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.METZGEREI: Gute Fleischnachfrage im 2024
Die Fleischbranche blickt auf ein positives Jahr zurück. Proviande ist zufrieden mit der Marktentwicklung, übt jedoch Kritik an der Stossrichtung des Bundes.

«Der Fleischmarkt präsentiert sich erstaunlich robust», sagte Proviande-Präsident Markus Zemp an der Generalversammlung der Branchenorganisation. Höhere Konsumzahlen und gestiegene Schlachtviehpreise hätten die Produzentinnen und Produzenten gestärkt. So erzielte Bankvieh mit 11 Franken pro Kilo Schlachtgewicht einen Rekordwert seit dem 25-jährigen Bestehen von Proviande. Auch Kälber, Schweine, Lämmer und Geflügel seien gefragt.

«Fleisch erfreut sich grosser Beliebtheit bei den Konsumentinnen und Konsumenten – was für ein Gegensatz zu den Botschaften aus Medien, Politik und Verwaltung», betonte er. Sorgen bereiten allerdings die mit Ausnahmen des Geflügels sinkenden Tierbestände, insbesondere beim Rindvieh. «Die Wertschöpfung droht ins Ausland zu wandern», warnte Zemp und forderte bessere agrarpolitische Rahmenbedingungen für die Viehhaltung der Schweiz.

Kritik übte er an der neuen Ernährungspyramide des Bundes, die den Fleischkonsum herabstufe. Auch das geplante Entlastungspaket 2027 stösst auf Widerstand: Die Abschaffung der Inlandleistung bei Zollkontingenten gefährde das bewährte System und öffne Spekulationen mit Importfleisch Tür und Tor.

Trotz aller Herausforderungen zeigte sich Zemp zuversichtlich. Mit der neuen Kampagne «So isst die Schweiz» wolle Proviande das Vertrauen der Konsumentinnen und Konsumenten weiter stärken.

Die Versammlung war auch von personellen Veränderungen geprägt: Direktor Heinrich Bucher trat nach 17 Jahren im Amt in den Ruhestand. Sein Nachfolger ist Donat Schneider. Zemp selbst kündigte seinen Rücktritt auf die nächste Generalversammlung an. «Es ist der richtige Zeitpunkt für eine jüngere Kraft», erklärte er.

Heinrich Bucher tritt nach 17 Jahren ab

Nach 22 Jahren mit der Branchenorganisation – fünf im Verwaltungsrat und 17 als Direktor – verabschiedete sich Heinrich Bucher von Proviande. Es sei für ihn ein Privileg gewesen, sich für das Produkt Fleisch einzusetzen – «ein Produkt, das beliebt ist, geschätzt wird und Genuss vermittelt», wie er betonte.

Bucher würdigte die besondere Kultur der Zusammenarbeit innerhalb der Fleischwirtschaft: «Wenn in der Branche ein Problem ansteht, geht man zu Proviande – und findet gemeinsam eine Lösung.» Auch international habe das Modell Anerkennung gefunden. «So etwas wäre bei uns gar nicht möglich», hätten ihm Fachkollegen im Ausland jeweils gesagt, als er das Zusammenspiel der Schweizer Wertschöpfungskette erklärte. Bucher rief dazu auf, die gewachsene Dialogkultur zu pflegen und weiterzuentwickeln – als Grundlage für den zukünftigen Erfolg.

Neuer Direktor Donat Schneider

Mit einem kurzen Auftritt stellte sich Donat Schneider als neuer Direktor von Proviande vor. Auf einen Lebenslauf verzichtete er bewusst – dieser sei in der Medienmitteilung nachzulesen. Stattdessen teilte er seine Gedanken zur Branche: Die Fleischwirtschaft bewege sich in einem Spannungsfeld zwischen gesellschaftlichen Erwartungen, Umweltauflagen und anhaltend hoher Konsumentennachfrage.

«96 Prozent der Konsumenten essen Fleisch – das sind mehr als Autofahren oder Zugfahren», stellte er mit einem Augenzwinkern fest. Gleichzeitig betonte er den Druck, unter dem die Tierproduktion durch Umwelt-, Klima- und Tierschutzforderungen stehe. Schneider zeigte sich motiviert, diese Herausforderungen gemeinsam mit der Branche anzugehen: «Ich freue mich darauf, in diesem Spannungsfeld anzupacken.» Er dankte für den herzlichen Empfang und schloss mit einem Zitat von Jürgen Klopp: «Es ist nicht wichtig, was die Leute von dir denken, wenn du kommst. Es ist wichtig, was die Leute von dir denken, wenn du gehst.»

Warnung vor Sparmassnahmen des Bundes

Nationalrat Mike Egger fordert mehr Anerkennung und politischen Rückhalt für die Nutztierhaltung – und kritisiert die geplanten Sparmassnahmen des Bundes. In seinem Referat an der Generalversammlung von Proviande schlug Nationalrat Mike Egger (SVP/SG) deutliche Töne an: Die Schweizer Fleischwirtschaft befinde sich zwar in einer starken Position, werde jedoch zunehmend unter Druck gesetzt – politisch wie gesellschaftlich.

Mit einem Selbstversorgungsgrad von fast 80 Prozent könne die Schweiz stolz auf ihre Fleischproduktion sein, betonte Egger. Besonders in den Berggebieten sei eine sinnvolle Nutzung der Flächen ohne Tierhaltung gar nicht möglich. Daraus folge klar: Die Schweiz sei prädestiniert für eine nachhaltige und tierfreundliche Nutztierhaltung – und damit für Fleischproduktion.

Doch diese Leistungen stünden zunehmend in der Kritik. So sei etwa die neue Ernährungspyramide des Bundes ein aktuelles Beispiel dafür, wie politische Vorgaben den Fleischkonsum bewusst einschränken wollten. Er zeigte sich besorgt über geplante Einsparungen im Rahmen des Entlastungspakets 2027. Besonders die Fleischbranche sei davon überproportional betroffen. «Das wäre eine einseitige und krasse Belastung, die der Branche erheblichen Schaden zufügen würde», warnte Egger.

Bereits habe er gemeinsam mit weiteren Parlamentariern eine Arbeitsgruppe initiiert, um auf politischer Ebene aktiv gegenzusteuern. Man habe beim Bundesrat und bei der Finanzverwaltung interveniert und wolle in den bevorstehenden Beratungen Mehrheiten gegen die geplanten Massnahmen gewinnen. (LID)
(gb)

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