Foodfachzeitung im Internet
Admin aufrufen
Mittwoch, 14. Mai 2025
News, Tipps, …
Druckansicht 08.12.2021
FORSCHUNG: Fleischarme Kost hat viele Vorteile

Was ist besser: den Fleischkonsum moderat zu reduzieren und mehr Obst, Gemüse und Vollkornprodukte zu essen, wie es die Deutsche Gesellschaft für Ernährung anrät? Es unseren südlichen Nachbarn nachzutun und öfter mal zu Fisch und Meeresfrüchten zu greifen? Oder gar komplett auf vegane Ernährung umzustellen? Eine neue Studie der Universität Bonn zeigt, dass die Antwort auf diese Fragen nicht so eindeutig ausfällt – je nachdem, welche Auswirkungen man sich genau anschaut.

Weltweit ist die Ernährung für ein Viertel der menschlichen Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Ein grosser Teil davon geht auf das Konto der Nutztierhaltung: Tiere wandeln nur einen kleinen Teil der verfütterten Kalorien in Fleisch um. Wiederkäuer erzeugen zudem Methan, das die Erderwärmung weiter beschleunigt.

Was wir essen, hat darüber hinaus auch Folgen für unsere Gesundheit und das Tierwohl. Will man Ernährungsformen miteinander vergleichen, sollte man auch diese Aspekte in den Blick nehmen. Die Fachwelt bezeichnet die optimale Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt auch als "One Health"-Perspektive. „Studien, die diesen Blickwinkel auf Ernährungsfragen anwenden, sind aber noch rar“, erklärt Juliana Paris vom Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) der Universität Bonn.

Paris hat zusammen mit Kolleginnen und Kollegen eine Analyse durchgeführt, die diese Forschungslücke ein Stück weit schliessen möchte. „Dazu haben wir uns exemplarisch angesehen, welche Produkte bei Menschen in Nordrhein-Westfalen auf dem Speiseplan stehen“, erklärt sie. „Diese Referenzkost haben wir dann mit drei verschiedenen Szenarien verglichen: einer Umstellung nach den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), dem Wechsel zu einer Mittelmeer-Diät mit mehr Fisch und Meeresfrüchten sowie der Änderung hin zu einer veganen Ernährung.“

In jedem dieser drei Szenarien wurden die Lebensmittel so gewählt, dass sie sich so wenig wie möglich von der Referenzernährung unterschieden. „Das heisst beispielsweise, dass wir in der Mittelmeer-Variante den Anteil von Fisch und Meeresfrüchten, Gemüse und Getreideprodukten erhöht haben“, sagt Paris. Zudem sollte die Produkt-Auswahl insgesamt dieselben Nährstoffe in ähnlichen Mengen enthalten wie bislang. Die Forschenden erhielten so für jedes Szenario einen „Lebensmittel-Korb“, den sie dann weiter analysierten.

„Dazu haben wir uns auf verschiedene Datenbanken gestützt“, sagt Dr. Neus Escobar vom Institut für Angewandte Systemanalyse in Österreich, die die Arbeit betreut hat. „Mit ihrer Hilfe konnten wir zum Beispiel den Effekt jeder Ernährung auf bestimmte Umweltaspekte abschätzen - etwa die bei ihrer Produktion entstehende Menge an Klimagasen oder den Wasserverbrauch. Ähnlich gingen wir vor, um die Auswirkung der jeweiligen Ernährung auf die Gesundheit zu bewerten.“ So ist beispielsweise von rotem Fleisch bekannt, dass es das Risiko bestimmter Krebsarten und von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht.

Die Konsequenzen für das Tierwohl schätzten die Forschenden anhand mehrerer Indikatoren. Darin floss unter anderem ein, wie viele Tiere durch den Konsum der Lebensmittel ihr Leben verlieren und unter welchen Bedingungen sie gehalten werden. „Wir haben aber auch anhand der Zahl von Neuronen oder der Grösse des Gehirns im Verhältnis zum Körper abgeschätzt, inwiefern die jeweiligen Tiere unter ihrer Nutzung tatsächlich leiden“, erklärt Juliana Paris.

Fisch statt Steak hilft der Umwelt, doch schadet dem Tierwohl

Jede der drei Ernährungsformen wäre aus One-Health-Perspektive nachhaltig von Vorteil. Aber nicht unter jedem Aspekt: So schnitt die vegane Ernährung in vielen Bereichen am besten ab. Allerdings ist die Erzeugung veganer Lebensmittel mit einem erhöhten Wasserverbrauch verbunden. „Ausserdem müssen Veganerinnen und Veganer bestimmte Nährstoffe separat zuführen, etwa Vitamin B12, Vitamin D oder auch Kalzium“, sagt Paris.

Die mediterrane Diät (obwohl gesund) hat aufgrund des hohen Anteils an Nüssen und Gemüse ebenfalls einen erhöhten Wasserbedarf zur Folge. Wird – wie in der Studie angenommen – das konsumierte Fleisch komplett durch Fisch ersetzt, sind zudem ihre Effekte auf das Tierwohl erstaunlich negativ: Da Fische und Meeresfrüchte deutlich kleiner sind als etwa Kühe oder Schweine, leiden unter dieser Ernährungsform erheblich mehr Tiere. Negativ wirkt sich zudem auch der vermehrte Konsum von Honig aus, der eine intensive Bewirtschaftung von Bienenvölkern verlangt. „Es wäre also von Vorteil, den Proteinbedarf insgesamt weniger aus tierischen Quellen zu decken“, betont Neus Escobar. „Zudem ernähren sich viele Menschen heute deutlich zu reichhaltig. Würden sie ihre Nahrungsmenge auf das reduzieren, was sie wirklich brauchen, hätte das möglicherweise zusätzliche positive Effekte.“

Die Empfehlungen der DGE gehen laut Studie zwar in die richtige Richtung. Mit Blick auf die menschliche Gesundheit sind die beiden anderen Optionen jedoch besser. Dennoch zeigen die Daten auch hier: Wer öfter Mal auf Fleisch verzichtet und sich stattdessen Vollkornprodukte, Gemüse und Obst auf den Teller lädt, der tut nicht nur sich etwas Gutes, sondern auch den Tieren und der Umwelt. (Uni Bonn)
(gb)

News, Tipps, … – die neuesten Beiträge
13.05.2025
dFORSCHUNG: Platterbse – wiederentdeckte proteinreiche Hülsenfrucht
12.05.2025
dTREND: BioSuisse will Bio-Marktanteil auf 15% steigern
11.05.2025
dNEWS: Neue Basiskampagne für «Schweizer Fleisch»
08.05.2025
dTIPPS: Grilladen aus aller Welt
07.05.2025
dSAISON: Schweizer Erdbeeren-Ernte startet
04.05.2025 dNEWS: Luzerner Metzgerei Künzli wird Cervelas-König
03.05.2025 dNEWS: Bundesgericht verbietet Deklaration «veganes Poulet»
02.05.2025 dFORSCHUNG: Milchprotein-Allergie reduzieren mit Apfeltrester
30.04.2025 dNEWS: Starker Weinkonsum-Rückgang in der Schweiz
27.04.2025 dFORSCHUNG: tierschützende Alternativen zur CO2-Betäubung von Schlachtschweinen
25.04.2025 dFORSCHUNG: Foie Gras ohne Qualmast dank Gänselipase
24.04.2025 dTIPP: Eier-Reste gekonnt verwenden
21.04.2025 d TRENDS: Ernährung und Konsum im Fokus der Anuga 2025
20.04.2025 dTIPP: Burger mit Vollkorn und Gemüse - do it yourself
19.04.2025 dNEWS: Bund legt Ernährungsstrategie 2025-2032 fest
17.04.2025 dFORSCHUNG: Hafer als nachhaltige vegane Proteinalternative
16.04.2025 dNEWS: Grössere Löcher im Emmentaler dank Heublumenpulver
15.04.2025 dTIPP: Brunnenkresse – pfeffriges, gesundes Wildkraut
11.04.2025 dNEWS: 65 Mio CHF Investition für Tobleronefabrik in Bern
09.04.2025 dNEWS: Schweizer Bonbon- und Guetzlihersteller exportieren weniger
08.04.2025 dWISSEN: Rhabarber – Gemüse oder Frucht?
07.04.2025 dKOMMENTAR: Cannabidiol im Trend – nutzlos, riskant, illegal
01.04.2025 dTIPPS: Die besten Delikatessen zum 1.April
31.03.2025 dWISSEN: Mild-aromatischer Senfkohl «Pak-Choi»
28.03.2025 dTIPP: Pudding do it yourself
27.03.2025 dKOMMENTAR: Viel Misstrauen gegenüber Biolebensmittel
25.03.2025 dNEWS: Migros mit erfolgreichem Geschäftsjahr 2024
24.03.2025 dFORSCHUNG: neuartige Elektrokatalytische Sterilisierung
23.03.2025 dWISSEN: gesunder Chicorée aus der Dunkelkammer
20.03.2025 dNEWS: Fleischangebot im 2024 gestiegen aber Inlandanteil gesunken
©opyrights ...by ask, ralph kradolfer, switzerland