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.KONDITOREI: Trends bei Geliermitteln
Gelierte Zutaten gehören zu den wichtigsten Komponenten von Konditoreiprodukten, und die Konsistenz der Gele übt Faszination aus. Für jede Anwendung gibt es massgeschneiderte Geliermittel. Tipps und Trends für Rezeptoptimierungen.



Gelieren ist einer der wenigen Bereiche der Lebensmittel-Technologie ist, wo Zusatzstoffe kaum verzichtbar sind.


Die Eigenschaften von Gelen sind vielfältig, aber ihre Festigkeit und Robustheit variieren stark je nach Geliermitteltyp (stichfest, zart, zäh, (un)empfindlich gegen Wärme oder Tiefkühlen und Auftauen). Und technologisch bedeutsam ist die Methode, wie man ein Gel erzeugt: Meistens leitet man die Gelierung durch Lösen in heissem Wasser (Bild: Pektin) und Kühlen ein, aber es gibt auch lebensmittelchemisch induzierte Methoden.

Ausnahme: Die einzige in geringer Dosis gelierende Zutat, d.h. kein Zusatzstoff, keine E-Nummer, ist Gelatine. Aber ihre Herstellung kommt den Zusatzstoffen sehr nahe: man isoliert einen Wirkstoff aus einem Naturmaterial und verwendet ihn im Prozentbereich. Da Gelatine als Protein Nährwert besitzt und in Form von Sulze auch ein Lebensmittel sein kann, besitzt sie den Status einer Zutat.

Gelatine und Pektin sind die wichtigsten traditionellen Geliermittel in der Konditorei. Pektin geliert nur unterhalb von pH 4.5, d.h. im sauren Bereich und eignet sich daher für Fruchtanwendungen. Beide werden auf physikalischem Weg gewonnen, und die nicht chemisch modifizierten Typen gelten als natürlich.

Pektine: auch in Biokonfitüren

Pektin besitzt zwar eine E-Nummer, ist aber einer der wenigen in einzelnen Bioprodukten tolerierten Zusatzstoffe. Niederveresterte Pektine gelieren bei Anwesenheit von Calcium und dies auch ohne Zucker im Gegensatz zu den hochveresterten. Da aber meistens Zucker für ein sensorisch ausgeglichenes Süsse-Säure-Verhältnis benötigt wird, setzen sie sich nicht generell durch. Die niederveresterten und vor allem die amidierten gelten jedoch als modernste Pektin-Derivate und liefern scherstabilere Gele als hochveresterte.


Fruchtgelee mit Pektin abfüllen


An dritter Stelle folgen gemäss Zusatzstoff-Experte Hanspeter Dietrich hochwirksame Hydrokolloide wie Carragenane, Johannisbrotkernmehl (JBKM) und Xanthan. Interessanterweise zeigen diese untereinander synergistische Wirkungen: Wenn man sie kombiniert, verbessert sich das Dosis-Wirkungsverhältnis. Eine besonders elegante Konsistenz entsteht gemäss Dietrich bei Kombination von Xanthan mit JBKM.

Trend zu Mischungen

Spezialisierte Firmen wie Danisco oder Cargill (Degussa) produzieren steigende Mengen an Compounds (Mischungen), seien es standardisierte oder massgeschneiderte für spezifische Anwendungen. Darin enthalten sind auch Co-Faktoren wie Phosphate, Säuren und Calcium, die für die Wirkung bzw deren Verzögerung eine Rolle spielen können. Synergistisch sind beispielsweise Pektine mit Alginaten oder Kappa-Carragenan mit JBKM.

Ein weiterer Trend ist die Suche nach einem Ersatz für Gelatine wegen Akzeptanzproblemen bei Vetegariern und Moslems. Dietrich empfiehlt Compounds aus JBKM und Xanthan oder Carragenan. Schwer zu ersetzen ist Gelatine in aufgeschlagenen Produkten. Auch bei Smart Trading empfiehlt man Alginate, Agar-Agar, Pektine und Carragenane, respektive deren Mischungen sowie Spezialstärken oder Glutenproteine. Als Gelatine-Alternative wird in gewerblichen Betrieben oft das Algen-Hydrokolloid Agar-Agar verwendet.



Gelatine gilt als universelles Geliermittel mit Ausnahme der Temperaturempfindlichkeit: Ab 25 Grad wird das Gel weich und bei 37 Grad schmilzt es, was im Sommer eine Kühlkette nötig macht. Ausserdem sind nicht alle Gelatinetypen gefrier-tau-stabil.


Dietrich hält auch Xanthan für universell oder Compounds aus Alginaten mit Carragenan oder JBKM. Wenn das trübe Aussehen stört, empfiehlt man bei Sugro (den teureren) JBKM-Extrakt. Einen klarlöslichen Extrakt aus Xanthan gibt es auch bei Danisco.

Bei Smart Trading empfiehlt man für sommerstabile Produkte Carragenan mit einem Schmelzpunkt von 45 Grad oder Compounds aus Alginaten und Stärke. Der höhere Schmelzpunkt wirkt sich aber auch im Gaumen aus: das Produkt wird zäher. Stetig mehr Bedeutung gewinnen ferner kalt anwendbare Geliermittel wie neue Hybridcarragenan-Typen. Und kalt wirkende Verdickungsmittel sind Alginate, Xanthan und Guar. Die Vorteile liegen in der Convenience, der Geschmacksschonung und der Möglichkeit, mehrschichtige Produkte mit Saucenrippel abzufüllen. Die Gelierung startet dabei säure- oder calcium-induziert.

In milchbasierten Desserts ist gemäss Danisco Kappa-Carragenan das wichtigste Geliermittel, weil seine Gelierkraft dank Synergie mit Casein wesentlich verstärkt ist. Bereits 0.1 Prozent reicht dazu aus, was eine nennenswerte Kosteneinsparung bewirkt. Man weist jedoch darauf hin, dass Kappa-Gele zwar fest aber eher bröckelig sind. Eine massgeschneiderte Mischung aus Kappa-, Iota- und Lambda-Carragenan beseitige dieses Problem. (GB)
(gb)

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