Konsumenten wünschen genussreife Avocados. Sie machen im Supermarkt einen einfachen Drucktest: eine reife Avocado sollte leicht nachgeben, aber sich nicht matschig anfühlen.
Britische Wissenschaftler haben nun einen Vibrometrie-Test entwickelt, der den Reifegrad der Früchte mit Hilfe
von Lasern und kleinen Vibrationen offenbar zuverlässig beurteilen kann.
Der grosse Vorteil: die Avocados werden dabei nicht beschädigt.
Fachleute prüften bislang den Reifegrad in der Regel mit instrumentellen Tests, d.h. mit einem Penetrometer. Es misst die
Festigkeit der Frucht anhand des Widerstands beim Eindringen eines Kolbens
in das Fruchtfleisch. Dabei wird die Frucht verletzt. Vermutlich gehen 10
bis 30 Prozent der Früchte durch Prüfungen bei der Sortierung und im
Verpackungsprozess verloren, erklären die Wissenschaftler der Universität
Cranfield.
Wesentlich schonender ist die Laser-Doppler-Vibrometrie. Dieses Verfahren
wird häufig in der Automobilindustrie verwendet, um die Gleichmässigkeit
grösserer Bauteile zu prüfen. Ein Laser strahlt auf die Frucht, um die
Lichtbrechung zu messen. Ausserdem werden kleine Vibrationen erzeugt, um
die Resonanzfrequenz zu prüfen. Die Vibrationen werden durch ein einfaches
Schlaggerät verursacht, das leicht auf die Frucht klopft. Harte Früchte
erzeugen eine höhere Frequenz als weiche Früchte. Die Wissenschaftler
haben die exakte Frequenz ermittelt, bei der die Frucht genussreif ist. Die
Avocado bleibt dabei unbeschädigt.
Für ihre Studie führten die Wissenschaftler zwei Versuche mit aus Chile
und Spanien Avocadofrüchten der Sorte „Hass“ durch. Dabei
handelt es sich um eine schwarze Avocado mit einer dicken, warzigen Schale,
die etwas kleiner als die grüne Fuerte-Avocado ist. Während der Reifung sanken die Resonanzfrequenzen, während gleichzeitig die Festigkeit abnahm.
Die Experimente haben gezeigt, dass der Laservibrometer-Test das verzehrfertige Stadium der Avocado exakt vorhersagen kann. Das habe grossen Nutzen für Lieferanten und
Einzelhändler, da die Früchte auf diese Weise zuverlässig und schonend
sortiert werden können. Das neue Verfahren könnte nach Einschätzung der
Wissenschaftler bis zu 10 Prozent Abfall einsparen, ist im Fachblatt
„Biosystems Engineering“ zu lesen. Unter Umständen liesse sich der
Test auch auf andere Obst- und Gemüsearten übertragen. (BZfE)
(gb) |