Studiert man die neuesten Forschungsergebnisse aus Norwegen zur
Produktion von Algen in grossem Massstab, ist eine gewisse Euphorie über
den vielfältigen Nutzen dieser Seepflanzen deutlich zu spüren: vom
gesunden Nahrungsmittel mit vielen wertvollen Nährstoffen über die
Nutzung als Ausgangsmaterial als Plastikersatz bei der Herstellung von
Flaschen und Verpackungen bis hin zum CO2-Konsument, den man als Speicher
auf dem Meeresboden versenken kann – das alles können Algen.
Ihre Vorzüge liegen auf der Hand: Ihr Protein- und
Mineralstoffgehalt, ihr Gehalt an ungesättigten Omega-3- und
Omega-6-Fettsäuren sowie ihr Reichtum an Vitaminen macht Algen zu einem
Nahrungsmittel, dass die Menschheit angesichts der steigenden
Weltbevölkerung nicht links liegen lassen kann.
Wurden sie bisher vorwiegend in Asien in grossem Stil angebaut, besinnt
sich nun Norwegen auf seine lang gestreckten Küsten mit vielen Fjorden,
die ideal zum Anbau von Algen seien. Finanziert wird derzeit eine Studie
vom Norwegischen Research Council, mit dem Ziel eine industrielle
Herstellungsmethode zu finden, um den Anbau in grossem Massstab zu
ermöglichen. Experimentiert wird mit Netzen, die es ermöglichen, grosse
Ernten einzufahren. Noch ist die Produktion stark handarbeitsbasiert und
deshalb limitiert, was den Anbauumfang angeht.
Die Wissenschaftler haben bereits drei Prototypen entwickelt und testen mit
Computermodellen das Design verschiedener Techniken. Um zwei Millionen
Tonnen Trockenmaterial zu erwirtschaften, werden 4.000 Quadratkilomenter
Seefläche benötigt. Zum Vergleich: In Norwegen werden 1,3 Millionen
Tonnen Getreide auf 2.800 Quadratkilometer Land produziert. Bei knappen
Landressourcen scheint die Nutzungsmöglichkeit der Seefläche schier
unendlich – vor allem dann, wenn offshore produziert würde.
Landesweite
Investitionen in die neue Technik würden es ermöglichen, entlang der
Küste zahlreiche Produktionsbetriebe zu betreiben. Derzeit sei nur die
Verwendung als Lebensmittel profitabel – aus 20 Millionen Tonnen liess
sich 100.000 Tonnen Protein extrahieren – doch in Zukunft werde die
Verwendung als Tiernahrung oder Biomasse stärker an Bedeutung gewinnen, so
die Wissenschaftler von SINTEF Ocean, ein norwegisches Institut, das die
Studie koordiniert. Für küstenreiche Länder
wie Norwegen bergen Algen eine wirtschaftliche Chance und können auch
ihr ökologisches Potenzial zukünftig ausspielen, wenn der Anbau in
grossem Massstab gelänge. (BZfE)
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