Foodfachzeitung im Internet
Admin aufrufen
Donnerstag, 16. Januar 2025
Report
Druckansicht 08.10.2020
PRODUKTPORTRAIT: Dagmersellerli, ein Luzerner Bestseller
Einheimische Produkte sind gefragt. «Delikatessenschweiz» präsentiert eine Spezialität aus der Region Luzern und seine Macher: das Schweinswürstchen «Dagmersellerli» von der Traditionsmetzgerei Hugo Willimann in Dagmersellen LU.



Das Dagmersellerli ist ein Schweinswürstchen. Es besteht aus reinem Schweinefleisch und Speck, ist in einen Schafsaitling gestossen und wird geräuchert sowie gebrüht. Zum warm essen.


Es ist saftig und schmeckt intensiv-rauchig. Die Rede ist vom «Dagmersellerli», einem knackigen Würstchen. Es trägt den Namen des Dorfes, wo es seit 80 Jahren vom Traditionsbetrieb Hugo Willimann AG hergestellt wird. Die Wurstspezialität ist einem Zufall zu verdanken, erklärt Juniorchef Nico Willimann. «Mein Urgrossvater Gottfried wollte Bratwürste herstellen. Er mischte dem Fleisch aus Versehen Pökelsalz statt normales Salz zu.» Das Resultat war keine Bratwurst, aber der Metzgermeister fand das Resultat interessant. Er machte die Wurst dünner und räucherte sie. So entstand das Dagmersellerli. Um 1941 war das, also in der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Willimann: «Aus einem Fehler ist so ein tolles Produkt entstanden. Es ist heute unser Topseller.»

Rund 4000 Pärchen Dagmersellerli werden jede Woche am Hauptsitz der modernen Metzgerei beim Dorfkreisel hergestellt. Wir durften zuschauen, wie die Produktion abläuft. Das Fleisch für die Schweinswurst bezieht die Metzgerei von einem Landwirt aus der Region. Es wird zerlegt, im Scheffel und im Blitz verkleinert. Vorher wird das Fleisch im sogenannten Tumbler mit Salz und Gewürzen gemischt. «Das Rezept hüten wir seit Generationen», erklärt Nico Willimann. Nur vier Personen wüssten, was genau im Dagmersellerli steckt.



Das Brät wird in den Darm gestossen


Die Produktion ist mit viel Handwerk verbunden. Produktionsleiter Patrick Theiler und Chefwurster Fritz Marfurt wursten mit ihrem Team aus Arbeitern und Lernenden vier Mal pro Woche. «Trotz moderner Technik braucht es viel Fingerspitzengefühl und Geschick bei der Herstellung», erklärt Willimann, «sonst wird aus dem Wursten rasch ein Gewurstel.» Er lacht. Die Würste werden sodann sieben Stunden in der Räucherkammer geräuchert – fertig sind die Dagmersellerli.

Die «Willimänner», wie sie sich selber nennen, bleiben aber nicht in der Tradition stecken. «Das Dagmersellerli wächst weiter, wie unser Betrieb», sagt der Juniorchef. So gibt es mittlerweile vier Sorten: das Original, das kleine Party-Dagmersellerli, das «Big»; dazu kommt das zusätzlich gereifte Chnebeli zum Rohessen.


Produktionsleiter Patrick Theiler (links) und Juniorchef Nicolas Willimann vor der Räucherkammer, in der die Dagmersellerli sieben Stunden hängen.


Im Fachjargon ist das Dagmersellerli eine geräuchte Brühwurst, die man im Wasser heiss macht. Man kann sie aber ebenso gut grillieren. Das Chnebeli erfährt den gleichen Räucherprozess wie das Dagmersellerli und wird anschliessend in der Reifekammer luftgetrocknet.

«Ich esse sie am liebsten grilliert, mit einem Stückchen Brot und einem feinen Feigensenf dazu», verrät der 28-jährige Juniorchef. Er arbeitet in der sechsten Generation im 1857 gegründeten Familienbetrieb und sitzt mit Vater Hugo in der vierköpfigen Geschäftsleitung. Der 2018 erneuerte Hauptsitz in Dagmersellen beschäftigt 40 Mitarbeiter und hat eine Filiale in Emmen. Die Metzgerei hat viele Auszeichnungen an Branchenwettbewerben für ihre Produkte gewonnen. Hugo Willimann war ausserdem 2017 «Lehrmeister des Jahres». www.willimann-metzg.ch. (Text und Bilder: Marc Benedetti. Dieser Artikel erschien im Zofinger Tagblatt)
(gb)

Report – die neuesten Beiträge
10.01.2025
dFrüchtebrot selber machen
03.01.2025
dUrgetreide für Backwaren
20.12.2024
dSchweizer Schaumweine: Qualität und Potential
12.12.2024
dJetzt Pasteten und Terrinen auf den Teller
03.12.2024
dEmotional statt industriell: Zukunft von Schweizer Käse
25.11.2024 dEdle Kulturpilze: Teil 2
18.11.2024 dWelche Backwaren gesund sind und warum
10.11.2024 dSchokoladen und Branchli im Kassensturz-Test
01.11.2024 d Edle Kulturpilze: Teil 1
25.10.2024 dMarkt und Wettbewerb der Alpenprodukte in Stans
18.10.2024 dMehr Nüsse essen
11.10.2024 dSwiss Cheese Awards: Schweizer Käsemeister gekürt
06.10.2024 dWeihnachtsgebäck schon im Oktober?
25.09.2024 dDie offiziell besten Metzgereien 2024
19.09.2024 dPflanzlicher Milchersatz: umweltschonend aber nährwertärmer
08.09.2024 dSchokoladeimitationen ohne Kakao im Trend
01.09.2024 d Warme Schärfe dank Wasabi und Ingwer
21.08.2024 dBrombeeren – wilde schmecken intensiver
14.08.2024 dGlacesorten, -macharten und -trends
07.08.2024 dFeige: Eine der ältesten Früchte der Welt
31.07.2024 dEin Hoch auf Schweizer Bier
24.07.2024 dJetzt hochwertige Beeren richtig verarbeiten
17.07.2024 dFleisch kontra Ersatzprodukte - gesundheitlich betrachtet
10.07.2024 dJetzt Aprikosen verarbeiten: Frische Vielfalt
03.07.2024 dWie wird selbst gemachte Glace cremig?
26.06.2024 dBio und Fleischersatz stossen an Grenzen
19.06.2024 dMultitalente Blumenkohl und Romanesco
12.06.2024 dNeuartige Kaffeealternative mit regionalen Rohstoffen
05.06.2024 dHochverarbeitetes oft ungesund aber nicht immer
29.05.2024 dGelungene Beefsteak-Imitation von Planted
©opyrights ...by ask, ralph kradolfer, switzerland