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Traditioneller Räucherofen
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Rauch ist ein komplexer Mix aus festen Russpartikeln, winzigen Flüssigkeitströpfchen und verdampfenden, gasförmigen Verbindungen. Insgesamt hat man 300 Stoffe nachgewiesen, darunter aromagebende Phenolverbindungen wie Syringol, das süssliche Maltol oder caramelliges Furan. Diese Substanzen entstehen bei unterschiedlichen Temperaturen. Während der unvollständigen Verbrennung, dem Schwelen, entstehen Phenole, die antimikrobiell wirken, oder Carbonyle wie Formaldehyd, das Hefen und Schimmel hemmen.
In den letzten Jahren sind verstärkt gesundheitliche
Aspekte bei der Bewertung
von Lebensmitteln und Herstellungstechnologien
in den Vordergrund getreten,
die teilweise erhebliche Veränderungen in
der Prozessführung ausgelöst haben.
Die Kunst des traditionellen Räucherns wird aus diesem Grund teilweise durch die industrielle Anwendung
von standardisierten flüssigen Raucharomen ersetzt. Aber auch der Vorteil der wegfallenden Abluftreinigung kann eine Rolle spielen. Flüssigrauch schützt gemäss dem Institut für Holzchemie der Uni Hamburg vor unkontrollierten unerwünschten Rauchbestandteilen und ist aus toxikologischer Sicht eine interessante Alternative zum klassichen Räuchern.
Als Flüssigrauch werden Lösungen bezeichnet,
die durch Pyrolyse von Holz gewonnen
werden: Holz wird unter weitgehendem
Ausschluss von Sauerstoff erhitzt,
und die entstehenden Rauchgase kondensieren
in Lösungsmitteln wie Wasser
oder pflanzlichen Ölen. Weltweit gibt es
nur etwas mehr als ein halbes Dutzend Produzenten.
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Flüssigrauchkammer
(Bild: Pacovis)
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Die flüchtigen Rauchbestandteile
werden kontinuierlich durch
einen Gasstrom aus der heissen Reaktionszone
entfernt und kondensieren in speziellen
Anlagen. Die Produkte werden in der Regel durch weitere
Prozessschritte wie Extraktion,
Destillation, Konzentration durch Verdampfung,
Absorption oder Membrantrennung
raffiniert.
Die Verwendung von Flüssigrauch ist gemäss dem Institut für Holzchemie der Uni Hamburg
wirtschaftlicher als der Betrieb von konventionellen
Räucheröfen. Flüssigrauch ist
preisgünstiger, darüber hinaus lässt er
sich standardisieren. Dadurch können
Räucherwaren mit konstanter Qualität,
Geschmack und Aussehen hergestellt werden.
Die industrielle Anwendung von
Flüssigrauch kann als Aerosol (Nebel),
über ein Tauchbad oder durch Berieseln
erfolgen.
Durch spezielle Fraktionen des Flüssigrauchs
lassen sich auch nur Bräunungseffekte
erzielen, sodass ein schwarzgeräucherter
Schinken ohne aufdringliches
Raucharoma produziert werden kann. In
den Ursprungsländern des Flüssigrauches,
USA und Kanada, gibt es sogar Flüssigraucharomen
für den Endverbraucher im
Supermarkt.
Raucharomen von Red Arrow
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Ein Raucharoma-Hersteller ist die amerikanische Firma Red Arrow. Sie entwickelte vor Jahrzehnten ein Verfahren, bei dem Raucharoma aus gereinigtem Rauch gewonnen wird. Dafür werden Sägespäne in einem Raucherzeuger unter Ausschluss von Sauerstoff erhitzt. Die dadurch entstandenen Rauchgase werden im Trinkwasser auskondensiert. Im Anschluss wird das Kondensat in mehreren Filterverfahren von den unerwünschten Stoffen wie Teer, Asche und den polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) gereinigt. (GB)
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Räuchern im Trend – wie und warum
(gb)