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Druckansicht22.04.2021
Gesunde Ernährung für ein gesundes Immunsystem
Die Marketingstrategen haben im Zug der Corona-Pandemie eine neue Botschaft entdeckt: sie werben für die Stärkung des Immunsystems. Was wir essen, beeinflusst die Körper-Abwehr, aber gibt es Lebensmittel, welche die Abwehrkräfte gezielt unterstützen?



Immunstimulierende Nährstoffe sind sinnvoll zur Vorbeugung von Infektionen.


Superfoods sind gesund aber keine Heilmittel. Sie können als gesundheitsfördernde Lebensmittel bezeichnet werden dank ihrer hohen Nährstoffdichte. Solche sind umso wichtiger bei Schwäche oder Krankheit. Aber ein einzelner Superfood genügt nicht, sondern nennenswerte Mengen unterschiedlicher Superfoods sind notwendig, deren Wirkungen sich gegenseitig unterstützen. Sie können antioxidativ, entzündungshemmend und aktivierend auf die Entgiftungsorgane wirken. Dennoch können sie keine Wunder vollbringen, wie die Werbung gern verspricht - neuerdings oft mit Bezug auf die Immungesundheit.

In der Tat sind wir heute in Pandemiezeiten besonders auf ein funktionierendes Immunsystem angewiesen. Denn bei Viruserkrankungen gibt es keine Therapie wie etwa Antibiotika bei bakteriellen Infektionen. Eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse und Obst hilft, die dafür notwendigen Bausteine bereitzustellen. Vollkornprodukte, Nüsse und Hülsenfrüchte enthalten weitere wertvolle Stoffe, die für ein gutes Immunsystem wichtig sind.

An der Dreiländertagung der Ernährungsgesellschaften für Deutschland, Österreich und die Schweiz im November 2020 nannten die österreichischen Ernährungsprofessorinnen Sandra Holasek von der Medizinischen Universität Graz und Petra Rust von der Universität Wien Mikronährstoffe, die präventiv gegen Coronaviren wirken. Bei den Mineralstoffen sind es Zink, Eisen und Selen. Bei den Vitaminen spielen insbesondere ABCDE eine wichtige Rolle für das therapeutische Ernährungsmanagement bei Coronainfizierten oder -gefährdeten. In Pandemiezeiten gilt es besonders, mögliche Mangelsituationen bei diesen Nährstoffen zu erkennen und zu beheben.

Risikofaktor Mangelernährung

Auch in normalen Zeiten und umso mehr heute ist eine vor allem bei Senioren oft beobachtete Mangelernährung ein Risikofaktor, weil sie das Immunsystem schwächt. Umgekehrt ist die Zufuhr von immunstimulierenden Nährstoffen eine gute Prävention. Eine gesunde Ernährung kann zwar keine Infektion mit Coronaviren verhindern, und schon gar nicht ein einzelnes Lebensmittel, auch nicht ein Superfood. Gute Ernährung kann aber dafür sorgen, dass der Körper gut gewappnet ist. Die Zufuhr von immunstimulierenden Nährstoffen ist daher sinnvoll zur Vorbeugung von Infektionen.

Das Immunsystem benötigt eine ganze Reihe von Wirkstoffen, um optimal zu funktionieren. Dazu zählen wie erwähnt die Vitamine A, D, E und einige B-Vitamine. Der Klassiker unter den Tipps bei einer Erkältung ist Vitamin C, welches das Immunsystem wesentlich unterstützt. Eine Erkältung verhindern – wie häufig angenommen – lässt sich jedoch durch eine Extraportion Vitamin C nicht. Erst wenn man bereits erkältet ist, kann es durch seine antioxidative Wirkung dazu beitragen, dass die Krankheit kürzer und weniger schwer verläuft.

Bei den Mineralstoffen sind es vor allem Zink, Kupfer, Eisen und Selen, die das Immunsystem unterstützen. Selen hilft unter anderem, die Zellen vor oxidativem Stress zu schützen. Zuviel Selen oder Eisen können allerdings dem Immunsystem auch schaden. Aminosäuren (Proteinbausteine) und Omega-3-Fettsäuren sind ebenfalls wichtig. Und für sekundäre Pflanzenstoffen wie Polyphenole, Carotinoide (Farbstoffe) und Flavonoide gibt es inzwischen zahlreiche Hinweise, dass sie entzündungshemmend wirken und unser Immunsystem anregen.

Darmgesundheit und Immunstärke

Der überwiegende Teil des Immunsystems befindet sich im Darm, die Abwehrzellen sitzen in der Darmschleimhaut. Das Funktionieren des Immunsystems hängt unter anderem von den Darmbakterien ab. Immunstärke und Darmgesundheit sind physiologisch stark verknüpft. Ist die Darmflora gestört, können sich auch pathogene Keime leichter vermehren.

Die Immungesundheit lässt sich somit durch die Ernährung massgeblich beeinflussen. Gut für die Bakteriengemeinschaft sind vor allem Ballaststoffe aus Vollkornprodukten oder Gemüse, die den „guten“ Darmbewohnern als Futter dienen. Aber auch Milchprodukte wie Joghurt mit reichlich lebenden probiotischen Bakterien und fermentierte Lebensmittel wie Sauerkraut sorgen für ein positives Darmmilieu und unterstützen die Infektabwehr.

Viele Kräuter und Gewürze wie Kurkuma, Ingwer (Bild), Chili, Knoblauch, Thymian und Salbei enthalten immunsystem-unterstützende Stoffe. Auch mageres Fleisch enthält solche, darunter die Spurenelemente Zink und Selen. Molke enthält viele Proteine hoher Wertigkeit, wasserlösliche Vitamine, Calcium und Immunoglobuline, die gemäss der Forschungsanstalt Agroscope das Immunsystem stärken und Glycoproteine, die Mikroben hemmen. Zusätzlich wirke sie auch antioxidativ, antihypertensiv und antikanzerogen.

Schon lange propagierte Probiotika (aktive Kulturen) und Präbiotika (Nahrungsfasern) erhalten nun wieder Aufwind in Form von fermentierten Milchprodukten und faserreicher Rohkost. Und neuerdings werben Produkthersteller mit Immunsystem-Boostern, so etwa Danone für das probiotische Joghurt Actimel sowie Emmi für den probiotischen Joghurtdrink Actifit. Und Nahrin wirbt für Immunsystem-stärkende Nahrungsergänzungsmittel. Diese konzentrierten, angereicherten Produkte werden allerdings oft unnötigerweise verarbreicht.

Dazu das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung: Grundsätzlich versorgt eine ausgewogene Ernährung den gesunden Körper mit allen notwendigen Stoffen. In den meisten Fällen sind Nahrungsergänzungsmittel deshalb überflüssig. Zwar kann bei Senioren die Versorgung mit essenziellen Nährstoffen, z.B. als Folge von Kau- oder Schluckbeschwerden sowie von Appetitverlust, ungenügend sein. Auch chronisch Kranke können einen erhöhten Bedarf an essenziellen Nährstoffen haben. In diesen Fällen kann eine Ergänzung der Nahrung nötig oder sinnvoll sein.

Eine ausgewogene Ernährung hat generell viele Präventionseffekte, so auch bei Volkskrankheiten wie Herz-Kreislauf-Krankheiten und Diabetes. Und besonders betont sei die Empfehlung der Experten, dass auch genügend Schlaf und Bewegung für das Immunsystem wichtig seien sowie Vermeidung von Dauerstress, Nikotin und Alkohol. (GB)
(gb)

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