Foodfachzeitung im Internet
Freitag, 14. Februar 2025
Report
Druckansicht27.02.2008
Herzstiftung kontert Kritik am Olivenöl-Gesundheitswert
Die schweizerische Herzstiftung relativiert die von der Uni D-Münster kürzlich publizierte Kritik an Olivenöl und plädiert für die Mittelmeerküche.


Olivenöl ist eines der wenigen Lebensmittel, bei welchem sich Gourmets und Ernährungsexperten einig sind: es ist gut und gleichzeitig gesund. Kürzlich veröffentlichte jedoch die deutsche Universität Münster eine Laborstudie, die das Olivenöl mit schädlichen Veränderungen der Blutgefässe (Arteriosklerose) in Verbindung brachte. Sie ist im Partnermagazin www.foodaktuell.ch archiviert und frei zugänglich: Ist Olivenöl doch nicht so gesund?

Die Meldung dürfte viele Gourmets und Gesundheitsbewusste verunsichert haben, denn Olivenöl gilt als wichtiger Bestandteil der für Herz und Kreislauf empfohlenen Mittelmeerküche (mediterrane Ernährung).

Die Schweizerische Herzstiftung informierte nun vor einigen Tagen, dass dieser Laborstudie Untersuchungen gegenüber stehen, die bei grossen Bevölkerungsgruppen durchgeführt wurden und die den Nutzen der Mittelmeerküche mit Olivenöl als Haupt-Fettlieferant belegen.

Und die Herzstiftung weiter: Olivenöl beeinflusst durch seine einfach ungesättigten Fettsäuren und andere Wirkstoffe die Cholesterinwerte günstig und wirkt antioxidativ. Das heisst, es schützt Zellen vor der Oxidation und damit vor einer Schädigung. «Olivenöl ist im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung, wie sie die Bevölkerung in Mittelmeerländern kennt, für die Herz-Kreislauf-Gesundheit weiterhin empfehlenswert», stellt die Schweizerische Herzstiftung fest.

Was heisst «Mittelmeerküche»?

Unter mediterraner oder Mittelmeerernährung versteht man eine natürliche, schmackhafte Ernährung: Farbiges Gemüse und Früchte in Hülle und Fülle, Reis, Polenta, Teigwaren, Kartoffeln, Linsen, Bohnen, Erbsen, Nüsse, dafür weniger Fleisch oder Zucker sowie Olivenöl als Hauptfettquelle (sehr gesund ist auch das hiesige Rapsöl) – alle diese Zutaten tragen in einer ausgewogenen Zusammensetzung zum Wohlbefinden bei.

Tipps und Rezepte finden sich in den Kochbüchern der Schweizerischen Herzstiftung, zum Beispiel «Kochen für das Herz», und in der Broschüre «Herzgesund geniessen». (Weitere Informationen unter swissheart.ch oder swissheart.ch/shop). (Text: Schweizerische Herzstiftung)

Mittelmeerküche: welches sind die Erfolgsfaktoren?

Das Konzept Mittelmeerküche hat seit Jahren Erfolg, sowohl als trendiges Menükonzept wie als Rezept für gesunde Ernährung. Ein Ärzteblatt berichtete schon vor über zehn Jahren über die ausserordentliche Gesundheit und Langlebigkeit der Bewohner von Kreta mit der Schlagzeile «Kreta-Diät rettet Leben».


In den Mittelmeerländern ist gutes und gesundes Essen kein Widerspruch: Es besteht aus viel Gemüse, Obst, Getreide, Hülsenfrüchten, regelmässig Olivenöl, wenig Fleisch, viel Fisch und mässigen (aber regelmässigen) Mengen Wein, wichtig auch Knoblauch und frische Kräuter. Selbstverständlich haben auch regionale Gemüse aus unseren Breiten ihren Wert. Wesentlich ist: Der positive Effekt auf die Gesundheit tritt nur ein, wenn man sich langfristig mediterran ernährt - er ist hingegen so stark, dass er viele Medikamente unnötig macht.

Welche Mittelmeerküche ist gesund?

Die echte, gesunde Mittelmeerkost ist jene der Sechziger-Jahre: Sie war zur Hauptsache vegetarisch, Fleisch gab es selten, dafür mehr Fisch und täglich in grösseren Mengen Brot, Teigwaren, Polenta, Reis, saisonale Salate und Gemüse sowie Käse. Die Mahlzeit wurde begleitet von einem Glas Wein, als Dessert kam eine Fruchtschale auf den Tisch.

Bis vor zehn Jahren war eine cholesterinarme Diät ein Muss für Herzpatienten. Doch das Blutcholesterin liess sich auch bei streng cholesterinarmer Diät kaum senken. Und ein weiteres Rätsel: Die Franzosen schlemmen nach Herzenslust fett- und cholesterinreich, besitzen jedoch die tiefste Sterblichkeitsrate für Herzkrankheiten in Europa. Kürzlich wurde eine Studie mit überraschendem Ergebnis veröffentlicht: 300 Infarktpatienten mussten sich mediterran ernähren, 300 andere normal mit tiefem Fett- und Cholesterinanteil. In dieser Vergleichsgruppe kamen nun dreimal so viele Infarkt-Rückfälle vor wie in der mediterran ernährten Gruppe: ein klares Resultat.

Dr. Peter Ballmer, Chefarzt am Kantonsspital Winterthur, und Küchenchef Ruedi Manser leiteten als erste in der Schweiz bei der Patientenernährung eine Wende ein und lancierten ein mediterranes Wahlmenü: Die Zubereitung erfolgt mit Oliven- oder Rapsöl statt Butter resp. tierischen Fetten und enthält gesamthaft weniger Fett als die Schweizer Durchschnittskost.

Gesundheit: Auch Sonne, Siesta und Soziales

Mediterrane Ernährung ist ein wichtiger Schritt in Richtung Gesundheit, aber es gibt noch weitere positive Faktoren, die in Mittelmeerländern eine Rolle spielen: Südeuropäer haben mehr körperliche Bewegung, lassen sich weniger hetzen, essen oft im Kreis der Familie und schwatzen sehr häufig dazu. Sozialkontakt gibt Geborgenheit, und das Reden wie auch die Gefühle auszuleben ist für die Psycho-Hygiene besser als Probleme hinunterzuschlucken.

Die kurze Siesta baut Stress ab und verbessert die Leistungsfähigkeit wie auch die Herzfunktion. Und nicht zuletzt hellt das intensive Sonnenlicht nebst der Landschaft auch die Stimmung auf. Die mediterrane Ernährung ist übrigens nicht fettarmer als unsere, Süsses wird auch gegessen, und statt Vollkornbrot isst man Weissbrot. Das Frühstück fällt in Südeuropa eher bescheiden aus, dafür beginnt das Nachtessen später und dauert länger.
29. Februar 2008

Report – die neuesten Beiträge
11.02.2025
dSchweizer Käsefachmesse im Rückblick
04.02.2025
dOffiziell beste Süsswaren 2025
28.01.2025
dHochwertige Spezialöle für die Küche
20.01.2025
dAromatisierter Essig aus eigener Küche
10.01.2025
dFrüchtebrot selber machen
03.01.2025dUrgetreide für Backwaren
20.12.2024dSchweizer Schaumweine: Qualität und Potential
12.12.2024dJetzt Pasteten und Terrinen auf den Teller
03.12.2024dEmotional statt industriell: Zukunft von Schweizer Käse
25.11.2024dEdle Kulturpilze: Teil 2
18.11.2024dWelche Backwaren gesund sind und warum
10.11.2024dSchokoladen und Branchli im Kassensturz-Test
01.11.2024d Edle Kulturpilze: Teil 1
25.10.2024dMarkt und Wettbewerb der Alpenprodukte in Stans
18.10.2024dMehr Nüsse essen
11.10.2024dSwiss Cheese Awards: Schweizer Käsemeister gekürt
06.10.2024dWeihnachtsgebäck schon im Oktober?
25.09.2024dDie offiziell besten Metzgereien 2024
19.09.2024dPflanzlicher Milchersatz: umweltschonend aber nährwertärmer
08.09.2024dSchokoladeimitationen ohne Kakao im Trend
01.09.2024d Warme Schärfe dank Wasabi und Ingwer
21.08.2024dBrombeeren – wilde schmecken intensiver
14.08.2024dGlacesorten, -macharten und -trends
07.08.2024dFeige: Eine der ältesten Früchte der Welt
31.07.2024dEin Hoch auf Schweizer Bier
24.07.2024dJetzt hochwertige Beeren richtig verarbeiten
17.07.2024dFleisch kontra Ersatzprodukte - gesundheitlich betrachtet
10.07.2024dJetzt Aprikosen verarbeiten: Frische Vielfalt
03.07.2024dWie wird selbst gemachte Glace cremig?
26.06.2024dBio und Fleischersatz stossen an Grenzen
©opyrights ...by ask, ralph kradolfer, switzerland