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Report
Druckansicht06.04.2018
Gasgrill auf dem Vormarsch
Es gibt zwar nicht jedes Jahr bahnbrechende Innovationen bei Grillgeräten, aber nebst kleineren Neuheiten und Verbesserungen sind auch interessante Trends bei den Grilltypen (Gas, Kohle, Elektro) auszumachen.



Moderner Gasgrill von Weber Stephen


Die Anzahl der Haushalte, die mindestens einmal im Jahr grillieren, ist von 2009 bis 2015 um sieben Prozent gestiegen (2009: 80%, 2015: 87%). Dies ergab eine Online-Umfrage des Marktforschungsinstitutes Nielsen im 2016. Unangefochten an der Spitze liegt der Holzkohlegrill, den 65 Prozent der Verbraucher nutzen. Auf Platz zwei folgen Elektrogeräte, die aber im Vergleich zu 2009 satte neun Prozentpunkte verloren (2009: 45%, 2015: 36%). Gas-Grills sind dagegen auf dem Vormarsch (2009: 12%, 2015: 17%). Dies bestätigt eine Umfrage von Coop anhand einer Befragung und Auswertung seiner Verkaufsdaten. Für 44 Prozent der Grillmeister sei Gas die Energiequelle ihrer Wahl.

Und der Coopbericht erhellt weitere Details: Nicht in jeder Region grilliert Familie Schweizer gleich häufig. Mit rund 22 Tagen, an denen im Sommer grilliert wird, ist die Deutschschweiz Spitzenreiter, dicht gefolgt von der Romandie: Hier grilliert man im Sommer an rund 21 Tagen. Nur im Tessin wird mit durchschnittlich 13 Tagen im Sommer weniger grilliert. Deutschschweizer und Romands sind wahre Grillfans, denn in beiden Regionen gaben 63 Prozent der Befragten an, im Sommer mindestens einmal pro Woche zu grillieren. Im Tessin sind es nur 43 Prozent der Befragten.

Während die Deutschschweizer am liebsten mit Gas grillieren, geht in der Romandie und im Tessin nichts über den Holzkohlegrill. So nutzen 49 Prozent der Befragten in der Deutschschweiz einen Gasgrill als Hauptgrill im Haushalt. In der Romandie ist dies nur bei 29 Prozent und im Tessin sogar bei nur 26 Prozent der Fall. Ganz anders sieht es beim Holzkohlegrill aus: 38 Prozent der befragen Romands und 43 Prozent der Tessiner nutzen bevorzugt diesen Grilltyp, in der Deutschschweiz hingegen nur 28 Prozent.



Tischgrill mit flacher Grillplatte von Tristar


Vor allem im Tessin sind auch Tischgrills beliebt – immerhin 21 Prozent nutzen diese als Hauptgrill. In der Romandie grillieren 16 Prozent der Befragten hauptsächlich auf diese Art, in der Deutschschweiz lediglich elf Prozent. Nur wenige verwenden einen Elektrogrill: nur jeweils elf Prozent der Befragten im Tessin und der Romandie sowie 8 Prozent in der Deutschschweiz heizen das Gerät in erster Linie mit Strom. Einig sind sich die Schweizer in Sachen Wegwerfgrills - diese werden so gut wie nie verwendet.

Im Tessin bekannte sich niemand zu Wegwerfgrills, in der Romandie nur 6 Prozent und in der Deutschschweiz lediglich 4 Prozent. Die Coop Marktforschung befragte dazu in Zusammenarbeit mit Innofact AG im Mai 2017 über 1100 Personen ab 18 Jahren in den diversen Regionen und nennt die Stichprobe repräsentativ. Ausserdem wurden Daten zu den Grill-Einkäufen von Coopkunden von Mai bis September 2016 erhoben.

Pelletsgrill auf dem Vormarsch

Eine neue Umfrage von «foodaktuell» bei Firmen, die Grillgeräte sowohl an Profis wie auch an Private liefern ergab weitere Details: Hans Jörg Elsasser, Grillgerätehändler und Präsident der Swiss BBQ-Association konstatiert: «der Grillmarkt wächst qualitativ durch anspruchsvollere Geräte und vielseitiges Zubehör sowie Verbrauchsmaterial». Und er nennt konkrete Zahlen: «Wir verkaufen seit Jahren mehr Gas- als Holzkohlegrills und entsprechend dem Schweizer Markt 75:25. Die Schweiz spielt diese Sonderrolle seit Jahren, in Deutschland und Österreich ist das Verhältnis praktisch umgekehrt.

Allerdings stellen wir die letzten Jahre fest, dass mit Holzkohle oder Brikett betriebene Geräte immer beliebter werden im Privatmarkt. Profigrilleure arbeiten bereits seit Jahren stark mit holzbetriebenen Geräten (Keramikgrills, Smoker, klassische Kugelgrills, etc.). In der Zwischenzeit stiegen einige BBQ-Teams auf Pelletgrills um, welche durchs Band weg sehr gute Endresultate liefern. Auch Caterer arbeiten vermehrt mit Pelletgeräten».



Pelletsmoker mit automatischem Pellets-Nachschub


Absteiger sind gemäss Elsasser einmal mehr die klassischen Gartencheminees: «Was früher beinahe standardmässig auf jedem Sitzplatz war, wird heute vielfach nur noch als Ablage verwendet oder vielleicht noch als Offenfeuer. Weil die Möglichkeiten eingeschränkter sind, ist es auch nicht mehr spannend damit zu arbeiten». Nebst den Klassikern spiele das Thema «Low’n Slow» eine immer grössere Rolle: Die klassischen Dampfloks respektive Offset-Smoker erleben seit 2 bis 3 Jahren ein Revival. Und zum Boommarkt entwickelten sich auch Keramikgrills (Green Egg, Monolith, Kamado Joe, etc.).

Elsasser erwartet, dass das Jahr 2018 Einiges im Grillmarkt in Bewegung bringt: Neu in seinem Angebot ist die DualChef-Reihe von OutdoorChef. Ein Gasgrill, welcher zwei Kammern anbietet, wo mit unterschiedlichen Temperaturen und Grillarten gearbeitet werden kann. Die Player im Schweizer Markt, BroilKing, Koenig, Napoleon, Landmann, Camping Gaz, etc. präsentieren kleinere und grössere Anpassungen im Sortiment.

Das Authentische zelebrieren

Auch Daniel Wagmann, Inhaber des Grilllade in Solothurn verkauft mehr Gasgrills an Hobbygrilleure und vermutet, dass solche in Miethäusern oft nicht mit Holzkohle hantieren dürfen. Und er konstatiert einen Trend: viele seiner Kunden steigen auf Holzkohle-Keramikgrill um (Big Green Egg), um das Authentische zu zelebrieren. Bei den Profigrilleuren müsse man unterscheiden: «Das Handwerk operiert normalerweise mit Kohle oder offenem Feuer, Grossproduzenten dagegen basieren eher auf Gas».


Gasgrillgeräte legen derzeit zu aber ein Holzkohle-Keramikgrill erlaubt, das Authentische zu zelebrieren – Bild: Big Green Egg.


Bei den Grilltypen seien Feuerschalen mit Festbrennstoffen wie Holz oder Kohle im Trend und elegantes Design werde immer wichtiger. Ein kochtechnischer Trend sei Sousvide mit dem Grill zu kombinieren: «man gart das Fleisch schonend unter Vakuum in der Küche vor und legt es nachher nur noch zum Markieren auf den Grill». Dieses Vorgehen eignet sich vor allem für Schmorstücke wie Haxen oder allgemein «Nose to Tail».

Wagmann veranstaltet Grillkurse auch für Profis und gibt Tipps für die Geräteevaluation: Kaufinteressenten sollen mehr auf die Qualität achten d.h. auf Bauart und Material. Ein langlebiges wenn auch teureres Gerät sei letztlich rentabler.

Bei Weber-Stephen, Technologieführer der Grillgeräte-Konstruktionsfirmen, stellt man fest, dass der Trend klar in Richtung mehr Leistung, Flexibilität und Komfort gehe. Der Kunde erwarte Vielfalt am Grill und verlange nach wenig Aufwand ohne Abstriche bei der Leistung.

Dieses Jahr präsentiert Weber als Neuheit den PULSE (Bild) – einen smarten Elektro-Grill für urbane Gourmands. Es sei ein Plug’n’play-Gerät und ein Kraftpaket, trotzdem einfach in der Handhabung, brauche wenig Platz und falle nicht unter das Holzkohle-Grillverbot der meisten städtischen Balkone. (GB)
(gb)

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