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Zucker halbieren: wie und warum
Die Aufnahme von Zucker ist generell zu hoch und fördert Krankheiten. Der Bund will in Absprache mit Produkteherstellern schrittweise Reduktionen erreichen - freiwillig oder sonst vorgeschrieben. Die Hersteller lancieren Alternativen mit weniger oder ohne


Bei zuckerreduzierten Produkten ist der Süssegrad nicht immer auch reduziert, er kann mit Süssstoffen kompensiert sein.


Dauerhaft zuviel Zucker fördert Übergewicht, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Bevölkerung in der Schweiz konsumiert täglich circa 100g Zucker, doppelt so viel wie die WHO empfiehlt. Zucker im dauerhaften Übermass kann zu Fettleibigkeit, Herzkreislaufstörungen oder Diabetes Typ 2 führen. Diese Krankheiten sind heute die häufigste Todesursache in der Bevölkerung. Für die angeborene Süssevorliebe gibt es evolutionäre Gründe. Aber süss macht süchtig. Wenn man Gezuckertes isst, steigt der Blutzuckerspiegel rasch an. Das Gehirn produziert das Glückshormon Serotonin. Dieser Effekt flaut allerdings rasch ab und das Bedürfnis nach Zucker kommt zurück.

Die ersten Reduktionsziele des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit BLV wurden erreicht: Im Durchschnitt sank zB der Gehalt an zugesetztem Zucker in Joghurts seit 2018 um über 5% und in Frühstückscerealien um 13%. Ausserdem kommen immer mehr Produkte ganz ohne Zuckerzusatz auf den Markt. Neu lancierte Produkte weisen oft einen Zuckergehalt auf, der deutlich unter dem Durchschnitt liegt.



Süssstoffe als Zuckeralternative sind verpönt, weil sie die Gewöhnung an einen zu hohen Süssgrad fördern.


Kürzlich unterzeichneten Hersteller und Detailhändler zusammen mit Bundespräsident Alain Berset die «Erklärung von Mailand» zur Zuckerreduktion. Sie verpflichten sich damit, den Zuckergehalt in Getränken sowie in Quark zu verringern. Erhebungen zeigen, dass 38% des zugesetzten Zuckers aus Getränken stammt. Die unterzeichnenden Firmen wollen den Zuckergehalt dieser Produkte bis Ende 2024 um 10% senken. Allerdings: eine so kleine Reduktion ist gemäss Ernährungsexperten viel zu wenig. Ausserdem sind die Hersteller nicht verpflichtet, bestehende Produkte zu reduzieren. Sie können reduzierte Neuprodukte lancieren, d.h. Alternativen anbieten wie zB Fruchtjoghurts ohne Zuckerzusatz mit mehr Fruchtanteil.

Süssschwelle nach und nach senken

Die Grenze, ab der man etwas als süss empfindet, die sogenannte Süssschwelle, kann sich jedoch verändern, sowohl nach oben als auch nach unten. Wer beispielsweise Tee immer mit zwei Löffeln Zucker trinkt, kann es zuerst mit 1,5 Löffeln probieren. Die Süssschwelle wird dadurch gesenkt und mit der Zeit empfindet der Körper die geringere Menge Zucker im Tee als genug süss. Das funktioniert auch bei Desserts oder Kuchen.

Um trotz der Zuckerreduktion einen vergleichbaren Süssgeschmack zu erhalten, verwenden einige Hersteller Süssstoffe. Diese kalorienfreien oder -reduzierten Zuckeralternativen sind in vielen verarbeiteten Lebensmitteln wie Erfrischungsgetränken, Süsswaren und Milchprodukten enthalten. Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung BfR verneint zwar ein Gesundheitsrisiko durch Süssstoffe. Aber Ernährungsexperten raten davon ab, da Süssstoffe nicht helfen, die Süssschwelle zu senken. Und sie vermuten, dass diese Stoffe das Gehirn täuschen und den Appetit anregen, so dass man letztlich mehr Kalorien aufnimmt. (GB)

Einige zuckerreduzierte Produktalternativen

Hero: Konfitüren mit 32-38% Zucker statt 47%-56%. Und diverse Fruchtprodukte ohne Zuckerzusatz

Romer's Hausbäckerei: zuckerreduzierte Tiefkühl-Desserts mit Süssungsmittel Maltit

Hirz: Joghurt ohne Zuckerzusatz

Emmi: Joghurt ohne Zuckerzusatz mit Dattelmehl. Zuckergehalt 10% statt 13%

mymuesli GmbH: Low Sugar Müesli mit nur 4% Zucker

Kentaur: Cornflakes ohne Zucker

Guggenloch: Sablés mit 75% weniger Zucker
(gb)

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