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.LANDWIRTSCHAFT: Hülsenfrüchteanbau lohnt sich nicht in der Schweiz
Die Nachfrage nach Pflanzenkost steigt. Aber viele Produzenten scheitern an billigen Importen, schwierigen Anbaubedingungen und fehlendem politischen Rückhalt. Wer pflanzt, zahlt drauf.

Die Ernährungspyramide fordert es: «Esst mehr pflanzliche Lebensmittel wie Hülsenfrüchte». Von der Landwirtschaft wird erwartet, mehr pflanzliche Lebensmittel anzubauen (Bild: Kichererbse). Trotzdem haben jene, die es umsetzen einen Chrampf damit. Das Wissen über den Anbau und auch die Verarbeitung von Linsen, Leinsamen und Co. ist in den letzten Jahrzehnten verloren gegangen, aber auch die Vermarktung ist ein Problem. Der Anbau von Hülsenfrüchten wie Kichererbsen, Linsen aber auch von Quinoa und anderen Spezialkulturen ist für Bäuerinnen und Bauern eine grosse Herausforderung. Extremwetterereignisse aber auch fehlende Sorten erschweren den Anbau zusätzlich und führen oft zu grossen Ernteausfällen.

Stehen diese innovativen Produkte wie Quinoa, Hafer, Linsen, Kichererbsen und andere trendige Lebensmittel einmal im Laden, müssen sie gegen massiv günstigere Importprodukte ankämpfen. Die Produzenten- und Labelorganisation IP-Suisse engagierte sich seit 2015 für den Anbau und die Vermarktung des Trendproduktes Quinoa. Die Organisation habe viele Ressourcen, wie auch Zeit und Geld in die Produktion, Bewerbung und Absatz investiert. Der Anbau wurde bis auf 40 Hektaren ausgebaut, musste aber wegen mangelndem Absatz wieder aufgegeben werden.



Quinoa:
gesundes Scheingetreide der Anden


«Wir stellen fest, dass die preisliche Konkurrenz gross ist. Die Abnehmer und am Schluss auch die Konsumentinnen und Konsumenten haben eine beschränkte Bereitschaft, die höheren Preise für inländische Ware zu bezahlen», sagte kürzlich IP-Suisse-Geschäftsführer Christophe Eggenschwiler an der gemeinsamen Medienkonferenz mit dem Schweizer Bauernverband, der Bio Suisse und der ersten Verarbeitungsstufe zur «besorgniserregenden Situation in der Pflanzenproduktion».

Pflanzenanbau und Erträge sind Rückläufig

Punkto Vermarktung ist der fehlende Grenzschutz das Problem. «Wenn wir diese Kulturen effektiv fördern wollen, dann braucht es eine Diskussion über eine Erweiterung der Zölle und der Einfuhrsysteme», sagte Martin Rufer, Direktor SBV. Tatsache ist, dass der Trend im Ackerbau bei den Flächen sowie auch beim Ertrag nach unten zeigt und dies seit 10 Jahren. Die wachsende Nachfrage nach pflanzlichen Lebensmitteln wird über immer höhere Importe abgedeckt. So werden zum Beispiel immer mehr Teiglinge und Backwaren importiert.

Der bröckelnde Schutz der Kulturen ist ein weiterer Grund, warum die Erträge abnehmen und immer mehr Landwirte diese Kulturen aufgeben. «Wir haben bald die Hälfte aller Wirkstoffe verloren, und es kommen keine Alternativen nach», so David Brugger, Leiter Pflanzenbau des Bauernverbandes. Bei der Zulassungsbehörde gibt es einen Rückstau von 700 Dossiers.

Ein weiteres Beispiel nennt Urs Brändli, Präsident von Bio Suisse: Dank Haferdrinks, Backwaren und Müeslimischungen ist die Nachfrage nach Hafer in den letzten Jahren stark gestiegen. «Da Hafer keinen Zollschutz geniesst, ist ein kostendeckender Anbau für die Schweizer Bauern nur schwer möglich», so Brändli. Weitere Probleme für Biobauern sind die immer höher werdenden Hürden für den baulichen Pflanzenschutz wie die Einnetzung von Obstanlagen zum Schutz vor Hagel und Insekten.

Verarbeitung sitzt im gleichen Boot

«Die erste Verarbeitungsstufe – wie wir Mühlen – sind auf den einheimischen Anbau und die Nachfrage von Seiten der Abnehmer und Konsumentinnen und Konsumenten angewiesen, um innovative oder auch klassische Plfanzenbauprodukte zu vermarkten», führte Regula Beck, Geschäftsführerin der Mühle Landshut in Utzenstorf BE, aus. Sie appellierte dabei auch an die Verantwortung jedes einzelnen Konsumenten.

Zusammenfassend meinte SBV-Direktor Martin Rufer, dass die politischen Erwartungen im Pflanzenbau und die reelle Entwicklung auseinanderklaffen würden. «Wir brauchen Lösungen beim Schutz der Kulturen und robuste Sorten, um den Pflanzenbau in der Schweiz zu erhalten. Wir brauchen Preise, die nicht nur die effektiven Produktionskosten decken, sondern es auch erlauben, ein schlechtes finanzielles Jahr aufzufangen. Beides ist heute nicht gegeben.» Landwirtinnen, Verarbeiter und Labelorganisationen sind bereit, pflanzliche Produkte in der Schweiz zu fördern. Doch sie können es nicht allein stemmen. Ohne besseren Schutz der Kulturen, faire Marktbedingungen und Unterstützung durch die Politik bleibt der Trend zu pflanzlicher Ernährung ein Importgeschäft. (LID)
(gb)

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