Foodfachzeitung im Internet
Admin aufrufen
Donnerstag, 19. September 2024
News, Tipps, …
Druckansicht 25.10.2021
NEWS: Rekordtiefe Schweizer Obsternte im 2021

Aufgrund der regelmässig schwierigen Wetterbedingungen im Frühling und Sommer sind die tiefen Obsterntemengen keine Überraschung. Das Tafelobst hat aber zusätzlich mit Qualitätseinbussen zu kämpfen und beim Mostobst müssen noch Übermengenaltlasten mit Rückbehalten abgebaut werden.

Die Obsternten fallen je nach Wetter jedes Jahr anders aus und sind sehr individuell. Anhand von Ernteschätzungen wird jeweils versucht abzuschätzen, mit welchen Mengen zu rechnen ist. Der kalte Frühling mit zahlreichen Frostnächten, der regenreiche Sommer und die Unwetter mit Hagelschäden haben unter anderem bei der Sommerfruchtsaison zu einer ernüchternden Bilanz geführt, liess der Schweizer Obstverband (SOV) Anfang Oktober verlauten. Während die Kirschenernte mit rund 1’500 Tonnen und damit 72 Prozent des Fünfjahresmittel noch ansehnlich gewesen sei, zeigte sich bei den Zwetschgen und Aprikosen ein anderes Bild. Die Erträge für Zwetschgen haben laut SOV mit 1’300 Tonnen nur 40 Prozent und für Aprikosen mit 2’200 Tonnen sogar nur 35 Prozent des Fünfjahresmittel betragen.

Dieses Bild bestätigt sich in der Fenaco-Obsthalle im luzernischen Sursee. Als Lager- und Aufbereitungsstandort für Äpfel, Birnen und Steinobst aus der Nordwest-, Zentral- und Ostschweiz bildet der Standort eine wichtige nationale Drehscheibe für die Agrargenossenschaft Fenaco. «Beim Steinobst war die Ernte wirklich miserabel», erklärt Roger Käslin von der Obsthalle. Obwohl die meisten Anlagen ihrer Produzentinnen und Produzenten mit Regendächern ausgestattet seien und zum Schutz vor der Kirschessigfliege auch eingenetzt seien, musste dieses Jahr durchschnittlich über 10 Prozent der Ware aussortiert werden. Wegen des nassen Wetters sei zu viel Wasser vom Boden durch die Bäume in die Früchte gelangt, sodass diese aufgeplatzt seien oder zum Teil bereits am Baum zu schimmeln begannen.

«Es war wirklich ein ausserordentliches Jahr – bei den Zwetschgen mussten wir 50 Prozent importieren, weil wir schlicht nichts mehr hatten», schildert Roger Käslin die Situation weiter. Immerhin hätten sie die Zwetschgen aus Süddeutschland importieren können, da sei die Akzeptanz bei den Kundinnen und Kunden noch grösser, als wenn die Ware aus Serbien, Bosnien oder von noch weiter herkomme.

Kernobst mit Fehlern

Bei der Kernobsternte präsentiere sich die Lage ähnlich. Wegen der schwierigen Wetterbedingungen gebe es bedeutend weniger Kernobst als letztes Jahr und die Lager seien aktuell entsprechend nicht so voll, wie es sich die Obsthalle um diese Zeit gewöhnt sei. Hinzu komme, dass die Früchte sehr viele Frostschäden aufwiesen und darum nicht so perfekt aussehen würden.

«Wir haben entweder viel zu kleine oder viel zu grosse Ware», erklärt Roger Käslin. Einerseits habe sich der Frost während der Blütezeit im Frühling negativ auf den Behang der Bäume ausgewirkt. Dies habe zu wenig Früchten geführt, die nun zu gross geraten seien. Oder aber, es gab einen guten Behang, das Wetter sei dann im Sommer aber so schlecht gewesen, dass die Äpfel und Birnen nicht gut wachsen konnten, was zu sehr vielen kleinen Früchte führte. Immerhin seien die Äpfel wegen der zuletzt kalten Herbstnächte nun wunderschön ausgefärbt: «Wir haben dieses Jahr selten Probleme mit der Farbe – das war in anderen Jahren anders», meint Roger Käslin.

Schlechte Jahre verzeihen mehr

Und interessanterweise hätten sie dieses Jahr nicht unbedingt mehr Reklamationen und Beanstandung von Kunden als in anderen Jahren, obwohl die Früchte eigentlich schlechter aussehen würden. «Weil gar keine bessere Ware verfügbar ist, verzeihen unsere Kunden offenbar mehr», mutmasst Roger Käslin. Wer die Wahl habe, sei automatisch wählerischer – wer keine Wahl habe, sei weniger wählerisch.

Schlechtere Jahre würden ausserdem die Verkäufe auf dem Land ankurbeln, erzählt Roger Käslin: «Wir beobachten, dass in guten Tafelobstjahren die Verkäufe auf dem Land nicht so gut sind – wenn es ein schlechtes Obstjahr gibt, steigen sie.» Im überaus guten Obstjahr 2018 beispielsweise gab es auf dem Land einfach sonst genug Ware, dass es im Laden deutlich weniger brauchte. Die Verfügbarkeit ist auf dem Land bei voll behangenen Bäumen deutlich und direkter sichtbarer und Nachbarn verschenkten Nachbarn dann auch überschüssiges Obst. In der Stadt sei die Verfügbarkeit weniger ersichtlich, sodass es dort weniger Schwankungen gibt.

Mit Schwankungen haben auch die Mostobstproduzentinnen und -produzenten sowie die Mostobstverarbeiterinnen und -verarbeiter zu kämpfen. Genau wie in der Tafelobsternte fällt die Mostobsternte dieses Jahr buchstäblich ins Wasser: Auch hier ist die Ernte viel tiefer als in anderen Jahren. Der SOV ging Anfang Oktober davon aus, dass gewerbliche Mostereien dieses Jahr rund 60’000 Tonnen Mostäpfel und rund 6’300 Tonnen Mostbirnen zu verarbeiten hätten – rund 20’000 Tonnen weniger als der Durchschnitt der letzten Jahre. (LID)
(gb)

News, Tipps, … – die neuesten Beiträge
18.09.2024
dKOMMENTAR: Proviande kritisiert neue Ernährungsempfehlungen
17.09.2024
dTIPP: Gurken richtig verarbeiten
16.09.2024
dFORSCHUNG: Laborfleisch neu mit schmerzfreier Stammzellen-Entnahme
15.09.2024
dTIPPS: Die richtige Kürbissorte für diverse Gerichte
12.09.2024
d NEWS: Planted brilliert an Swiss Vegan Awards 2024
11.09.2024 dNEWS: Bund aktualisiert Ernährungsempfehlungen
10.09.2024 d KOMMENTAR: warum die Schweiz eine Hochpreisinsel ist
09.09.2024 dFORSCHUNG: Schon Kleinkinder essen zu süss und ungesund
06.09.2024 dWISSEN: Die beliebtesten Äpfel der Schweiz
05.09.2024 dTREND: Zubereitungen mit der Heissluftfritteuse
30.08.2024 dNEWS: St. Gallen findet hohe PFAS-Schadstoffmengen im Fleisch
29.08.2024 dNEWS: ALDI vergrössert Frisch-, Regional- und Bio-Sortiment
26.08.2024 dWISSEN: edle Baumnüsse und eingelegte Schwarznüsse
25.08.2024 dTIPPS: Gewürze richtig behandeln und anwenden
22.08.2024 d NEWS: Ernteprognose von Äpfeln und Birnen neu mit KI
20.08.2024 dWISSEN: japanische Nudelküche
19.08.2024 dTIPP: Käsefeste 2024 in der ganzen Schweiz
18.08.2024 dFORSCHUNG: Nicht alles Bittere ist potenziell schädlich
15.08.2024 dTREND: Akzeptanz alkoholfreier Getränke steigt
13.08.2024 dTIPP: Artischocke als Schweizer Nischen-Powerfood
12.08.2024 dWISSEN: Wie ungesund ist Mikro- und Nanoplastik?
11.08.2024 dFORSCHUNG: Bier mit Hanf statt Hopfen
05.08.2024 dTREND: «Swicy» kommt - süss-scharf statt süss-sauer
04.08.2024 dTIPPS: Würziger vielseitiger Feta für die Sommerküche
30.07.2024 dWISSEN: Tofu - Klassiker der Fleischalternativen
29.07.2024 dFORSCHUNG: Huhnhaltung am Ei nun nachweisbar
28.07.2024 dSAISON: Melonen als durstlöschendes süsses Gemüse
25.07.2024 dNEWS: Nestlé entwickelt neuartige Fettreduktion bei Milchprodukten
23.07.2024 dTIPPS: Grillieren ohne Gesundheitsrisiko
22.07.2024 dFORSCHUNG: Umdenken beim Fleischkonsum findet statt aber langsam
Ecke für Profis
13.09.2024
.ERNÄHRUNG: Gesunde UND nachhaltige Ernährung mit neuer Pyramide

Abwechslungsreich und nachhaltig – die Schw. Gesellschaft für Ernährung SGE präsentiert neue Ernährungsempfehlungen
©opyrights ...by ask, ralph kradolfer, switzerland