Foodfachzeitung im Internet
Admin aufrufen
Mittwoch, 19. März 2025
Report
Druckansicht 07.12.2023
Wie (un)gesund ist Gepökeltes wirklich?
Pökeln ist ein seit der Antike bekanntes Verfahren zur Konservierung und Farberhaltung von Fleisch- und Wurstwaren mit Nitritpökelsalz. Dieser gilt zu unrecht als krebserregend gemäss der Foschungsanstalt Agroscope.



Ungepökelt wären die meisten Fleisch- und Wurstwaren grau-braun


Pökeln ist ein seit der Antike bekanntes Verfahren zur Konservierung von Fleisch- und Wurstwaren mit Hilfe von Nitritpökelsalz (einer Mischung aus Kochsalz und Natrium- oder Kaliumnitrit) oder einer Mischung aus Kochsalz und Salpeter (Natrium- bzw. Kaliumnitrat). Während des Pökelvorgangs kommt es durch Einsatz des Nitrats bzw. Nitrits zur sogenannten Umrötung, d. h. das Fleisch bekommt eine leuchtend rote Färbung.

Oft liest man, dass hoher Verzehr gepökelter Fleischwaren ungesund sei. Aber diese haben nur wenig Anteil an der Nitritzufuhr gemäss der Forschungsanstalt Agroscope. Gepökelte Fleischerzeugnisse werden mit Magen- und Darmkrebs in Verbindung gebracht, da sie Nitrit enthalten, aus dem unter bestimmten Voraussetzungen Krebs erzeugende Verbindungen (N-Nitrosamine) entstehen können. Gemüse und die körpereigene Nitrat-Produktion haben mehr Einfluss. Gemüse und Früchte werden jedoch übereinstimmend als krebshemmend beurteilt. Nitrit kann im Magen sogar antibakteriell wirken.

Hätten diese Mengen Auswirkungen auf das Magenkrebsrisiko, dann müsste auch ein hoher Gemüseverzehr das Risiko erhöhen, da 5% des aufgenommenen Nitrats zu Nitrit reduziert wird und in den Magen gelangt (gar nicht zu sprechen von den Mengen des vom Körper selber produzierten Nitrats). Dies macht einiges mehr aus als die Mengen in Fleischerzeugnissen.

Bisher ist es jedoch auch durch intensive Forschung weltweit nicht gelungen, einen klaren Zusammenhang zwischen Nitrat/Nitrit und Krebs im Menschen zu beweisen. Im Gegenteil, es gibt immer mehr Hinweise, dass Folgeprodukte von Nitrit (z.B. Stickstoffmonoxid) wichtige Faktoren im Abwehrsystem des Körpers darstellen und zur Aufrechterhaltung der normalen physiologischen Funktionen beitragen. (Text: Alexandra Schmid, Agroscope Liebefeld-Posieux, Eidgenössische Forschungsanstalt für Nutztiere und Milchwirtschaft ALP)

Technologische Funktion des Pökelstoffs

Fleischwaren werden unbehandelt durch Oxidation des Muskelfarbstoffs schnell blass und verderben durch Besatz mit unerwünschten oder gesundheitlich bedenklichen Mikroorganismen wie beispielsweise Pseudomonaden. Pökeln verzögert dies durch verschiedene Mechanismen. Im Fleisch vorhandene Mikroorganismen verlieren durch Diffusion Wasser aus ihrem Zellplasma, was ihre Zellfunktionen und Vermehrung beeinträchtigt. Technologisch gesehen wird dabei die Wasseraktivität im Produkt gesenkt. Das Fleisch wird durch den gleichen Effekt fester und leichter.



Metzgereien pökeln das Fleisch (zB für Schinken) nicht nur äusserlich sondern mit Injektionsnadeln auch innerlich.


Nitritpökelsalz wirkt auch speziell gegen das anaerobe Botulinum-Bakterium (Clostridium botulinum) und verhindert seine Ausbreitung Das Nitrit verbindet sich mit dem Muskelfarbstoff zu Nitrosomyoglobin und sorgt damit für eine optisch ansprechende Rotfärbung; diesen Vorgang nennt man Umröten.

Hinzu kommt das typische „Pökelaroma“. Allerdings geht beim Pökeln ein Teil der im Fleisch enthaltenen Eiweisse verloren. Darüber hinaus können beim Nasspökeln auch wichtige, zu Beginn vorhandene Mineralstoffe in Lösung gehen. Sie werden dabei durch das höher konzentrierte Pökelsalz aus dem Fleisch verdrängt. Statt Nitritpökelsalz verwenden manche Hersteller heute Meersalz oder iodiertes Speisesalz, dennoch können Meersalze je nach Herkunft nitritbelastet sein. Die Verwendung ist dann vergleichbar mit dem Einsatz von Nitritpökelsalz.

Wirksamer als nur Kochsalz

Die Verwendung von normalem Kochsalz erzeugt eine Flüssigkeitsreduzierung des Fleisches und damit eine Reduzierung der Bakterienvermehrung. Jedoch wirkt es nicht gegen die Graufärbung des Fleisches und weist einen geringeren Hemmfaktor gegenüber dem Bakterium Clostridium botulinum auf. Dazu wird dem Kochsalz in geringen Mengen Nitrat oder Nitrit zugefügt.

Zugefügtes Nitrat wird von den im Fleisch enthaltenen Bakterien in Nitrit als Wirksubstanz umgewandelt. Die Verfahrensdauer wird dadurch verlängert. Das Nitrit verbindet sich mit dem Muskelfarbstoff Myoglobin zu Nitrosomyoglobin und weiter zu dem hitzestabilen Nitrosomyochromogen, welches die Rotfärbung erzeugt. Eine weitere Verbesserung der Konservierungswirkung wird durch das Hinzufügen von Ascorbinsäure als Antioxidans erzielt. (GB / zT Wikipedia)
(gb)

Report – die neuesten Beiträge
17.03.2025
dÜber exotische Pseudogetreide Amarant und Quinoa
07.03.2025
dZürcher Slowfoodmarkt 2025 im Rückblick
02.03.2025
dWein und Sekt ohne Alkohol im Trend
19.02.2025
dTofu: Sorten, Tipps und Wissenswertes
11.02.2025
dSchweizer Käsefachmesse im Rückblick
04.02.2025 dOffiziell beste Süsswaren 2025
28.01.2025 dHochwertige Spezialöle für die Küche
20.01.2025 dAromatisierter Essig aus eigener Küche
10.01.2025 dFrüchtebrot selber machen
03.01.2025 dUrgetreide für Backwaren
20.12.2024 dSchweizer Schaumweine: Qualität und Potential
12.12.2024 dJetzt Pasteten und Terrinen auf den Teller
03.12.2024 dEmotional statt industriell: Zukunft von Schweizer Käse
25.11.2024 dEdle Kulturpilze: Teil 2
18.11.2024 dWelche Backwaren gesund sind und warum
10.11.2024 dSchokoladen und Branchli im Kassensturz-Test
01.11.2024 d Edle Kulturpilze: Teil 1
25.10.2024 dMarkt und Wettbewerb der Alpenprodukte in Stans
18.10.2024 dMehr Nüsse essen
11.10.2024 dSwiss Cheese Awards: Schweizer Käsemeister gekürt
06.10.2024 dWeihnachtsgebäck schon im Oktober?
25.09.2024 dDie offiziell besten Metzgereien 2024
19.09.2024 dPflanzlicher Milchersatz: umweltschonend aber nährwertärmer
08.09.2024 dSchokoladeimitationen ohne Kakao im Trend
01.09.2024 d Warme Schärfe dank Wasabi und Ingwer
21.08.2024 dBrombeeren – wilde schmecken intensiver
14.08.2024 dGlacesorten, -macharten und -trends
07.08.2024 dFeige: Eine der ältesten Früchte der Welt
31.07.2024 dEin Hoch auf Schweizer Bier
24.07.2024 dJetzt hochwertige Beeren richtig verarbeiten
©opyrights ...by ask, ralph kradolfer, switzerland