Das vom Schweizer Tierschutz STS den Branchenakteuren vorgeschlagene faire Preissystem bei Fleisch (Branchenansatz «maximale Preisrelationen») wird von der Wettbewerbskommission als Wettbewerbsabrede abgelehnt. Faire Preise für Landwirte, für das Tierwohl und für Konsumenten sind demnach unzulässig. Der STS kritisiert diesen Entscheid scharf. Das ist ein herber Schlag für die Bemühungen zur Förderung des Absatzes von Bio- und Labelfleisch.
Der Absatz von Label- und Bioprodukten in verschiedenen Fleischkategorien stagniert oder ist sogar rückläufig. Um die Stagnation zu überwinden und den heute geringen Anteil von Label- und Biotieren zu erhöhen, hat der STS im Rahmen der Kampagne «Absatzoffensive Labelprodukte» verschiedene Studien durchgeführt. Kernproblem sind unfaire Preisrelationen mit einerseits aggressiven Billigangeboten und andererseits eine sich immer weiter öffnende Preisschere zu Bio- und Labelprodukten. Ausserdem werden die Labelproduzenten nicht proportional am Verkaufspreis beteiligt, obwohl sie es sind, die den Mehrwert im Bereich Tierwohl erwirtschaften.
Gemäss einer Studie von Agroscope reagieren Konsumentinnen und Konsumenten sehr sensitiv auf eine Preisänderung bei Label- und Biofleisch. Zur Wiederbelebung der Labelnachfrage hat der STS in Gesprächen mit Marktakteuren einen Branchenansatz für ein faires Preissystem entwickelt (Branchenansatz «maximale Preisrelationen»). Damit wollte der Tierschutz-Dachverband, dass sich die Detailhändler freiwillig an maximale Bandbreiten halten. Die Preisaufschläge bei Bio- und Label-Fleisch hätten dann im Vergleich zu konventionell produziertem Fleisch prozentual nicht höher sein dürfen als dies beim Produzentenpreis der Fall ist. Preisverzerrungen wären so beseitigt und damit der Labelmarkt neu belebt worden.
Der Schweizer Tierschutz STS hat den Branchenansatz «maximale Produzenten- / Konsumentenpreisrelationen» beim Sekretariat der Wettbewerbskommission prüfen lassen. Wie es in der offiziellen Publikation der WEKO nun heisst, verstosse dieser Branchenansatz gegen das Wettbewerbsrecht und beinträchtige den Wettbewerb erheblich.
Der STS kritisiert die Antwort scharf, weil damit auch die eigentliche Problematik der nicht funktionierenden Märkte für tierfreundlich erzeugte Produkte hätte behoben werden können. Der Entschied der WEKO ist nicht nur ein herber Schlag für den Absatz von Tierwohlprodukten, sondern auch für die politisch gewünschte Transformation hin zu einem nachhaltigen und tierwohlorientieren Ernährungssystem.
Der STS fordert Detailhandel und Gastronomie auf, den Absatz von Tierwohlprodukten konkret auszubauen und die hohen Preisdifferenzen zwischen dem Standard- und Labelsegment zu reduzieren. Der Bund hat Rahmenbedingungen zu schaffen, die das nachhaltige bzw. tierfreundliche Produkt besserstellen. Insbesondere hat er zu prüfen, ob analog zu Deutschland eine Ombudsstelle eingerichtet werden könnte, die schädliche Handelspraktiken angeht und an die sich alle von unfairen Handelspraktiken und Preisen Betroffenen anonym wenden können. In diese Richtung geht Deutschland, wo derzeit die EU-Richtlinie über unlautere Handelspraktiken im sogenannten Lieferkettengesetz umgesetzt wird. (STS)
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