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Zürcher Slow Food Market mit Besucherrekord
Highlights der «guten, sauberen und fairen» Produkte.

Rund 9900 BesucherInnen und 200 zufriedene Aussteller machten kürzlich die Messe des guten Geschmacks in Zürich zu einem Erfolg.


Das Publikum strömte vom 8. bis 10. November an die Slowfood-Messe in die Messe Zürich.

Der dritte Schweizer Slow Food Market verzeichnete ein Plus von sieben Prozent Besucher im Vergleich zum Vorjahr.


Kaltgemahlener Senf ohne Zusatzstoffe aus einer historischen Senfmühle in Köln bei der Firma «Natursenf.ch». Neun Sorten von lieblich-süsslich-mild bis scharf. Natursenf-Chef Stefan Bischof ist St.Galler und findet wie die meisten seiner Landleute Senf unpassend zu Kalbsbratwurst. Er liefert ihn aber an die St.Galler Metzgerei Schmid, wo «er sich gut verkauft». Und er betont, sein Senf habe mehr Charakter als Industriesenf. Ob ihn die St.Galler ohne Wurst dazu essen, ist noch Gegenstand von Recherchen.



Sbrinz zu schneiden ist eine Kunst. Man verwendet einen Draht, um Keile aus dem Laib zu schneiden. Möckli aus dem Laib sticht man mit dem grosssen Sbrinzstecher (Bild), Möckli aus dem Keil mit dem kleinen. Und Rollen schneidet man mit dem Hobel. Nur Banausen greifen zum Schweizer Käse-Sackmesser, das die Switzerland Cheese Marketing verkauft-

200 nationale und internationale Aussteller aus der Schweiz, Deutschland, Österreich, Frankreich, Italien und Spanien sowie aus Norwegen und Holland erwarteten die Besucher. Die Produktevielfalt brachte das genussfreudige Publikum zum Degustieren, Diskutieren, Fachsimpeln – und zum Kaufen: Über 90 Prozent der Marktbesucher gingen mit vollen Einkaufstaschen nach Hause.

Das breite und bunt gemischte Angebot des dritten Slow Food Market traf die Bedürfnisse der Gäste, was diese nach ihrem Besuch in der Befragung bestätigten: 97 Prozent des Publikums gaben der Messe eine sehr gute bis gute Gesamtnote und rund drei Viertel werden den Slow Food Market auch 2014 (14.-16. November) wieder besuchen.


Original-Mortadella der italienischen Metzgerei Bonfatti. Hier sind die kleinen und grossen Kaliber nach demselben Rezept hergestellt, aber oft sind die grossen (bis 100kg) magerer, weil man sie länger kochen muss (bis 18 Stunden) und eine dadurch zu weiche Konsistenz verhindern will. Die Fettgehalte können von 20 bis 35% variieren.


Das Bergführerbrot der Zermatter Bäckerei Fuchs, ein himmlisch schmeckendes Früchtebrot, erhielt von der Swiss Bakery Trophy im 2010 die Goldmedaille und einen Spezialpreis für das beste Bäckereiprodukt. Zermatt ist sowieso eine Reise wert, aber Üsserschwiizer können es auch im Webshop bestellen.

Für die Messeorganisation, die Schweizer event-ex AG, die Messe Stuttgart als deren Kooperationspartner und den Schweizer Slow Food Verein als ideellen Träger, zeigt die überaus positive Resonanz und unzählige Neubesucher, dass der Slow Food Market den Zeitgeist trifft.

Messeleiter Peter Plan freute es besonders, dass die Bemühungen gefruchtet haben, das Marktsortiment zu verbreitern und den Fokus noch mehr auf die Produzenten zu legen: «Von Ausstellerseiten wurde uns bestätigt, dass die Messebesucher überaus neugierig waren und dem Slow Food Market als zukunftsweisende Messe grosse Bedeutung einräumten.»



Steirisches Kürbiskernöl g.g.A. (geschützte geografische Angabe) und der dazu verwendete Ölkürbis. Die Schalk Mühle KG ist ein kleines Familienunternehmen mit Tradition. Das Kürbiskernöl wird auf schonende und nachhaltige Weise produziert, weder gefiltert, noch raffiniert und besitzt daher eine tiefgrüne Farbe und ein nussiges Aroma. Eine weitere Besonderheit ist die manuelle, an die Kürbiskerne angepasste Holzbefeuerung der Röstpfanne.


Die Appenzeller Biber-Bäckerei Solenthaler gewann mehrere Goldmedaillen an den internationalen Produktprämierungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft DLG. Notabene: sie verwendet seit 25 Jahren Dinkelmehl für den Teig.

Erfreulich sei auch die Tatsache, dass besonders am Freitag ebenfalls viele Fachbesucher (vornehmlich aus dem Gastronomie-Bereich) den Market frequentierten, bemerkt Peter Plan: «Die Tatsache, dass wir mit 200 Ausstellern bis auf den letzten Platz ausgebucht waren, spricht für sich. Nicht das Wachstum, sondern die Qualität unserer spezialisierten Messe hat in Zürich oberste Priorität.»

Positive Rückmeldungen erhielt der Slow Food Market auch von seinen Ausstellern: «Wir hatten während den drei Tagen extrem gute Kundenkontakte und haben viele Interessenten für unser ganzjähriges Slow Food Angebot gefunden», sagt Andras Németh vom Marktladen Berg und Tal.

Auch Armin Bähler von der Schneckenfarm Elgg war mit seiner erstmaligen Teilnahme am Market mehr als zufrieden: «Das Ambiente mit den sympathischen Marktständen kam sehr gut an, das Publikum gab sich sehr kritisch – was positiv ist – und wir waren am Sonntagabend total ausverkauft.»

Und auch die jungen Käser von Jumi aus Bern hatten am Market ihren Spass, wie Misch Glauser sagt: «Der Market hat ‚gfägt’ und war für uns Berner ein erstmaliges Zürcher Abenteuer, das Freude gemacht hat. Viele Käufer haben zudem angekündigt, uns in Bern besuchen zu kommen!»


Raritäten des Galloway Gourmet Beef Hofes in Ossingen ZH: Reinrassiger Coppa und Brustspeck vom langsam wachsenden Gallowayrind aus extensiver Haltung. Das Fleisch zeichnet sich durch feine Muskelfasern und eine ausgewogene Marmorierung aus. Dadurch ist es saftig und zart.

Ein Highlight war der von Slow Food Fachmann Giuseppe Domeniconi verantwortete Presidio-Corner (Stände mit rotweissen Dächern). Hier stellten über 20 hochwertige Lebensmittelproduktionen, die dank der Unterstützung von Slow Food Schweiz unter Berücksichtigung ökologischer und ökonomischer Aspekte vor dem Verschwinden bewahrt werden, ihre Erzeugnisse vor.


Neu: Bündnerfleisch als Slowfood-Presidioprodukt von der Bündner Metzgerei Bischofberger. Die Anforderungen beinhalten Schweizer Fleisch einer Fleischrinderrasse (hier Braunvieh).


Ebenfalls ein Presidioprodukt; Walliser Roggenbrot AoC der Bäckerei Arnold in Simplon: traditionell aus 100% Roggenschrot und 100% Sauerteig ohne Zugabe von Bäckereihefe. Ein Ur-Roggenbrot mit kräftiger Säure wie es die Ur-Walliser lieben. Der Trend geht jedoch heute zu milderen Roggenbroten.

«Die Spezialitäten im neuen Presidio-Corner und die Konzentration dieser aussergewöhnlichen Lebensmittel stiessen beim Publikum auf ein breites Interesse, wie mir die Aussteller bestätigten», sagte Giuseppe Domeniconi zum Abschluss des Slow Food Market.

Nebst all dem trug Slow Food Schweiz als ideeller Träger des Marktes mit über 60 freiwilligen Helferinnen und Helfern einen grossen Teil zum Gelingen des Marktes und seinem Rahmenprogramm mit verschiedenen Geschmackslabors und der viel beachteten Showküche unter der Regie von Food-Autor Dominik Flammer bei. (Text: Slowfoodmarket. Bilder und Legenden: GB)


Bioforellen vom idyllischen Blausee im Berner Oberland mit eigener Forellenzucht.


Über Slowfood, Terra Madre und Carlo Petrini

Geniessen mit Verstand - und das von guten, sauberen, fairen und fair gehandelten Produkten, ist die Devise von Slow Food. 1986 von Carlo Petrini in Italien gegründet, wurde Slow Food 1989 eine internationale Non-Profit-Organisation. Slow Food verbindet Genuss und Lebensmittel mit Bewusstsein und Verantwortungsgefühl. Ziel ist, die biologische Vielfalt in unserem Lebensmittelangebot zu bewahren, die Geschmackserziehung zu verbreiten und die Erzeuger exzellenter Lebensmittel mit dem Verbraucher zusammenzuführen.

Slow Food setzt sich dafür ein, das Recht aller Menschen auf gute, saubere und faire Lebensmittel zu verteidigen, wobei Genuss und Verantwortung untrennbar miteinander verbunden sind. Terra Madre, ein internationales Netzwerk von Slow Food aus Kleinproduzenten, Lebensmittel-Bündnissen, Köchen, Gastronomen, Wissenschaftlern, Konsumenten und Mitgliedern, hat zum Ziel, die politischen Anliegen von Slow Food weltweit umzusetzen: Zugang zu guten, sauberen und fairen Lebensmitteln für alle!

Mit dem Netzwerk Terra Madre setzt Slow Food schrittweise und anhand konkreter Projekte seine Philosophie „Gut, Sauber, Fair“ um. Was heisst das?

• Gut: eine frische, schmackhafte tägliche Ernährung, die die Sinne befriedigt und zu unserer lokalen Kultur gehört;

• Sauber: dass sie ohne Schäden für die Umwelt oder die Gesundheit des Menschen erzeugt wurde;

• Fair: dass sie den Bauern faire Bedingungen und Vergütungen und den Verbrauchern erschwingliche Preise garantiert.

Messetipp:
Salone del Gusto 23.-27.10. 2014 in Turin: Markt des guten Geschmacks, organisiert von Slowfood. www.salonedelgusto.it


Von links: Rafael Perez, Präsident von Slow Food Schweiz und Carlo Petrini aus Italien, Präsident von Slow Food International. Sein Credo: "Ich möchte die Geschichte einer Speise kennen. Ich möchte wissen, woher die Nahrung kommt. Ich stelle mir gerne die Hände derer vor, die das, was ich esse, angebaut, verarbeitet und gekocht haben."


Carlo Petrini (geboren 22. Juni 1949 in Bra, Piemont) ist ein italienischer Publizist und Gründer von Slow Food. Er wurde als Sohn eines Eisenbahners geboren, war zunächst Messdiener und Vorsitzender der Diözesanjugend in Bra. Nach dem Soziologiestudium in Trient engagierte er sich in der Politik. Über die Liste von Partito di Unità Proletaria (PdUP) wurde er in den 1970er Jahren zu einem Stadtrat von Bra gewählt.

Er betrieb zeitweise einen nicht lizenzierten Rundfunksender in Bra, dessen Schliessung prominente Freunde wie Dario Fo und Fabrizio de André durch persönliche Anwesenheit verhindern konnten. Seit 1977 schrieb er in italienischen Zeitschriften über Essen und Trinken und war an der Gründung der Zeitschrift Gambero Rosso beteiligt, die zunächst eine Monatsbeilage der Tageszeitung Il Manifesto war.

Petrini gründete in den 1980er Jahren die Gesellschaft der Freunde des Barolo. Dies war eine Reaktion auf das damals publik gewordene Panschen von Barolo-Rotwein mit Methanol. Daraus entwickelte sich im Juli 1986 Arcigola, eine Vereinigung mit starken Bezügen zum Gambero Rosso und der Zeitschrift La Gola (Die Völlerei).

Der Auslöser zur Gründung von Slow Food war die Eröffnung einer McDonald’s-Filiale 1986 auf der von antiken und barocken Gebäuden umgebenen Piazza Navona in Rom. Als Protest dagegen organisierte Petrini ein öffentliches Spaghetti-Essen an der Spanischen Treppe. Am 9. Dezember 1989 folgte in Paris die Gründung der internationalen Bewegung Slow Food nach. In Turin rief er mit Slow Food den Salone del Gusto (Salon des Geschmacks) ins Leben und in Pollenzo die gastronomische Università di Scienze Gastronomiche.

Petrini war Mitherausgeber des Weltweinführers und des Weinführers Vini d'Italia. Mit dem Restaurantführer Osterie d'Italia löste er eine Rückbesinnung auf die gastronomischen Traditionen Italiens aus. Er ist Autor der linksliberalen Tageszeitung La Repubblica. 2004 fand auf seine Initiative in Turin eine Konferenz des Bauernnetzwerks Terra Madre statt, das erste Welttreffen von fast 5000 Bauern. Schirmherr war Prinz Charles. 2006 und 2008 wurde es wiederholt. 2006 gab Petrini den Vorsitz von Slow Food Italien ab, blieb aber Präsident von Slow Food International. 2007 wurde er in Puebla (Mexiko) für vier Jahre in diesem Amt bestätigt. (GB / Slowfood / Wikipedia)

(gb)

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