an einem entsprechenden Informationsanlass auf dem Hof Silberdistel in Holderbank im Kanton Solothurn zitiert.

Hof- und Weidetötungen sind seit 1. Juli 2020 in der Schweiz gesetzlich verankert und haben sich laut FiBL seither gut etabliert. Heute praktizierten etwas mehr als hundert Betriebe (bei schweizweit rund 40’000 Betrieben mit Nutztierhaltung) die Hoftötung ihrer eigenen Tiere.

Mehr Betriebe sollen Praxis umsetzen

Entsprechend sei die Hof- und Weidetötungspraktik ein grosser Fortschritt für das Tierwohl in der Schweiz. Mit der Erhöhung der Zeitspanne zwischen der Tötung und dem Ausweiden des Schlachtkörpers erhofft sich das FiBL ausserdem mehr teilnehmende Betriebe und damit mehr Tiere, die auf dem Hof getötet würden, womit auch Lebendtiertransporte verringert werden könnten. Insbesondere Betriebe aus abgelegenen Berggebieten oder aus der Peripherie würde mit einer Verlängerung der Zeitspanne auch die Möglichkeit geboten, künftig auf Hof- oder Weidetötungen zu setzen und so bestehe nach der Verordnungsänderung die Chance, dass diese Praxis noch mehr Betriebe umsetzen könnten. (LID)

Stichwort: .Landwirtschaft:
(gb)

Ecke für Profis – die neuesten Beiträge
08.10.2024
d.LANDWIRTSCHAFT: Comeback der Puschlaver Kastanien
01.10.2024
d.METZGEREI: SwissSkills Championships der Fleischfachleute 2024
01.10.2024
d.Metzgerei: Erfolgreiche Süffa 2024 im Rückblick
27.09.2024
d .ERNÄHRUNG: Chatbots nur bedingt für Empfehlungen geeignet
20.09.2024
d.LANDWIRTSCHAFT: Eierproduzenten planen Kükentöten abzuschaffen
13.09.2024d .ERNÄHRUNG: Gesunde UND nachhaltige Ernährung mit neuer Pyramide
04.09.2024d.ERNÄHRUNG: Fleisch/Milch-Ersatzprodukte gesünder und ökologischer?
28.08.2024d .METZGEREI: Schweizer Ausbein-Meisterschaft im Rückblick
23.08.2024d.LANDWIRTSCHAFT: Vertical Farming für weltweite Proteinversorgung
16.08.2024d .GASTRONOMIE: Nach Vegi-Monat sinkt Fleischkonsum
09.08.2024d .CONFISERIE: Trends bei Röstprozessen
02.08.2024d.MOLKEREI: Vom Butterloch zum Butterberg
26.07.2024d.GASTRONOMIE: Erfolgskonzepte der Ernährung in der GV
19.07.2024d .ERNÄHRUNG: Hochwertige Pflanzenöle gesünder als tierische Fette
12.07.2024d.LANDWIRTSCHAFT: Bio-Rekord in der Schweiz trotz Produzentenfrust
05.07.2024d .MOLKEREI: Optimistischer Ausblick für Schweizer Käsebranche
28.06.2024d.GASTRONOMIE: Roboter im Restaurant auf dem Vormarsch
20.06.2024d.CONFISERIE: «Gesunde» Süsswaren weiterhin im Trend
14.06.2024d.BÄCKEREI: Gluten – Freispruch für modernen Weizen
07.06.2024d .KONDITOREI: Globale Glacetrends 2024
31.05.2024d.ERNÄHRUNG: Aktuelle Entwicklungen beim Nutri-Score
23.05.2024d.CONFISERIE: Schokolade mit vollem Kakaofruchtgehalt entwickelt
17.05.2024d.ERNÄHRUNG: Molkenprotein-Gel baut Alkohol im Körper ab
10.05.2024d.ERNÄHRUNG: Kaffee bietet mehr als nur Coffein
03.05.2024d.TECHNOLOGIE: Smarte Schnelltests für Haltbarkeits-Ermittlung
26.04.2024d.TECHNOLOGIE: Laborfleisch aus dem Bioreaktor
19.04.2024d.BÄCKEREI: Weniger Dauerbackwaren exportiert im 2023
12.04.2024d.MOLKEREI: Schweiz ist wieder Käse-Weltmeister
05.04.2024dCONFISERIE: Schweizer Zuckerwaren boomen im Export
30.03.2024d.METZGEREI: Anteil der Fleischalternativen auf tiefem Niveau leicht im Plus
Ecke für Profis
08.10.2024
.LANDWIRTSCHAFT: Comeback der Puschlaver Kastanien

Früher waren Kastanien im Puschlav ein Grundnahrungsmittel. Getreide und Kartoffeln verdrängten sie. Krankheiten dezimierten die Bäume. Nun versucht man eine Revitalisierung.
©opyrights ...by ask, ralph kradolfer, switzerland