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KOMMENTAR: Politik und Wirtschaft beeinflussen Ernährungsempfehlungen


in Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es neue Empfehlungen für eine gesunde Ernährung. Hinter diesen Lebensmittelpyramiden stehen oft mehr Wirtschaft und Gesellschaft als Ernährungswissenschaftler. Bild: die neue Schweizer Lebensmittelpyramide


Die staatlichen Empfehlungen für eine gesunde Ernährung werden kritisiert, seit es diese gibt. Die Geschichte dieser Lebensmittelpyramiden ist weniger eine Geschichte der Ernährungswissenschaften, sondern vielmehr eine Geschichte der Lobbys von Politik, Wirtschaftsinteressen und Umweltverbänden.

Mitte September 2024 wurde die neue Schweizer Lebensmittelpyramide veröffentlicht. Diese kommt aus der Küche des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit BLV und der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung SGE. Die SGE liefert zudem noch ein eigenes Tellermodell mit.

Die neue Schweizer Lebensmittelpyramide berücksichtig ausserdem erstmals die Auswirkungen auf die Umwelt. Empfohlen werden saisonale und regionale Produkte, Vollkornprodukte und pflanzliche Proteinlieferanten. Zudem wird ausdrücklich darauf hingewiesen, weniger verarbeitete Lebensmittel zu konsumieren.

Die neue Schweizer Lebensmittelpyramide empfiehlt eine Ernährung mit 20 bis 25 Prozent tierischen Proteinen. Und ferner:

Getränke: 1 bis 2 Liter Wasser, Tee und Kaffee und andere ungesüsste Getränke pro Tag

Gemüse und Obst: 25 Prozent respektive 20 Prozent

Getreideprodukte, möglichst Vollkorn und Kartoffeln: 25 Prozent (Brot und Beilagen wie Reis und Teigwaren)

Tierische und pflanzliche Proteine: 10 Prozent (Fleisch und Fisch, Eier, Hülsenfrüchte und daraus hergestellte Produkte)

Milch und Milchprodukte: 20 Prozent und höchstens drei Portionen pro Tag

Eine Handvoll Nüsse und Samen pro Tag sowie zwei Esslöffel Fette und pflanzliche Öle pro Tag

Fettes, Süsses und Salziges, Süssgetränke und Alkohol: Selten

Vermischung von Gesundheit und Umwelt

Beim Schweizer Bauernverband SBV hält sich die Freude aber in engen Grenzen. SBV-Kommunikationschefin Sandra Helfenstein zeigt eklatante Widersprüche der neuen Lebensmittelpyramide auf: «Die eine Behörde kritisiert Futtermittelimporte für Geflügel, die andere propagiert den Pouletfleischkonsum in der Pyramide. Diese Behörde propagiert Nose to Tail – also vom Schnörrli zum Schwänzli – und die andere zeigt als Symbol für Fleisch in der Pyramide ausgerechnet eine Pouletbrust.»

Ein Widerspruch sei auch, dass Apfelsaft aus der Lebensmittelpyramide fällt, weil er weniger Nahrungsfasern habe, seine glykämische Last höher sei und der Saft nicht zum gleichen Sättigungsgefühl führe wie ein ganzer Apfel. «Dabei macht Apfelsaft aus Umweltsicht und zur Reduktion von Foodwaste grössten Sinn und gerade Äpfel der für die Biodiversität wertvollen Hochstammbäume eignen sich oft nur für die Saftproduktion», betont SBV-Kommunikationschefin Sandra Helfenstein. «Die Vermischung zwischen gut für die Gesundheit und gut für die Umwelt schafft nur Verwirrung», moniert sie.

Entspannter sieht es Mathias Binswanger, einer der einflussreichsten Schweizer Ökonomen: «Man sollte solche Lebensmittelpyramiden nicht allzu ernst nehmen, sondern höchstens als eine Art Empfehlung sehen.» Gemäss Mathias Binswanger «ist die empirische Evidenz für gesunde Ernährung sehr flexibel und empfiehlt immer wieder andere Formen von gesunder Ernährung».

Zudem seien die jetzt einbezogenen Auswirkungen auf die Umwelt stark von Annahmen abhängig, die in Bezug auf Umweltwirkungen getroffen werden müssen. Die individuellen Unterschiede der Menschen würden völlig ausser Acht gelassen. Und dann meint Mathias Binswanger: «Essen und Trinken soll Freude machen und zu einem glücklichen Leben beitragen – ein zu gesundes Leben kann auf die Dauer auch ungesund werden.» (LID)
(gb)

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