Salz und Pfeffer gehören beim Würzen von Fleisch für den Grill so gut wie immer dazu.
Aber mancher Hobby-Grillmeister fragt sich, ob er das Fleisch vor oder nach dem Grillieren salzen soll. Eine Frage, an der sich die
Geister scheiden und die immer wieder zu heftigen Diskussionen führt. Klar
ist, Salz kann Nahrungsmitteln Feuchtigkeit entziehen, weil Wasser dahin
wandert, wo die Salzkonzentration höher ist.
Chemisch heisst dieser
Prozess „Osmose“. Kurz erklärt: Befinden sich auf beiden
Seiten einer semipermeablen Membran Lösungen mit unterschiedlicher
Salzkonzentration, dann fliesst Wasser durch die Membran zur salzigeren
Seite, um die Konzentration auszugleichen. Semipermeabel heisst
halbdurchlässig: Diese Membran – in dem Fall die Zellwände des
Fleischstücks –, ist nur für das Lösungsmittel Wasser, nicht aber für
die in ihm gelösten Stoffe, sprich Salze, durchlässig.
Was heisst das nun fürs Fleisch? Zunächst einmal gar nichts. Gewünscht
ist doch ein Endprodukt, das innen zart und saftig ist, aussen kross und
aromatisch. Das hat sehr viel mehr mit der Fleischqualität und richtigen
Zubereitung zu tun; der Einsatz von Salz ist eher nachrangig. Schliesslich
kann man auch ein ungewürztes Stück Fleisch grillieren.
Wenn man das Fleisch ganz kurz vor dem Grillieren (oder auch Braten) salzt,
passiert gar nichts – so schnell läuft nämlich der Osmoseprozess nicht
ab. Das Salz bleibt auf der Oberfläche ohne sich aufzulösen. Profis
empfehlen hierfür ein etwas gröberes Salz. Es wird beim Grillieren/Braten in
der Kruste eingeschlossen, erzeugt damit einenb gewissen Crunch und gibt dem Fleisch eine
Geschmackstiefe, die grösser sein kann, als wenn das Fleisch nachher
gesalzen wird. Die Fleischsäfte bleiben in den Muskelfasern, das Fleisch
bleibt saftig.
Salzt man das Steak etwa 15 Minuten vor dem Grillieren kann man beobachten,
dass sich an der Oberfläche allmählich Feuchtigkeit bildet; die Osmose
beginnt ihr Werk. Nach weiteren 10 bis 15 Minuten wird die Feuchtigkeit
jedoch wieder verschwunden sein. Salz wirkt nämlich quellend auf die Muskelproteine im Fleisch, was letzten Endes zu einer erhöhten
Wasserbindungsfähigkeit des Fleisches führt. Im Ergebnis bedeutet dies,
dass das Fleisch keineswegs trocken oder zäh wird. Viele Köche schwören
sogar darauf, das Fleisch zwölf Stunden vor der Zubereitung zu salzen.
Salzen nach dem Grillieren ist vielleicht ein puristischer Ansatz: Das Fleisch
nimmt den Salzgeschmack nicht mehr an, da wenig bis keine Restfeuchte auf
der Oberfläche vorhanden ist, an die sich das Salz binden kann. Erst auf
dem Gaumen kommen die Aromen zusammen. Das kann aber auch seinen Reiz
haben. Zum einen wird man nur so viel Salz verwenden wie unbedingt nötig,
quasi als Finish ohne das Fleischaroma zu dominieren. Zum anderen könnte
man eine Salzspezialität verwenden, bei der es mancher Fleischsommelier
als Frevel ansehen würde, diese mitzugrillen, weil das spezifische Aroma
verloren ginge.
Und die Moral von der Geschicht‘? Es wird wahrscheinlich auf ewig eine
Streitfrage bleiben. Fakt ist, es gibt kein Richtig oder Falsch, es ist
Geschmackssache, wann das Steak am besten gesalzen wird. Ein Austrocknen
des Fleischstücks jedenfalls, ist weder bei der einen noch der anderen
Methode zu befürchten. Übrigens, Pfeffer, natürlich frisch gemahlen aus der Mühle oder
zerstossen, oder auch ganze grüne Pfefferkörner und gegebenenfalls
weitere Gewürze, kommen immer erst nach dem Grillieren aufs Fleisch;
andernfalls würden sie verbrennen und damit bitter. (BZfE)
(gb) |