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.GASTRONOMIE: Roboter im Restaurant auf dem Vormarsch
In der Gastronomie fehlen Mitarbeitende – sowohl Köche als auch Bedienpersonal. Nun sind vollautomatische Kochstationen und Serviceroboter im Einsatz.

In der Corona-Zeit haben sich viele Gastro-Mitarbeitende umorientiert und fehlen bis heute in der Branche. Doch Not macht erfinderisch. Vor rund zwei Jahren zogen die ersten Kochroboter in Kantinen ein, um trotz Personalmangels ein verlässliches gastronomisches Angebot anbieten zu können. Nun erobern die stählernen Automaten weitere Sparten in der Gastronomie.

„Robi“ wird der von einem ursprünglich Berliner Startup entwickelte Kochroboter liebevoll genannt. Er ist das Herzstück der Küche eines voll digitalisierten Strand-Hostels in Grömitz an der Ostsee. Wie Inhaber Niels Battenfield berichtet, ist der Kochroboter bei den überwiegend jungen Gästen des Surf Rescue Clubs äusserst beliebt. Innerhalb weniger Minuten bereitet er auf Knopfdruck eines von sechs Gerichten zu. Klaglos und schnell reinigt er anschliessend wieder sein Kochgeschirr.

Vom Check-In bis zum Check-Out funktioniert in dem Hostel der gesamte Service digitalisiert und ohne Personal rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche. Alternativ zum Kochroboter können die Gäste eine Pizza aus dem Pizzaautomat ordern oder Backwaren, Deligerichte und Getränke aus den Selbstbedienungsvitrinen erwerben.


Fondueroboter (Bild zvg: Terroir Fribourg)


Ganz ohne Menschen geht es natürlich dennoch nicht. Hinter den Kulissen sorgt Personal für die Logistik, bestückt regelmässig die Lebensmitteltanks des Roboters und reinigt ihn, füllt die Verkaufsvitrinen auf, bezieht die Betten neu und putzt die Zimmer. Angestellte stehen zudem tagsüber als Ansprechpersonen für Fragen der Gäste und Smalltalk bereit und bereiten Kaffeespezialitäten zu. Auf diese Weise sorgen sie für die Seele und Wohlfühlatmosphäre, allerdings nur zu arbeitnehmerfreundlichen Zeiten tagsüber.

An der Autobahnraststätte Wertheim an der A3 wird demnächst ebenfalls ein Kochroboter das Essen zubereiten. Projektentwickler Holger Stromberg stellte sein Konzept „e-nergia“ zum Aufladen von Auto und Mensch unterwegs vor. Das rund 20.000 Quadratmeter grosse neue Raststätten-Areal befindet sich derzeit noch im Bau und soll Anfang Juli 2024 in Betrieb gehen. Neben 160 Ladestationen für E-Autos beinhaltet der Gebäudekomplex ein Caférestaurant, in dem ein Kochroboter die Speisen zubereiten wird. Dieser soll Tag und Nacht zunächst sechs Gerichte innerhalb weniger Minuten produzieren. Ergänzt wird das Angebot um eine Kaffeestation und ein von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bereitgestelltes Frühstücks- und Abendessensangebot.

Seit Ende Mai 2024 produziert zudem ein Kochroboter im Gesundheitszentrum der Uniklinik Tübingen fünf verschiedene Gerichte für Mitarbeitende und Gäste. Die Kochstation bietet schichtunabhängig ein ergänzendes Essensangebot an. Der Roboter kann 150 Gerichte pro Stunde zubereiten. Ein Gericht kostet zwischen 6,00 Euro und 8,70 Euro und benötigt drei bis sieben Minuten bis es fertig ist. Derzeit ist der Roboter nur tagsüber im Einsatz. Immer morgens wird er vom Service-Personal mit frischen Zutaten befüllt. Zukünftig ist ein beinahe Rundum-die-Uhr Einsatz für 23 Stunden geplant abzüglich einer Stunde für die Gerätereinigung und das Befüllen.

Kochroboter als vollautomatisierte Kochstationen sind seit rund zwei Jahren in Deutschland, Österreich und der Schweiz im Einsatz. Erste Aufstellorte waren Kantinen in der Gemeinschaftsgastronomie. Die automatisierten Kochstationen ergänzen das bestehende Speisenangebot, federn Nachfragespitzen ab und entlasten das Personal. Sofern sich in absehbarer Zeit nichts an der Personalmangelsituation auf dem Arbeitsmarkt ändert, sagen Branchenvertreterinnen und Branchenvertreter den stählernen Kollegen glänzende Zukunftsaussichten voraus.

Vorteile für Kunden und Restaurants

Generell wird Künstliche Intelligenz (KI) im Alltag immer präsenter. Was manche befremdlich finden, birgt zugleich grosses Potenzial. Auch in der Gastronomie können solche Anwendungen eingesetzt werden – etwa zur Gestaltung der Speisekarte, Planung von Einkäufen und für mehr Effizienz in der Küche.


Reinigungsroboter (Bild zvg: Fraunhofer Institut)


KI entwickelt sich stetig weiter und wird in Zukunft voraussichtlich in vielen Bereichen verstärkt eingesetzt werden. Schon heute werden Aufgaben wie Daten sammeln und analysieren oder Texterstellung zum Teil von KI erledigt. In der Gastronomie können mit Hilfe von KI-gestützten Technologien Betriebskosten gesenkt, Fehler minimiert und dadurch ökologischer und kundenorientierter gehandelt werden.

So haben einige Restaurantketten bereits „Chatbots“, um Reservierungen entgegenzunehmen, Empfehlungen auszusprechen oder häufig gestellte Kundenfragen zu beantworten. Ein solches „Gespräch“ mit einem Chatbot gelingt mit einer zentralen Datenbank, in der etwa Informationen zu Standort, Öffnungszeiten und lokalen Menüs gesammelt werden. Auch Lieferdienste können mithilfe KI-gestützter Tools optimiert werden. Da kommt die Pizza schneller zum Kunden oder zur Kundin, wenn anhand von GPS und Echtzeit-Verkehrsdaten automatisch die besten Routen ausgewählt werden.

Die KI verrät, wann ein Restaurant besonders stark besucht wird und welche Gerichte am häufigsten bestellt werden. Mit diesem Wissen lassen sich Einkauf und Personaleinsatz besser auf Stosszeiten abstimmen. Die neuartigen Technologien können auch genutzt werden, um Lebensmittelabfälle im Betrieb zu reduzieren. Der Abfall wird gewogen, mit einer Kamera gescannt und einer Warengruppe zugeordnet. Auf Basis dieser Daten lassen sich Einkaufsmengen und Rezepturen anpassen.

In der Küche könnten in Zukunft Roboter Prozesse optimieren, indem sie ständig wiederkehrende Aufgaben übernehmen – etwa Obst und Gemüse schälen oder schneiden. Idealerweise bleibt Koch und Köchin dadurch mehr Zeit für Handwerk und Kreativität. Bislang werden KI-gestützte Technologien weltweit vor allem von Fastfood-Ketten genutzt. In den USA gibt es etwa Betriebe, in denen die Zubereitung von Burgern komplett automatisiert abläuft.

Aber auch wenn KI an Bedeutung gewinnt, zählt weiterhin der Mensch. Seine Fähigkeiten können nicht allein durch Maschinen ersetzt werden. Vor allem in der Gastronomie ist das Kundenerlebnis durch den menschlichen Kontakt geprägt. Und da ist es fraglich, ob in Zukunft nur noch smarte Roboter das Essen an den Tisch bringen. (BZfE)
(gb)

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