Räuchern ist in modernen Küchen im Trend. Alles wird geräuchert von der Suppe bis zum Dessert (Bild: Mozzarella), oft wohl eher zwecks Effekthascherei als einer gelungenen sensorischen Harmonie. Aber bei Metzgereiprodukten passt diese Aromatisierung. Dezenter Rauch hat einen angenehmen Einfluss auf Geschmack und Farbe. Insbesondere der Umami-Geschmack wird verstärkt. Auch eine Haltbarkeitsverbesserung des Rauches ist erwünscht, aber dafür gibt es heute effizientere Prozesse wie Trocknung, Erhitzung, Kühlung, Salz und Zusatzstoffe erzielt. Immerhin: Durch den Nebeneffekt der Trocknung sinkt der Wassergehalt von Fleisch- und Wurstwaren um 10 bis 40 Prozent.
Die Räucherverfahren variieren. So kann man Holzschnitzel schwelend abbrennen lassen, oder wie beim Reiberauchverfahren Buchenholz gegen ein drehendes Metallrad pressen, wodurch ohne Verbrennung ein tief temperierter Rauch entsteht. Dieser Reiberauch stiftet milden, süsslichen Rauch im Gegensatz zum Hackschnitzelrauch und enthält fast kein unerwünschtes Benzpyren.
In Nordeuropa bevorzugt man meist Erle, in Mitteleuropa führt kein Weg an der Buche vorbei, in den USA vorzugsweise Hickory. Geräuchert wird im Allgemeinen mit
Sägespänen oder –mehl. Der Buche werden teilweise auch Sägespäne
oder -mehl von Erle beigegeben, um die
Räucherwaren dunkler zu machen. Die
Beimischung von Wacholderbeeren,
Kräutern,Tannen- oder Kiefernzapfen und
-nadeln dient vor allem der Geschmacksgebung.
Seltener werden Fichten- oder
Kiefernspäne zum Räuchern verwendet. Jede Räucherei hat eine eigene Mischung, die optimal auf die Produkte abgestimmt ist und für eine individuelle Geschmacksnote sorgt.
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Rauchgrill der Firma Weber
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Längst haben sich auch Kombinationen aus Hölzern und Gewürzen, Heu oder Kräutern durchgesetzt. In Südtirol wird der Speck über Lärchenholz geräuchert. Im Elsass wird Rohschinken über Rebstöcken aromatisiert. Sie geben ihm eine intensiv-würzige und zugleich fruchtige Note. An der russischen Ostseeküste werden heute noch Flundern in Räuchergruben gegart mit Kiefernzapfen, die den Fischen ein balsamisch-waldiges Aroma verleihen.
Je höher die Temperatur, desto kürzer verbleibt
das Lebensmittel im Rauch. Die Haltbarkeit ist jedoch umso besser, je länger
bei niedriger Rauchtemperatur geräuchert
wird, da kalter Rauch besser und tiefer
in das Räuchergut eindringt.
Bei der Temperaturführung unterscheidet man zwischen:
• Kalträucherung (Rauchtemperatur 15 bis 25 °C), z. B. bei Rohwurst, Saucisson, Rohschinken, Rauchlachs.
• Warmräucherung (Rauchtemperatur 25 bis 50 °C), angewandt z. B. bei Schweinswurst, Frankfurterli.
• Heissräucherung (Rauchtemperatur 50 bis 85 °C), z. B. bei Wienerli, Cervelat, Schüblig, gekochtem Schinken, Aal, Makrele.
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Lachs im Räucherofen
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Wichtige Inhaltsstoffe des Rauches sind aliphatische und aromatische Kohlenwasserstoffe,
Phenole, organische Säuren, Alkohole, Ketone, Ester und Carbonylverbindungen. Neben
den Carbonylverbindungen sind die Stickstoff-Heterocyclen
im Wesentlichen für die Farbe verantwortlich. Das typische Raucharoma
wird überwiegend durch Phenole und
Terpenkohlenwasserstoffe sowie deren
Derivate gebildet. Auch Carbonsäuren (z. B. Ameisensäure, Essigsäure und Carbonsäureester) tragen zu diesem sogenannten Prozess-Aroma bei.
Je weniger
Luftsauerstoff beim Räuchern zugeführt
wird, desto grösser ist die Vielfalt an
organischen Verbindungen gemäss dem Institut für Holzchemie der Uni Hamburg.
Nahezu alle Stoffarten, welche die Lebensmittelchemie zu bieten hat, entstehen bei diesem Prozess.
Phenole und Carbonyle koagulieren ausserdem das Eiweiss im Fleisch und verbinden die funktionellen Gruppen des Glutamins bzw. des Asparagins. Es kommt zur Quervernetzung der Proteine, woraus eine ledrige Haut des Fleisches resultiert. Bild: warm geräucherte Pouletbrust.
Die konservierenden Eigenschaften werden neben den Phenolen
vor allem durch Carbonylverbindungen verursacht. Aber praktisch alle oben aufgeführten Verbindungen wirken mehr oder weniger antimikrobiell und tragen so zur Haltbarkeit bei. Die durch das Räuchern verhärtete Oberfläche des Räuchergutes verhindert zusätzlich das Eindringen von Mikroorganismen.
Unerwünschte Stoffe
Auch gesundheitlich bedenkliche Verbindungen kommen vor, zum
Beispiel polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) wie Benzpyren,
Benzfluoren und Benzanthrazen, die im
Tierversuch mutagene oder kanzerogene
Wirkungen besitzen. Eine dieser Verbindungen
ist das stark krebserregende 3,4-
Benz(a)pyren, für das eine Höchstmenge von
1 μg/kg (1 ppb) geräuchertes Fleischerzeugnis gilt. Generell ist die Regel: je höher die Rauchtemperatur, desto stärker die Belastung mit PAKs.
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(gb)