Foodfachzeitung im Internet
Admin aufrufen
Freitag, 20. September 2024
News, Tipps, …
Druckansicht 23.11.2021
KOMMENTAR: Übergewicht durch Gluten ist Fake news

Mit der provokanten Frage „Is bread bad?“ eröffnete Fred Brouns Ende Oktober 2021 den virtuellen Vollkorn-Gipfel der Internationalen Gesellschaft für Getreidewissenschaft (ICC). Um diese Frage wissenschaftlich fundiert zu beantworten, hat der niederländische Ernährungsprofessor vom Institut für Humanbiologie an der Universität Maastricht gemeinsam mit einem weltweiten Konsortium von 28 Fachleuten den Wahrheitsgehalt von Botschaften geprüft, die Brotweizen und seine Inhaltsstoffe für Übergewicht und ernährungsabhängige Krankheiten verantwortlich machen.

Viele der in Büchern, Zeitschriften und Sozialen Medien veröffentlichten Meinungen aus den letzten zehn Jahren postulieren Gesundheitsrisiken beim Verzehr alltäglicher Getreideprodukte wie Brot oder Nudeln aus Weizen. Dabei geht es hauptsächlich um das „Glutenthema“. Evidenzbasiert klärte Brouns beim Vollkorn-Gipfel mit wissenschaftlich dokumentierten Erkenntnissen zwei der im Raume stehenden Zentralfragen zu Lebensmittelqualität und möglichen Risiken:

Gluten oder die daraus bei der Verdauung entstehenden Eiweissbausteine haben keinen appetitstimulierenden Effekt: „International gibt es zwischen der verzehrten Menge an Weizen und der Verbreitung von Übergewicht keinen evidenten Zusammenhang“, stellte Brouns fest: „Alle untersuchten Beziehungen zwischen dem Glutengehalt von Lebensmitteln und gesundheitsrelevanten Stoffwechselparametern sind schwach und klinisch ohne Bedeutung.“ Vielmehr hat ein hoher Verzehr glutenhaltiger Vollkorngetreideprodukte einen positiven Effekt auf erfolgreiches Gewichtsmanagement und vermindert das Risiko für Diabetes und Herzkreislauferkrankungen.

„Das soll nicht heissen, dass Vollkorn schlank macht“, beugte Brouns möglichen Missverständnissen vor, sondern es komme immer auf die individuelle Energiebilanz an – und: „Vollkornfans entscheiden sich häufiger für einen insgesamt gesundheitlich förderlichen Lebensstil.“ Einerseits bringt somit ein Glutenverzicht in der alltäglichen Ernährung nach aktueller Studienlage keine stoffwechsel- bzw. gesundheitsbezogenen Vorteile und ist daher als Empfehlung für die Gesamtbevölkerung ungeeignet. Andererseits sind Vollkornprodukte aufgrund ihres vielseitigen und bioaktiven Nährstoffangebots vorteilhaft und empfehlenswert.

Einer weit verbreiteten Fehleinschätzung in Sachen „Urgetreide“ trat Brouns mit humanbiologischer Expertise entgegen: Die so bezeichneten „alten“ Weizenarten wie z. B. Dinkel, Emmer und Einkorn weisen im Mittel höhere Glutengehalte auf als der arten- und kulturgeschichtlich „jüngere“ Brotweizen. Das gilt auch für die Gliadinbausteine im Getreideeiweiss, die als Zöliakieauslöser eine Rolle spielen: Neueste Analysen zeigen, dass diese in „alten“ Weizenarten sogar reichlicher vorhanden sind als in „modernen“ Zuchtsorten von Triticum aestivum, so der botanische Name unserer allgemein als „Weizen“ bezeichneten Hauptkulturart für Getreide, Mehl und Brot.

In seiner „take home“-Botschaft gab Prof. Brouns eine kurzgefasste Antwort auf die im Titel seines Vortrags gestellte Frage: Für die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung gilt „bread is NOT bad“ – und Vollkorn ist die gesündeste Wahl. (BZfE)
(gb)

News, Tipps, … – die neuesten Beiträge
18.09.2024
dKOMMENTAR: Proviande kritisiert neue Ernährungsempfehlungen
17.09.2024
dTIPP: Gurken richtig verarbeiten
16.09.2024
dFORSCHUNG: Laborfleisch neu mit schmerzfreier Stammzellen-Entnahme
15.09.2024
dTIPPS: Die richtige Kürbissorte für diverse Gerichte
12.09.2024
d NEWS: Planted brilliert an Swiss Vegan Awards 2024
11.09.2024 dNEWS: Bund aktualisiert Ernährungsempfehlungen
10.09.2024 d KOMMENTAR: warum die Schweiz eine Hochpreisinsel ist
09.09.2024 dFORSCHUNG: Schon Kleinkinder essen zu süss und ungesund
06.09.2024 dWISSEN: Die beliebtesten Äpfel der Schweiz
05.09.2024 dTREND: Zubereitungen mit der Heissluftfritteuse
30.08.2024 dNEWS: St. Gallen findet hohe PFAS-Schadstoffmengen im Fleisch
29.08.2024 dNEWS: ALDI vergrössert Frisch-, Regional- und Bio-Sortiment
26.08.2024 dWISSEN: edle Baumnüsse und eingelegte Schwarznüsse
25.08.2024 dTIPPS: Gewürze richtig behandeln und anwenden
22.08.2024 d NEWS: Ernteprognose von Äpfeln und Birnen neu mit KI
20.08.2024 dWISSEN: japanische Nudelküche
19.08.2024 dTIPP: Käsefeste 2024 in der ganzen Schweiz
18.08.2024 dFORSCHUNG: Nicht alles Bittere ist potenziell schädlich
15.08.2024 dTREND: Akzeptanz alkoholfreier Getränke steigt
13.08.2024 dTIPP: Artischocke als Schweizer Nischen-Powerfood
12.08.2024 dWISSEN: Wie ungesund ist Mikro- und Nanoplastik?
11.08.2024 dFORSCHUNG: Bier mit Hanf statt Hopfen
05.08.2024 dTREND: «Swicy» kommt - süss-scharf statt süss-sauer
04.08.2024 dTIPPS: Würziger vielseitiger Feta für die Sommerküche
30.07.2024 dWISSEN: Tofu - Klassiker der Fleischalternativen
29.07.2024 dFORSCHUNG: Huhnhaltung am Ei nun nachweisbar
28.07.2024 dSAISON: Melonen als durstlöschendes süsses Gemüse
25.07.2024 dNEWS: Nestlé entwickelt neuartige Fettreduktion bei Milchprodukten
23.07.2024 dTIPPS: Grillieren ohne Gesundheitsrisiko
22.07.2024 dFORSCHUNG: Umdenken beim Fleischkonsum findet statt aber langsam
Ecke für Profis
20.09.2024
.LANDWIRTSCHAFT: Eierproduzenten planen Kükentöten abzuschaffen

Der Ausstieg aus dem Kükentöten in der Eierbranche soll dank neuartiger Technologie bis Ende 2025 Realität werden.
©opyrights ...by ask, ralph kradolfer, switzerland