Foodfachzeitung im Internet
Admin aufrufen
Dienstag, 3. Oktober 2023
Tipp
30.08.2023
Messetipp: Metzgereimesse Süffa 2023

Das aktuelle Thema Fachkräftemangel bildet einen Schwerpunkt auf der Stuttgarter SÜFFA 2023. Wie immer mit Neuheiten bei Technik und Rohstoffen. In Stuttgart 21. bis 23. Oktober 2023.
Report
Druckansicht 05.01.2023
Zuchtfisch oder Wildfang?
Ernährungsexperten empfehlen, den Fischkonsum zu erhöhen, um sich gegen Herzkreislauferkrankungen zu schützen. Sollten sich Konsumenten dabei um die ethischen Aspekte von Wildfisch-Konsum sorgen, und sind Zuchtfische eine gesunde Alternative?


Für den Konsumenten sind sowohl Zucht- als auch Wildfische sicher und nahrhaft, und es gibt keine wesentlichen Unterschiede zwischen beiden, vorausgesetzt, die Zucht erfolgt unter geeigneten Bedingungen. Im Hinblick auf die Überfischung der Meere ist die Zucht von Speisefischen eine gangbare Alternative, die es dem Verbraucher ermöglicht, den Ernährungsempfehlungen nachzukommen und mehr Fisch zu essen.

Fisch und Meeresfrüchte sind bekannterweise eine wertvolle Quelle für Protein, lebenswichtige Vitamine und Mineralstoffe. Zudem wird in den meisten europäischen Ländern der Verzehr von ein bis zwei Portionen fetten Fisches (z.B. Lachs oder Makrele) pro Woche empfohlen. Diese Empfehlungen basieren auf der Erkenntnis, dass fetter Fisch ein hervorragender Lieferant von Omega-3-Fettsäuren ist, die sich nicht nur auf die Gesundheit von Herz und Kreislauf, sondern auch auf die Entwicklung des ungeborenen Kindes positiv auswirken.

Global gesehen, hat der Fischkonsum in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen. In der Europäischen Union (EU) sind die Fangzahlen gesunken, doch der Fischkonsum ist im letzten Jahrzehnt um mindestens 10% gestiegen, wobei diese Steigerung durch Zuchtfische abgedeckt wird.

Man schätzt, dass derzeit etwa zwei Drittel der in der EU gefangenen Fische Wildfang sind. Vorwiegend aus Zuchtbeständen stammen z.B. Lachs, Regenbogenforelle und Karpfen, während Hering, Thunfisch, Makrele und Sardinen Beispiele für wildgefangene Fische sind. Bei wildlebenden Fischen sind Nährstoffgehalt und Kontaminationsgrad von vielen Faktoren abhängig, die nicht einfach zu kontrollieren sind: Spezies, Saison, Nahrung, Lage des Fischreviers, Lebensstadium und Alter der Fische.

Bei Fischen, die in der Nahrungskette weiter oben stehen (wie Lachs, Thunfisch, Schwertfisch) kann es zur Anreichung von Kontaminanten kommen. Werden Fische in Aquakulturen gezüchtet, ist deren Ernährung leichter zu kontrollieren. Zudem gibt es strenge EU-Richtlinien hinsichtlich der Höchstgehalte für Kontaminanten in Zuchtfischen.

Nährwert von Zuchtfisch im Vergleich zu Wildfisch

Zuchtfische werden kontrolliert ernährt, in der Regel auf der Basis von Fischöl und Fischmehl. Diese Ernährung unterliegt keinerlei saisonalen Variationen, wie dies bei wildlebenden Fischen der Fall ist. Die Folge ist, dass der Fettgehalt von Zuchtfischen erwiesenermassen konstanter ist als bei Wildfischen.

Das an gezüchtete Raubfische (z.B. Lachse) verfütterte Fischmehl wird vorwiegend aus Fischen hergestellt, die nicht für den menschlichen Verzehr bestimmt sind (wie Lodde oder Sprotte). Zunehmend werden auch pflanzliche Quellen zur Ernährung von Zuchtfischen genutzt, doch könnte dies deren Gehalt an Omega-3-Fettsäuren reduzieren. Dieser nachteilige Effekt kann dadurch abgefangen werden, dass die Fische in den letzten Lebenswochen nur mit fischbasiertem Futter ernährt werden.

Nachhaltigkeit – ein Thema für Fischkonsumenten

Man schätzt, dass bei Fortsetzung der derzeitigen Fangpraktiken die Fischbestände in 40 Jahren fast vollständig erschöpft sein werden. In den EU-Fanggebieten sind gerade einmal 10% der Fischbestände auf Dauer aufrechtzuerhalten. Zuchtfische könnten hinsichtlich der langfristigen Bedarfsdeckung eine Alternative sein.

Obwohl es Studien zufolge nicht bei allen Arten sensorische Unterschiede zwischen Zucht- und Wildfischen gibt, sind Wildfische in der Wahrnehmung der Verbraucher gesünder und schmackhafter als gezüchtete Fische. Dennoch hat Zuchtfisch seine Vorteile, nämlich:
Regelmässiger Nachschub
Gleichbleibender Nährstoffgehalt
Strikte Produktionskontrollen
Niedrigere, stabilere Preise
Rückverfolgbarkeit

Untersuchungen haben gezeigt, dass die Verbraucher zwar grossen Wert auf Nachhaltigkeit und Ethik in der Fischproduktion legen, dass sich aber dieses Interesse nicht notwendigerweise in ihrer Konsumhaltung und ihrem Einkaufsverhalten widerspiegelt. Die Weigerung, Wildfische zu essen, wurde mit ethischen Bedenken in Zusammenhang gebracht, während das Ablehnen des Verzehrs von Zuchtfischen mit einer erwarteten geringeren Qualität des Lebensmittels in Verbindung steht.



Wildfang mit Kleinbooten gilt als sensorisch edel sowie sozial und ökologisch verträglich.


Auch die Aquakultur ist nicht frei von negativen Umweltfolgen: Überfischung zur Herstellung von Fischfutter, Habitatveränderungen, Gewässerbelastung und Beeinträchtigung der Biodiversität durch entwichene Zuchtfische. Angesichts dieser Problematik sind zahlreiche EU-Projekte ins Leben gerufen worden, um die Aquakultur zu optimieren, damit die Nachfrage der Verbraucher in Zukunft auf verantwortungsvolle und nachhaltige Weise gedeckt werden kann.

In der Wahrnehmung der Konsumenten sind Zuchtfische auch weniger gesund als wild lebende Fische. Dank kontrollierter Umweltbedingungen können jedoch Krankheiten in den Zuchtbeständen in Grenzen gehalten werden und so das Wohlbefinden der Fische verbessern. Ein wichtiges Ziel der Aquakultur ist die Sicherstellung eines akzeptablen Tierschutzniveaus, so dass Zuchtfische ähnlich artgerecht wie „natürliche“ Wildfische leben können. (EUFIC)
(gb)

Report – die neuesten Beiträge
28.09.2023
dPerfekte, gesunde Fette und Öle
21.09.2023
dVielseitiger Kürbis
14.09.2023
dBrot mit viel Eiweiss ohne Weizen?
07.09.2023
dFleisch essen: Erfolgsfaktor in der Urgeschichte des Menschen
31.08.2023
dWarum Zucker glücklich macht
24.08.2023 dIst Brot am Abend tabu beim Abnehmen?
17.08.2023 dUnerwünschte Stoffe in der Fleischkruste vermeiden
10.08.2023 dGeheimnis des Blätterteigs verglichen mit andern Teigen
03.08.2023 dDas perfekte Steak auf dem Grill
27.07.2023 dWelcher Teig für Wähen und wie backen?
20.07.2023 dFaserino: ähnlich wie Ruchbrot aber gesünder
13.07.2023 dKaffee-Irrtümer korrigieren
06.07.2023 dEdle Rohwurst auf den Teller
29.06.2023 dOptimale Nährstoffversorgung trotz veganer Ernährung
22.06.2023 dSüssstoffe statt Zucker für die Gesundheit?
15.06.2023 dNischenmarkt Pferdefleisch
08.06.2023 dBrot mit Soda statt Hefe
01.06.2023 dHighlights am Afrikafestival 2023 in Winterthur
25.05.2023 dDie besten Zutaten für Teigwaren
18.05.2023 dVom Kochsalz zum Gourmetsalz
11.05.2023 dPulled Pork im Trend: gezupft und butterzart
04.05.2023 dHerkunftsreiner Terroir-Kaffee im Trend
28.04.2023 dEin Hoch auf das Schweizer Bier
20.04.2023 dWie Hefegebäcke sicher gelingen
13.04.2023 dZucker halbieren: wie und warum
30.03.2023 dGeflügel professionell zubereiten
23.03.2023 dWarum sind Gewürze gesund?
16.03.2023 dSchweizer Landwirtschaft ohne Subventionen und Grenzschutz chancenlos
10.03.2023 dZürcher Slowfoodmarkt im Rückblick: Fotoreportage.
02.03.2023 dAuch Dinkel kann Allergien auslösen
Ecke für Profis
29.09.2023
.ERNÄHRUNG: Nahrungsmittelbilanz 2023 und -Trend für die Schweiz

Das Schweizer Ernährungsbulletin 2023 gibt einen Überblick zum Verzehr und dessen Entwicklung in den vergangenen 8 Jahren. Status und Trends für Lebensmittel in Gramm pro Tag und Person mit Kommentaren.




Navigations-Tipp:
Für die Smartphone-Ansicht klicken Sie auf Druckansicht.



©opyrights ...by ask, ralph kradolfer, switzerland