Emmentaler AOP will künftig gezielt in Nordamerika Aktivitäten generieren, um das Klumpenrisiko Europa abzufedern.
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Der Schweizer Käse-Exportmarkt erlitt im vergangenen Jahr Einbussen. Mengenmässig gingen die Exporte um 4,5%, wertmässig um 3,2% zurück. Und erstmals importierte die Schweiz mehr Käse als sie exportierte. Exporten von 73’494 Tonnen standen Importe von 74'266 Tonnen gegenüber. «Es schmerzt, feststellen zu müssen, dass die Schweiz nunmehr ein Nettoimporteur geworden ist. Dieser Abwärtstrend zeichnete sich aber bereits seit geraumer Zeit ab», sagt Martin Spahr von Switzerland Cheese Marketing (SCM).
Faktoren wie die angespannte geopolitische Weltlage, ungünstige wirtschaftliche Entwicklungen in den Exportmärkten und die Stärke des Schweizer Frankens führten zu den Export-Einbussen. Faktoren, die nicht von Switzerland Cheese Marketing beeinflusst werden können. «Untersuchungen zeigen, dass eine Verbrauchergruppe, die sich früher «Premium»-Lebensmittel leisten konnte, dies nun nicht mehr im gleichen Masse kann», so Spahr. Und zu diesen Premium-Lebensmitteln zählt eben auch der Schweizer Käse.
Spahr betont aber auch, dass sich der Käsekonsum in der Schweiz seit 2000 kontinuierlich gesteigert hat, von 19 Kilo pro Kopf auf aktuell 23 Kilo. «Dies stellt zweifellos eine positive Entwicklung der Branche dar, insbesondere vor dem Hintergrund des stetigen Bevölkerungswachstums», so Martin Spahr.
Die Käseproduktion in der Schweiz stieg im selben Zeitraum um 20% an. Aktuell deckt aber die Schweizer Produktion den Konsum nicht mehr. Es wird ungefähr gleich viel Schweizer Käse produziert, wie insgesamt Käse in der Schweiz konsumiert wird. Da Käse auch ein wichtiges Exportprodukt ist, muss Käse importiert werden, um die Nachfrage zu decken.
«Rahmenbedingungen für produktive Landwirtschaft müssen stimmen»
Seit der Marktöffnung für Käse mit der EU im Jahr 2007 haben die Warenströme stets zugenommen. Hochwertiger Schweizer Käse wurde exportiert und in die Schweiz kam vergleichsweise günstigerer Käse. «Dieser geht rund zur Hälfte in die Ernährungsindustrie und in die Gastronomie», erklärt Martin Spahr. Beachtenswert sei, dass sowohl Import als auch Export seit der Marktöffnung erheblich zugenommen hätten.
«In Zukunft wird es von entscheidender Bedeutung sein, dass die Schweizer Milch- und Käsebranche wieder optimale Bedingungen für die Produktion erhält. Die Rahmenbedingungen für eine produktive Landwirtschaft müssen stimmen», hält Spahr fest.
Praktisch alle bekannten Schweizer Käsesorten sind vom Export-Rückgang betroffen. Darunter auch Emmentaler AOP, wo die Exporte mit 8'995 Tonnen um 12,9% unter dem Vorjahr lagen.
Emmentaler AOP wird zu rund zwei Dritteln exportiert. Im Ausland konkurriert das gewerblich produzierte Stück Emmentaler AOP mit meist industriell gefertigten Grosslochkäse-Stücken im Verkaufsregal.
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Auch wenn Tierwohl, Tradition und handwerkliche Fertigung, max. 20km Einzugsgebiet der Milch bis zur Käserei und die hohe Produktqualität wichtige Verkaufskriterien seien, würden die Konsumentinnen und Konsumenten beim Kauf in unsicheren Zeiten über den Preis entscheiden. «Und da ist der Emmentaler AOP im Vergleich zu anderen Grosslochkäsen in den meisten Fällen der teuerste Käse», erklärt Schluechter.
Es sei in unsicheren Zeiten sehr wichtig, die Konsumenten bei Laune zu halten und diese nicht zu verlieren. Spahr ist überzeugt, dass das auch 2024 am effizientesten durch die direkte Ansprache am Verkaufspunkt erreicht werden kann.
Er verweist auf die Zahlen: In den Ländern, in welchen die SCM tatkräftig investiert, und teils auch eigene Niederlassungen pflegt, sei der Export von Schweizer Käse praktisch stabil geblieben. Er sank lediglich um 0,26 Prozent oder 172 Tonnen, dies trotz schwierigem Umfeld. Im Gegensatz dazu sei der Export in den übrigen Ländern deutlich um 29,52% oder 3284 Tonnen zurückgegangen. «Die Marktbearbeitung durch SCM hat damit nachweislich einen positiven Einfluss auf dem Käse-Export», so Spahr weiter. (LID)
(gb)