FROMARTE, die Hauptorganisatorin der SWISS CHEESE AWARDS hat dieses Jahr wieder den wichtigsten Schweizer Käsewettbewerb veranstaltet, die 8. Ausgabe der SWISS CHEESE AWARDS. Dazu lud sie Prof. Bernard Lehmann zur offiziellen Einweihung ein, Direktor des Bundesamtes für Landwirtschaft. Daneben war die Stadt Bellinzona Gastgeberin für den grossen Schweizer Käsemarkt und das Fest.
Ausstellung der Siegerkäse im Hof des historischen Rathauses an der Piazza Nosetto.
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Das ganze Wochenende über dauerte der SWISS CHEESE AWARDS-Käsemarkt mit rund 40 Ausstellern auf der Piazza del Sole am Fusse des Castelgrande. Es gab nebst Schweizer Käse auch Spezialitäten von ausländischen Käsereien zum probieren und kaufen.
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Agnes Béroud von der mehrfach prämierten Käserei Fleurette in Rougemont VD präsentierte am Käsemarkt ihre Neuheit, den getrüffelten Fleurette, einen Rohmilch-Weichkäse.
Der Tomme Fleurette Nature gewann schon mehrere Auszeichnungen an früheren Swiss Cheese Awards, an einer Bergkäseolympiade und einem Regionalprodukte-Wettbewerb.
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Im Chalet der Confrérie du Gruyère wurde das Käsen demonstriert. Kinder konnten ihren eigenen Käse herstellen und mit nach Hause nehmen oder an einer künstlichen Kuh das Melken versuchen. Aber auch echte Tiere waren in einem Bauernhof-Streichelzoo einquartiert. Neben vielen Folkloredarbietungen animierte ein Sägemehlring auf der Piazza del Sole zum Schwingen (nicht nur Fahnen, sondern vor allem Hosen).
Martin Bienerth, mehrfach prämierter Käseaffineur von der Sennerei Andeer GR mit seinen «Ex-Töchtern» d.h. mit einer Ex-Ladentochter und einer Ex-Lehrtochter. Er verwendet übrigens nur Milch von nicht enthornten Kühen und ist überzeugt, «dass sie anders ist, nicht besser aber anders» - quasi «andeers».
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Ziegenkäse, Tessiner Spezialität von der Gotthard-Schaukäserei in Airolo
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Rund 20'000 Personen besuchten gemäss Schätzung von Fromarte die Käsemärkte sowie den Tessiner Bauernbruch und dies trotz verregnetem Samstag. Am Freitag herrschte noch Glacéwetter, und am Sonntag kehrte die Sonne zurück. Am Samstag gab es in der Bahnhofstrasse einen grossen (simulierten) Alpabzug, der viel Publikum anlockte: mit geschmückten Rindviechern, Fahnenschwingern, Treichlern, Alphornbläsern und Oldtimer-Traktoren.
Wettbewerb-Sieger: viele bekannte Gesichter
Am wichtigsten Schweizer Käsewettbewerb, den alle zwei Jahre stattfindenden SWISS CHEESE AWARDS, bewerteten 115 Expertenjuroren (Profis aus Milchwirtschaft und Gastronomie, Konsumenten- und Medienvertreter) Konsistenz, Geschmack und Aussehen
von 714 Wettbewerbskäsen und erkoren 27 Kategoriensieger sowie einen Gesamtsieger. Das Publikum durfte der internationalen Jury am Donnerstagnachmittag im Messegebäude EspoCentro beim Degustieren zusehen.
Swiss Cheese Champion Patrick Hauser – der offiziell bester Schweizer Käser 2012. Er stellt Vacherin Mont d’Or her.
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Der Titel «Swiss Cheese Champion» geht 2012 an Charles und Patrick Hauser aus Le Lieu VD für ihren Vacherin Mont-d’Or AOC. Alle 27 Kategoriensieger wurden an einem Grossbankett mit 500 Personen, der Galanacht, am Freitagabend geehrt. Anschliessend servierten sie an einer überlangen festlichen Käsetheke den Gästen ihre prämierten Produkte.
Ein Käsebuffet mit 27 prämierten Sorten, persönlich geschnitten, gehobelt oder geschmolzen vom betreffenden Käser, gibt es nur an der Gala der Swiss Cheese Awards.
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Viele Sieger hatten schon früher eine Trophäe geholt (die SWISS CHEESE AWARDS verleihen nicht nur Medaillen, sondern dekorative Trophäen aus Kristallglas der Glasi Hergiswil). Bemerkenswert war ein Doppelsieger, der Toggenburger Käser Thomas Stadelmann von der Käserei Stofel in Unterwasser, der mit seinem Geissebergkäse in der Kategorie Ziegenkäse gewann sowie mit seinem Bloderkäse AOC in der Kategorie «Werdenberger Sauerkäse, Liechtensteiner Sauerkäse und Bloderkäse AOC».
Bei dieser St.Galler Spezialität, die vor zwei Jahren ihre AOC-Anerkennung erhielt, gab es allerdings viel weniger Konkurrenz als etwa in der offenen Kategorie «übrige Halbhartkäse». So oder so gehören die St.Galler zu den besten Käsern, holten sie doch in den offenen (nicht auf einzelne Kantone beschränkte) Kategorien drei Siege und schnappten sogar wieder den Appenzellern den Appenzeller-Sieg weg.
Die prämierte Käseinnovation der Thurgauer Käserei Holzhof: ein Monat in Rotwein und Trester affiniert.
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Die Käserei Holzhof ist nicht nur bei der Käseherstellung innovativ - sie gewann den Sieg in der Kategorie der Käseinnovationen - sondern auch im Marketing. Dies begann schon im Jahr 1893, als der damalige Besitzer Otto Wartmann das Tilsiterrezept von Tilsit in Ostpreussen nachhause brachte, nach Bissegg im Thurgau. Um dem beliebten Schweizer Käse eine neue Heimat zu geben, nennt sich Bissegg seit einigen Jahren Tilsit.
Aber wenn man einen Brief an die Käserei in Tilsit schickt, kommt er nur mit Postleitzahl an, weil die Post die Namensänderung ohne jedes Verständnis für Käsemarketing einfach ignoriert. Vielleicht würde es helfen, wenn man den Postchef als Ehrengast an die nächste Swiss Cheese Awards Gala einlädt. Doch er würde vermutlich einwenden «da könnte ja jeder kommen». In der Tat könnte zB Aarburg auf die Idee kommen, dem Hamburger eine neue Heimat zu geben und sich fortan Hamburg zu nennen.
Claudia Wartmann von der Käserei Holzhof im Thurgauischen Tilsit am Käsemarkt der Swiss Cheese Awards in Bellinzona Ende September.
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Bester Schweizer Käse 2012: Vacherin Mont-d’Or
(gb)